Zum Inhalt springen

BLKÖ:Stillfried, die österreichischen Freiherren, Genealogie

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 39 (1879), ab Seite: 48. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Stillfried-Rattonitz in der Wikipedia
Stillfried-Rattonitz in Wikidata
GND-Eintrag: 129099945, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Stillfried, die österreichischen Freiherren, Genealogie|39|48|}}

Zur Genealogie der österreichischen Freiherren Stillfried. Vor Allem muß bemerkt werden, daß der Beiname Rattonitz, dessen sich die Stillfried vordem gemeinschaftlich bedienten, durch das „Genealogische Taschenbuch der freiherrlichen Häuser“ vom Jahre 1859 eine Veränderung dahin erfahren hat, daß sich die österreichischen Linien nach einer im Mannesstamme erloschenen böhmischen Familie: Stillfried-Ratenicz, die preußischen hingegen Stillfried-Rattonitz schreiben. Die Stillfried sind ein ursprünglich böhmisches altes Adelsgeschlecht, das sich später in viele Zweige und Linien zertheilte und über Mähren, das Schlesische Gebiet bis nach Preußen hin ausdehnte. Die Genealogen leiten seinen Ursprung aus dem neunten Jahrhundert von einem Fürsten aus dem Hause der Przemysliden, dem Herzog Stoymir, welcher Name in deutscher Uebersetzung Stillfried lautet, ab. Nicht [49] geneigt, den Genealogen in ihre selbst gezogenen labyrinthischen Gänge nachzufolgen, halten wir uns an die späteren durch urkundliche Belege gestützten Angaben, und nach diesen finden wir bereits im Jahre 1207 – also immerhin in früher Zeit – einen Hirzo (Heinrich?) Stillfried; im nämlichen Jahrhunderte, im Jahre 1272 einen Ritter Conrad S., und zwei Jahrzehnte später, 1292, einen Comthur des Johanniter-Ordens Leutpold S. zu Meuwenperge (dem heutigen Mailperga) in Niederösterreich. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts, 1346, taucht der erste Stillfried, Hermann auf Tuntschendorf, in der Grafschaft Glatz auf. Ein anderer Hermann Stillfried auf Radienicz, im Kaurzimer Kreise Böhmens, worin wir das heutige Ratenicz der österreichischen Linien zu erkennen glauben, führte einen von Gold und Schwarz schrägrechts getheilten Wappenschild, welcher noch heut im Herzschild des Stillfried’schen Wappens erhalten ist. Einen gleichen hatte auch die um dieselbe Zeit aufblühende Familie der Smrz (Smizicki) von Radnitz. Den ersten Grund zu der nachmaligen Größe des Hauses legte Georg Stillfried von Radnitz auf Steinau, Tuntschendorf und Krainsdorf, der mit Anna, der Erbtochter des letzten Herrn von Dohna auf Neurode, diese in der Grafschaft Glatz gelegene Herrschaft erheiratete, welche sich zur Stunde noch im Besitze des einen der gräflichen Zweige der preußischen Linien befindet. Georg ließ sich auch mit diesem Besitzthum am 3. Mai 1472 von König Podiebrad von Böhmen belehnen. Von Georg führt die Stammlinie in ununterbrochener Folge bis auf die Gegenwart fort. Sein Sohn, gleichfalls Georg genannt, vermälte sich um 1480 mit Maria geborenen Pogorell; dessen Sohn Jacob mit Katharina geborenen von Reichenbach, und dessen Sohn Heinrich (geb. 1519, gest. 1615) mit Elisabeth geborenen von Pannwitz. Mit diesem letzteren hebt unsere Stammtafel an. Heinrich hatte zwei Söhne, Bernhard und Hans. Bernhard war mit Margaretha von Borschnitz vermält und heißt, weil der aus dieser Ehe hervorgegangene Sohn den Namen des Vaters führt, zum Unterschiede von demselben, welcher Bernhard der Jüngere genannt wird, Bernhard der Aeltere. Bernhard der Jüngere, welcher Landeshauptmannschafts-Verwalter der Grafschaft Glatz war, brachte mit Diplom ddo. 25. Mai 1662 der Erste den Freiherrenstand in das Haus Stillfried, aber da er 1669 ohne männliche Erben zu hinterlassen, starb, erlosch mit ihm diese Linie. Dagegen pflanzte sein jüngerer Bruder Hans das Geschlecht fort, und zwar ist die ununterbrochene Stammesreihe folgende: Hans und Barbara Christine geborene von Tschischwitz; – Tobias (gest. im Felde 1629) und Ursula geborene von Falkenhayn, aus dem Hause Jenkau; – Hans Bernhard und Barbara geborene von Tschischwitz; – Bernhard und Barbara geborene von Werder und Schlenz, die letzte ihres alten Hauses, deren Wappen nun mit jenem der Stillfried vereinigt wurde; – Raimund Erdmann Anton (geb. 24. April 1672, gest. 13. Juni 1720) und Katharina geborene Gräfin Wieschnik auf Neuhof (gest. 1725); – Johann Joseph (geb. 1696, gest. 1739) und Maria Anna Gräfin Salburg (gest. 21. October 1761). Diese zwei letztgenannten sind die gemeinschaftlichen Stammeltern aller heut blühenden Linien des Hauses Stillfried. Johann Joseph war der dreizehnte Lehensträger seines Stammes zu Neurode in der Grafschaft Glatz, Mannrechtsbeisitzer der Grafschaft, k. k. Kämmerer und hatte mit seiner Gattin Maria Anna die Herrschaft Angern im Marchfelde ererbt .Aus Johann Josephs Ehe gingen fünf Söhne und vier Töchter hervor. Die Töchter heirateten in Familien des hohen österreichisch-ungarischen Adels, in die der Grafen Nimpsch, Montecucculi-Laderchi und Festetics de Tolna. Von den Söhnen pflanzten drei ihr Geschlecht fort. Freiherr Michael (geb. 1726, gest. 21. Februar 1796) ist der Stifter der ersten preußischen Linie. Durch Familienvertrag vom Jahre 1773 wurde er Besitzer der gesammten Neuroder Güter und feierte mit seinen Brüdern Augustin und Ignaz Franz am 3. Mai 1772 ein Fest zum Andenken des dreihundertjährigen Familienbesitzes auf dem Schlosse Neurode; im Jahre 1781 wurde er erster Allodialbesitzer von Neurode, Herr der Herrschaften Rückers, Schnallenstein, Deutsch-Tscherbeney u. s. w. in der Grafschaft Glatz. Er war königlich preußischer Oberst a. D. Mit seiner Gemalin Karolina geborenen von Giese hatte er zwei Söhne, von denen der ältere, Johann Joseph, die gräfliche heut in zwei Häusern, [50] dem älteren und dem neueren, fortblühende Linie stiftete; der jüngere Friedrich, die erste freiherrliche preußische Linie fortsetzte. Michaels Bruder Ignaz Franz (geb. 3. Jänner 1734, gest. zu Wien 13. October 1805), Herr auf Bunzendorf und Antheil Ludwigsdorf in der Grafschaft Glatz bis 1767, auf Nimmersatt u. s. w. in Schlesien, später auf Roth Chota bei Tabor in Böhmen, ist mit seinen drei Frauen a) Josepha Freiin von Kalkreuth, b) Josephine Freiin von Gruttschreiber, und c) Maria Anna von Dittersdorf. Stifter der zweiten freiherrlichen preußischen Linie. Der ältere Bruder Emanuel (geb. 12. Jänner 1725, gest. 8. October 1794), der beiden vorgenannten Michael und Ignaz Franz, ist aber mit seiner Gemalin Antonia geborenen Gräfin Zierotin der Stammvater sämmtlicher heut noch vorhandenen österreichischen nur freiherrlichen Linien. Die preußischen Linien sind protestantisch, die österreichischen prononcirt römisch-katholisch. – Was die Würden und Aemter, welche das Geschlecht Stillfried erlangte, betrifft, so wurde der freiherrlichen im Jahre 1662 an Bernhard den Jüngeren verliehenen Würde bereits oben erwähnt. An die von seinem Bruder Hans gestiftete Linie kam der Freiherrenstand erst mit seinem Urenkel Bernhard mit Diplom ddo. Wien 29. December 1680, bei welcher Gelegenheit die angeerbten Wappen der Herren von Werder, Tschischwitz und Walditz mit dem der Familie Stillfried vereinigt wurden. Den Reichsgrafenstand erlangte des Stifters der ersten preußischen Linie, des Freiherrn Michael Sohn Johann Joseph von Kaiser Franz II. mit Diplom ddo. 18. September 1792, welche Erhebung am 24. Mai 1794 die preußische Bestätigung erhielt. Dann wurde Freiherr Rudolph (geb. 14. August 1804), Chef des heutigen neueren Hauses der preußischen Linie, erster Majoratsherr auf Silbitz, Ehrenritter des Malteser-Ordens, Ehrendoctor der Philosophie, königlich-preußischer wirklicher Geheimrath, Kammerherr, Oberceremonienmeister, Ceremonienmeister des Ordens vom schwarzen Adler, Mitglied der General-Ordenscommission, Vorstand des königlichen Heroldamtes und Mitglied der Akademie der Wissenschaften und Künste, mit Diplom vom 14. October 1861 und nach ihm sein jüngster Sohn aus zweiter Ehe Paul Maria, mit Diplom vom 17. März 1868 in den preußischen Grafenstand erhoben, und laut königlich-preußischer Cabinetsordre ddo. Babelsberg, 4. Juli 1868, der preußische Grafenstand auf die gesammte Descendenz des Grafen Rudolph ausgedehnt. Ueberdies wurde Freiherr, jetzt Graf Rudolph am 25. Mai 1858 zu Lissabon von weiland Seiner Majestät König Dom Pedro V. von Portugal zum Granden von Portugal mit dem Titel eines Grafen „von Alcantara“ ernannt und diese Erhebung in Preußen s. d. 10. April 1859 allerhöchst bestätigt. – Was die Frauen der österreichischen freiherrlichen Linien betrifft, so gehören sie den ersten Familien des österreichisch-ungarischen Adels an; und wir finden darunter die Namen der Familien Batthyanyi, Blümegen, Clam-Martinitz, Hondrichs, Leslie von Balguhain, Schaffgotsche, Salburg, Wieschnik, Woratzitzky, Zierotin. Gegenwärtig zählen die österreichischen Linien des Hauses Stillfried nicht weniger denn vier Sternkreuz-Ordensdamen unter ihren Frauen, und zwar: Franziska Freiin Stillfried-Ratenitz, Tochter des Freiherrn Eduard [S. 52, Nr. 2] und vormalige Hofdame der weiland Kaiserin Karolina Augusta; – Ludovica, Tochter des Freiherrn Rüdiger [s. d. S. 47], Hofdame Ihrer kaiserlichen Hoheit der Erzherzogin Marie[WS 1]; – Hermine geborene Gräfin Batthyanyi, Gemalin des Freiherrn Philipp Franz und Palastdame Ihrer Majestät der Kaiserin Elisabeth von Oesterreich, und Maria geborene Gräfin Leslie von Balguhain, Gemalin des Freiherrn Eduard und Mutter der obengenannten Freiin Franziska. – Die Familie hat im Rathe und im Heere der Fürsten, welchen sie diente, ihre Sprossen gestellt. Auch der Wissenschaft ist dieses Geschlecht nicht fremd geblieben, und haben wir dem tüchtigen Landwirth Freiherrn Rüdiger, als dem um die Hebung der Cultur des Bodens in Mähren und sonst noch verdienten Manne, eine besondere Lebensskizze in unserem österreichischen Lexikon gewidmet, so können wir nicht umhin, auch in Kürze des gelehrten Grafen Rudolph zu gedenken, der, wenn auch zu unserem Kaiserstaate nicht näher in Beziehung stehend, doch als Historiograph seines Hauses hier in ehrenvoller Weise erwähnt werden muß.

[52a] [WS 2]
Stammtafel der Freiherren Stillfried-Ratenicz.
(Oesterreichische Linie.)
Heinrich
geb. 1519, † 1615.
Elisabeth von Pannwitz.
Bernhard d. Ae.
Margarethe von Porschnitz

Bernhard d. J. 1662 Freiherr.
† 1699.
Hans.
Barbara Christine, geborene Tschischwitz.
Tobias 1629.
Ursula von Falkenhayn-Jenkau.

Hans Bernhard.
Barbara von Tschischwitz.

Bernhard, 1680 Freiherr
Barbara von Werder und Schlenz.
Heinrich, Augustiner-Chorherr zu Breslau.
Raimund Erdmann Anton
geb. 24 April 1672, † 13. Juni 1720.
Katharina Gräfin Wieschnik-Neuhof † 1725.
Siegfried
† 1703.
Johann Joseph (I.)
geb. 1696., † 1739.
Maria Anna Gräfin Salburg
† 21. October 1761.
Johann †. Anton †.
Johann Stephan [3][1]
geb. 1723, † 1767.
Emanuel
geb. 12. Jänner 1725,
† 8. October 1794
Antonie Gräfin Zierotin.
Michael
geb. 1726, † 21. Feb. 1726.
Karolina von Giese.
Augustin
geb. 1728, † 1780.
M. Anna Nieselin von Gleissenberg.
Charlotte,
vm. Johann Heinrich Graf Nimpsch.
Agathe,
Graf Montecucculi-Laderchl.
Ignaz Franz
geb. 3. Jänner 1734,
† 13. October 1805
1) Josepha Freiin von Kalkreuth und Dulzig.
2) Josephine Freiin von Gruttschreiber.
3) Maria Anna von Dittersdorf.
Stifter der zweiten preußischen freiherrlichen
Linie.
Cajetana
geb. 1735, † 23. Juli 1819,
vm. Paul Graf Festetics
de Tolna.
Aloisia,
Ferdinand Freiherr von Langenthal.
  Johann Joseph, 1792 Reichsgraf,
geb. 1. Juli 1759.
† 23. October 1805
Elisabeth Gräfin Goetz
geb. 1765, † 1802.
Beide die Gründer der gräflichen
preußischen, heute in zwei Häusern,
dem älteren und dem neueren, blühenden
Linie.
Friedrich
geb. 1763, † 1813.
Aloisia Freiin von Langenthal.
Beide setzten die erste freiherrliche
preußische Linie fort.
Franziska
geb. 22. Juli 1756,
† 22. März 1838.
Peter Graf Blümegen.
Emanuel
geb. 1. Juli 1757,
† im Juni 1830.
1) M. Therese Freiin von Steinpach
geb. 6. Jänner 1764,
† 30. November 1788.
2) Josepha Maria Gräfin Schirnding
geb. 6. Jänner 1773
† 1832.
Agathe
geb. 1765, †,
vm. Ladislaus Graf Erdödy †,
wiedervm. Franz Graf Batthyany.
Rüdiger [S. 47]
geb. 4. September 1764,
† 28. Juni 1833.
1) Rosalia Streer von Strerowitz † 1789.
2) Anna Maria Freiin von Stensch und Prittach
† 28. Jänner 1805,
3) Karolina Josepha Mahy de Cormére Marquise de Favras
geb. 27. Februar 1787.
  Franziska
geb. 29. October 1788, †.
vm. Ernst Graf von Leslie von Balguhain †.
Maria
Canonissin in Brünn
geb. 1790, † 17. Mai 1822.
Franziska
geb. 28. Nov. 1788, †,
vm. Ernst Graf Leslie
von Balguhain.
Maria,
Canonissin in Brünn<br /geb. 1790,
† 17. Mai 1822.
Anton
geb. 19. Dec. 1789,
† 4. Juni 1841.
Antonie
Gräfin Schaffgotsche
geb. 19. Oct. 1796.
Rosalie
geb. 12. Jänner 1797, †.
vm. Johann Anton Graf
Worackizky-Bisslingen

† 7. April 1827.
Agathe
geb. 29. Jänner
1797, †.
vm. Franz
Graf Schaffgotsche.
Karoline
geb. 4. Mai 1800, †.
vm. Joseph Freiherr
Hondrichs von Wolffswarfen.
Wilhelm
geb. 1802,
† 1823.
Augu¬st [1]
geb. 10. Sept. 1806,
Maria Anna Gräfin
Clam-Martinitz
geb. 26. Februar 1802.
Anna
geb. 4. Dec.
1803.
Philipp Franz
geb. 20. März 1808
Hermine
Gräfin Batthyanyi
geb. 20. Dec. 1815.
Eduard [2]
geb. 21. April 1809.
Marie Gräfin Leslie
von Balguhain
geb. 18. Jänner 1818.

Franziska
geb. 30. August 1839.
Natalie,
Ehren-
Stiftsdame,
geb. 2. Juni
1810, † 1841.
Leocadie, geb. 5. August
1811.
Armande,
Stiftsdame zu Prag,
geb. 28. August
1813.
Ludovica
geb. 2. Jänner
1816.
Karl
geb. 21. April
1818.
Anna Dittrich
von Freyenwalde.
  Franz
geb. 9. Juni 1837.
Raimund[WS 3]
geb. 6. August 1839.
Karl
geb. 24. Juni 1842.
  Leocadie
geb. 2. Juni 1852.
Agathe
geb. 3. Juni 1853.
Mariane
geb. 9. April
1855.
Adolph
geb. 26. Juni
1856.
Karl
geb. 3. Nov. 1857.
  Maria
geb. 15. Jänner 1845.
Karoline
geb. 22. Mai 1847.
Rudolph
geb. 15. Juni 1849.
Helene
geb. 2. März 1851.
Franziska
geb. 23. Juli 1854.

  1. Die in den [ ] befindlichen Zahlen weisen auf die kürzeren Biographien, welche sich auf S. 52 und 53 (Nr. 1–3) befinden, wenn aber ein S. voransteht, auf die Seitenzahl, auf welcher die ausführlichere Lebensbeschreibung des Betreffenden steht.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Marie Valerie von Österreich (Wikipedia).
  2. In der Vorlage ohne Seitenzahl.
  3. Raimund Stillfried von Rathenitz (Wikipedia).