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BLKÖ:Stehlin, Sebastian

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Stehlin, Stanislaus
Band: 38 (1879), ab Seite: 3. (Quelle)
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Stehlin, Sebastian (Musikschriftsteller, Geburtsjahr unbekannt). Zeitgenoß. Nach Angabe des van H. Mendel begonnenen, von August Reißmann fortgesetzten, in Berlin bei Heimann ausgegebenen „Musikalischen Conversations-Lexikons“ ist Stehlin in Ligurien geboren. Welches Ligurien damit gemeint ist, ob die 1797 so umgetaufte Republik Genua, oder überhaupt das von dem Flusse Varus, dem Berge Viso, dann den Flüssen Po, Trebia, Macra und dem Meere umgrenzte italienische Landgebiet, ist nicht festzustellen. Auch ist in dem vorgenannten Lexikon Seb. Stehlin, dieser nichts weniger denn unbedeutende Musikgelehrte, so vornehm mit wenigen inhaltlosen Worten abgethan, wie solche Ehre Allem, was aus Oesterreich kommt, in Spree-Athen angethan zu werden pflegt. Zu einem solchen Gebaren ist im Ganzen wenig Grund vorhanden; auch ist es den Forderungen literarischer Urbanität entgegen. Herausgeber dieses Lexikons ist nicht in der Lage, Vollständiges über Stehlin zu sagen. Seit Anfang der Vierziger-Jahre ist Stehlin in Oesterreich, vornämlich in Wien thätig, scheint aber auch in musikalischer Bedienstung längere Zeit in Tirol und zwar in Innsbruck sich aufgehalten zu haben, worauf sein in Innsbruck 1852 erschienenes Werk „Die Naturgesetze im Tonreiche“ schließen läßt. Schon im Jahre 1844 erscheint Stehlin unter den Mitarbeitern der von Dr. Adolph Schmidl in Wien herausgegebenen „Oesterreichischen Blätter für Literatur und Kunst“, wo er (im II. Quartal, S. 202) die „Lettera di Bartolomeo Montanello a Marco Beccafichi intorno allo scrivere la Musica“ , welche 1843 bei Ricordi in Mailand erschien, anzeigte; im Jahrgange 1845 derselben Zeitung aber (S. 141) einen größeren Aufsatz: „Musikalisch-literarische Notizen aus dem Mittelalter, gegenübergestellt den sogenannten griechischen Tonarten“, folgen ließ. Stehlin’s in seinen Schriften ausgesprochene Ansichten fanden Gegner: so entspann sich, anläßlich seines 1853 erschienenen [4] Werkes „Die Naturgesetze im Tonreiche“, in der „Neuen Leipziger (Schumann’schen) Musik-Zeitung“ [Bd. 40, S. 153] und der „Süddeutschen Musik-Zeitung“ eine Polemik; und eine gleiche wurde im „Boten für Tirol und Vorarlberg“ ausgefochten, als der Domcapellmeister Urban Harasser in Brixen im genannten Blatte [1858, Nr. 175] einen Aufsatz Simon Sechter’s über das „Choralsystem des Mittelalters“ angriff, worauf Stehlin in demselben Blatte [Nr. 254 und 255] mit dem Artikel „Ueber den Umsturz des alten Tonsystems“ erwiederte, auf welchen Urban Harasser in Nr. 265 desselben Blattes mit einer geharnischten, aber nichts weniger denn stichhältigen Erwiederung antwortete. Die Titel der von S. bisher herausgegebenen Schriften sind: „Die Tonarten des Choralgesanges nach alten Urkunden, durch beigefügte Uebersetzung in Figuralnoten erklärt und als eine Anleitung zum Selbstunterrichte, nebst drei vollständigen Messen aus dem römischen Graduale zusammengestellt, mit einer Vorrede und den Choral-Messen beigefügter Orgelbegleitung von Simon Sechter“ (Wien 1842, Rohrmann); – „Die Naturgesetze im Tonreiche und das europäisch-abendländische Tonsystem vom 7. Jahrhundert bis auf unsere Zeit. Für Freunde der Kunst, die das Harmoniereich und das Tonsystem in den primitiven Grundgesetzen zu betrachten wünschen“ (Innsbruck 1852 [Pfaundler] mit 18 lith. Notentaf., Lex.-8°.); – „Die neueren Schicksale des alten Choralgesanges. Eine kritisch-histor.-musikal. Abhandlung als Vorbericht zu einer Chorallehre“ (Innsbruck 1857, Wagner); – „Die Chorallehre nach den Grundsätzen des mittelalterlichen Tonsystems zusammengestellt und in der heutigen Musiksprache und Tonschrift erklärt“ (Wien 1859, Beck, gr. 4°.); – „Das musikalische Alterthum und die modernen Diatoniker. Kritische Beurtheilung“ (Wien 1861, Glöggl, gr. 4°.), aus der „Neuen Wiener Musik-Zeitung“ besonders abgedruckt; – „Anleitung zur Behandlung und Beurtheilung einer Orgel. Für Kirchenvorsteher und Organisten. Nebst 28 Präludien und 12 Zwischenspielen von Simon Sechter“. (Wien 1861, Sommer [F. Klemm] qu. 4°.).