BLKÖ:Streinz, Wenzel Matern
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 40 (1880), ab Seite: 20. (Quelle) | |||
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[21] Mutter, einer Tochter des fürstlich Schwarzenberg’schen Hof-Secretärs Ambrozowsky, erhielt er eine sorgfältige Erziehung. Im Alter von zehn Jahren kam er auf das Gymnasium zu Budweis, welches er 1808 mit dem Zeugniß der Reife verließ. Zur ärztlichen Laufbahn entschlossen, bereitete er sich auf der Prager Hochschule unter Bolzano [Band II, S. 35], Jandera [Bd. X, S. 66], A. Klar [Bd. XII, S. 14], Niemtschek [Bd. XX, S. 350] u. A. für das medicinische Studium vor. Mit dem 1811 erfolgten Tode seines Vaters war ihm jede weitere pecuniäre Unterstützung abgeschnitten, so daß er befürchtete, seinen Beruf aufgeben zu müssen. Doch durch Unterrichtertheilen und bald auch als Hauslehrer, so gut es ging, sich forthelfend, begann er noch in demselben Jahre das eigentliche medicinische Studium. Seine Lehrer waren: A. Ritter von Jungmann [Band X, S. 316], Mikan [Bd. XVIII, S. 265], Nadherny [Band XX, S. 25], Freyßmuth [Band IV, S. 354], Ilg [Band X, S. 189], Krombholz [Band XIII, S. 247], von denen die letzteren drei ihm ihr besonderes Wohlwollen dadurch bezeugten, daß sie ihn zu ihren Privatcuren mitzunehmen pflegten. Bald nahm sich seiner auch der berühmte Augenarzt Dr. Johann Nep. Fischer [Band IV, S. 239] an, und die von diesem für Assistenz empfangenen Honorare setzten ihn in den Stand, die Kosten des Diploms als Magister der Geburtshilfe aus eigenen Mitteln zu bestreiten. Im Mai 1814 begann er seine praktische Thätigkeit als Assistent im Lehramte der Chemie, im folgenden Jahre wurde er Assistenzarzt an der ständischen Augenheilanstalt und am Blinden-Institute unter dem erwähnten Professor Fischer. Am 1. Februar 1817 erlangte er die medicinische Doctorwürde. Im März 1817 zum Assistenten an der medicinischen Klinik unter Dr. Hoeger ernannt, fand er als solcher Gelegenheit, das anatomisch-pathologische Museum der Universität nicht unwesentlich zu bereichern und durch entsprechende Darstellung der vorhandenen Präparate auf eine höhere Stufe der Vollkommenheit zu bringen. Bald darauf wurde er Ordinarius des Prager Taubstummen-Institutes und der in der oberen Neustadt untergebrachten Findel-Anstalt. Seine verdienstvolle Verwendung veranlaßte nun, daß er, der jüngste unter 13 Mitbewerbern, am 22. October 1818 zum k. k. Kreisarzte des Bidschower Kreises, mit dem Sitze in Gitschin, ernannt wurde. Am 25. November 1819 aber kam er in gleicher Eigenschaft zum Berauner Kreise mit dem Sitze in Prag. Nach nahezu zehnjähriger Thätigkeit daselbst erfolgte am 20. Jänner 1828 seine Beförderung zum k. k. Regierungsrath und Sanitäts-Referenten bei der Landesstelle in Linz, dann zum Protomedicus für Oberösterreich und Salzburg, auf welchem letzteren Posten er in verdienstlichster Weise wirkte. Nach dem 1840 erfolgten Tode des Dr. Lor. Chr. von Vest wurde er mit ah. Entschließung vom 6. September 1841 zu dessen Nachfolger als k. k. Gubernialrath, Protomedicus und Sanitäts-Referent bei dem steiermärkischen Gubernium und gleichzeitig zum Director der medicinisch-chirurgischen Studien in Gratz erhoben. Aus diesen Stellungen trat er am 30. December 1852 in den zeitlichen, am 18. November 1856 aber in den bleibenden Ruhestand. In diese mehr als 42jährige [22] Dienstzeit fallen manche Momente, die eine nähere Erwähnung verdienen. Von seiner Beliebtheit als praktischer Arzt sowohl während seiner Wirksamkeit in Böhmen, als später in Oberösterreich und in der Steiermark, sowie von mehreren glücklichen Curen in schwierigen und höchst bedenklichen Krankheiten abgesehen, hat er als Vorstand des Medicinalwesens zweier Provinzen des Kaiserstaates viel zur Hebung der öffentlichen Heilungsanstalten und Versorgungsinstitute in Linz, Gratz, Salzburg gethan und bei zahlreichen Epidemien und Viehseuchen durch sein energisches Einschreiten große Dienste geleistet, dann als Director der medicinisch-chirurgischen Studien in Gratz vereint mit den daselbst vortragenden Professoren zur Förderung der Anstalt mit allen Kräften gewirkt. Aber auch schriftstellerisch war er in seinem Fache thätig und sind nach dieser Richtung folgende Schriften von ihm zu verzeichnen: „Anleitung zur Untersuchung der Apotheken, vorzüglich aber zur Prüfung der Echtheit und Güte der Arzneien“ (Prag 1825), wovon ohne sein Wissen eine italienische Uebersetzung (Pavia 1833, Bizzoni) erschienen ist; – „Die medicinisch-statistische Topographie des Berauner Kreises in Böhmen“ (Prag 1826); – „Les bains de Gastein et leurs effets admirables dans les maladies les plus désespérées“. Avec un plan (Linz 1833, Fink, gr. 12°.); – „Bericht aus Gastein für das Jahr 1833“ (Linz 1834, gr. 8°.); – „Die Mineralquelle und das Heilbad zu Dachsberg in Oberösterreich“ (Linz 1837); – „Systematische Uebersicht über die seit dem Jahre 1770 bis 1836 erschienenen Gesetze und Verordnungen in Bezug auf das Sanitätswesen im Allgemeinen“. 2 Bände (Wien 1838, v. Mösle’s Witwe, 8°.); – „Die Heil- und Versorgungs-Anstalten zu Gratz“ (Gratz 1843), erschien ohne seinen Namen, als Festgabe an die im genannten Jahre zu Gratz versammelten Aerzte und Naturforscher; – „Nomenclator fungorum exhibens ordine alphabetico nomina tam generica quam specifica ac synonyma a scriptoribus de scientia botanica fungis imposita“. 4 Fasc. (40 Bog.) (Wien 1861, Grund [Gorischek] Lex.-8°.); – „Iconographia bryologica“ (Lipsiae 1866). Außer diesen im Buchhandel erschienenen Schriften gab er mehrere hundert größere und kleinere Abhandlungen und Aufsätze in Fachblätter, wie die „Medicinischen Jahrbücher des österreichischen. Kaiserstaates“, die „Medicinisch-chirurgische Zeitung“ zu Innsbruck, die „Jenaer allgemeine Literatur-Zeitung“, Meißner’s „Jahrbücher für Medicin und Chirurgie“ u. a. Auch im Fachblatt des Vereins der Naturforscher zu Gratz sind mehrere seiner Arbeiten enthalten. Das Studium der Naturkunde, vornehmlich der Botanik und Mineralogie beschäftigte ihn unablässig neben seinen Berufsarbeiten. Außer einer ansehnlichen oryktognostischen Sammlung besaß er ein Herbarium mit über 7000 Pflanzenspecies aus allen Theilen des österreichischen Kaiserstaates. Diese wissenschaftliche Thätigkeit veranlaßte seine Wahl zum Mitgliede mehrerer gelehrten Gesellschaften und Vereine des In- und Auslandes; von jenen aus dem „Reiche“ seien genannt: die medicinisch-chirurgische Gesellschaft zu Berlin, die Gesellschaft der Natur- und Heilkunde zu Dresden, die Heidelberger Gesellschaft der Naturforscher und Aerzte, die naturforschende Gesellschaft in Altenburg, die sächsische Gesellschaft für Mineralogie und Geognosie zu Jena, die medicinische Gesellschaft in Leipzig und [23] die botanische Gesellschaft in Regensburg.
Streinz, Wenzel Matern (Arzt und Fachschriftsteller, geb. zu Wittingau in Böhmen 14. September 1792). Der Sohn eines fürstlich Schwarzenberg’schen Wirthschaftsbeamten. Unter der unmittelbaren Leitung seiner sehr unterrichteten- Mezler von Andelberg (Joh. B. A.), Zur Feier der am 1. Februar 1867 eingetretenen fünfzigjährigen Doctors-Promotion des Herrn Wenzel Matern Streinz, Doctors der Medicin u. s. w. (Gratz 1867, 8°.).