BLKÖ:Stradiot-Mende, Pauline von
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Stradiot, die Familie | ||
Band: 39 (1879), ab Seite: 208. (Quelle) | |||
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[WS 1] ihr Lehrmeister. Die junge Sängerin glänzte bald im Kirchengesange; mit der Fortbildung wuchs auch die Lust und Neigung zum Gesange immer mehr, und so geschah es, daß sie den Entschluß faßte, sich ganz dieser Kunst, und zwar auf der Bühne, zu widmen. Der Verwirklichung dieses Gedankens trat die entschiedene Weigerung des Vaters entgegen. Mit dem [209] Tode desselben fiel jedoch dieses Hinderniß hinweg und, dem inneren Drange folgend, wurde Fräulein Stradiot Sängerin. Ihre künstlerische Laufbahn begann sie in Italien. In Mailand trat sie zuerst auf, und da sie mit ihrer schönen, trefflich geschulten Stimme auch eine bestrickende äußere Erscheinung verband, wurde sie bald der Liebling des Mailänder Publicums, welches sie mit Beifall und anderen Auszeichnungen überschüttete. Nachdem sie aus Italien nach Wien zurückgekehrt war, hörte sie daselbst der damalige Regisseur Schmidt des Dresdener Hoftheaters, der sie, ihr ungewöhnliches Talent erkennend, für diese Bühne engagirte. An derselben gewann sie alsbald die Sympathien des Publicums und der Intendanz, von welcher sofort ihr Gehalt verdoppelt und ihr Contract auf zwei Jahre verlängert wurde. In Dresden lernte die Künstlerin den Schauspieler Mende kennen, der gleichfalls bei der Hofbühne engagirt war, und wurde dessen Gattin. Als Mende einen Ruf an das Stadt-Theater zu Breslau annahm, suchte sie um ihre Entlassung nach, welche sie erst nach vielen Bemühungen erhielt. Sie ging nun auch nach Breslau, wo sie zunächst als Lucretia Borgia auftrat. Nach Ablauf eines Jahres besuchte sie mit ihrem Gatten Wien, wo sie am Hofoperntheater in „Figaro’s Hochzeit“ zuerst die Gräfin, dann den Fidelio sang. Die angeknüpften Unterhandlungen führten jedoch zu keinem Engagement, und die Sängerin nahm jenes an, welches ihr der Director Hoffmann in Prag unter bei weitem vortheilhafteren Bedingungen anbot. Nach einem zweijährigen Aufenthalte daselbst folgte das Paar einem ehrenvollen Rufe zu einem dreimonatlichen Gastspiele in Stettin, dann ging es nach Berlin und von da nach Hamburg, wo sie zum ersten Male die Fides im „Propheten“ sang. Von anderen Rollen, welche sie daselbst mit glänzendem Erfolge spielte, nennen wir nur noch Fidelio und Donna Anna in „Don Juan“. Auf einen Antrag der Intendanz des Hoftheaters in Stuttgart ging die Künstlerin nach Ablauf des Hamburger Contractes nach der Hauptstadt Württembergs, wo sie noch um die Mitte der Fünfziger-Jahre sich befand. Im Jahre 1857 sang sie in Wiesbaden und 1858 die ersten dramatischen Gesangspartien im Stadt-Theater zu Düsseldorf. Bis dahin tritt sie noch immer als Frau Stradiot-Mende auf; 1863 aber nur mehr als Frau Stradiot in dem von Waltersdorf dirigirten vereinigten Theater zu Königsberg in Preußen, wo sie außer in der Oper auch in chargirten Rollen des Schauspiels mitwirkte und noch 1867 thätig war. Im Jahre 1870 ist ihr Name bereits von der Bühne verschwunden. Die letzten Schicksale der Künstlerin sind nicht bekannt. Ihr Gatte hatte in den Jahren der Trennung von ihr an den Theatern zu Passau, Aschaffenburg, Erfurt und zuletzt in Hamburg gespielt.
Stradiot-Mende, Pauline von (Sängerin, geb. zu Wien im Jahre 1832). Tochter des Hofsecretärs bei der k. k. Hof-, Haus- und Staatskanzlei, Louis von Stradiot, entwickelte sie schon als Kind große Fähigkeiten für die Kunst, namentlich für Musik und Malerei, und concertirte bereits in ihrem siebenten Jahre in Familiencirkeln. Bei dieser besonderen Vorliebe für die Kunst wurde der Unterricht des Kindes in beiden Fächern mit Sorgfalt betrieben. In den Anfangsgründen des ersteren unterrichtete sie Riechling; die Ausbildung in der Malerei erhielt sie durch Maler Wurzinger. Sie wurde bald eine vortreffliche Fortepianospielerin, und auch in der Malerei brachte sie ihr schönes Talent zur Geltung. Außerdem übte sie sich in Sprachen, vorherrschend aber, ihrer musikalischen Neigung folgend, bildete sie sich im Piano und, als es die Jahre gestatteten, im Gesange aus. In letzterem, zu welchem ihre schöne Stimme sie besonders befähigte, wurde der rühmlichst bekannte, damals eben in Wien befindliche Capellmeister Otto Nikolai- Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.), Supplement Bd. V, S. 1059.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Otto Nicolai (Wikipedia).