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BLKÖ:Simbschen, Joseph Anton Freiherr

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Simbschen, Wappen
Band: 34 (1877), ab Seite: 309. (Quelle)
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Simbschen, Joseph Anton Freiherr (k. k. Feldzeugmeister und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Siebendorf in Siebenbürgen am 6. October 1746, gest. zu Wien 14. Jänner 1820). Sein Vater Karl [6], zuletzt Inhaber des Infanterie-Regiments Nr. 53, hat sich in den Kriegen seiner Zeit hervorgethan. Sein Sohn Joseph Anton trat, 16 Jahre alt, als Cadet in das Infanterie-Regiment Puebla und kam aus demselben schon nach einem Jahre als Lieutenant zu Széchenyi-Huszaren. Da er im Elternhause eine tüchtige militärische Ausbildung erhalten hatte, bewies er auch alsbald eine seltene Verwendbarkeit, rückte rasch vor, war im bayerischen Erbfolgekriege bereits Hauptmann im Generalstabe, kam nach Abschluß des Teschener Friedens als solcher in das Ottochaner Grenz-Regiment, worauf ihn Kaiser Joseph II. im Juni 1783 zum Major und Marine-Commandanten in Zengg ernannte, in welcher Stellung er mehrere Jahre für den versuchten Aufschwung dieser neuen Schöpfung thätig war. Als im Frühjahre 1788 der damalige Thronfolger Erzherzog Franz das ungarische Litorale bereiste, wurde Major Simbschen zum Begleiter des Prinzen in dieser Gegend und nach Fiume erwählt. Im darauf folgenden Türkenkriege erhielt S. seine Eintheilung im Generalstabe, wo er seine Tüchtigkeit alsbald in solchem Maße bewährte, daß er in rascher Folge zum Oberstlieutenant (1789) und Obersten (1790) vorrückte. Am 22. Mai 1794 wurde S. General-Major, am 10. September 1799 Feldmarschall-Lieutenant. Am 18. November 1806 erhielt er in Würdigung seiner 45jährigen ausgezeichneten Dienstleistung die Inhaberstelle des 43. Infanterie-Regiments. Im Juli 1809 ernannte ihn der Kaiser Franz, unter gleichzeitiger Erhebung [310] zum Feldzeugmeister, zum Präsidenten des allgemeinen Militär-Appellationsgerichtes und als nach dem Wiener Frieden das Regiment Nr. 43, dessen Inhaber er war, reducirt wurde, verlieh ihm der Kaiser am 23. November 1809 das eben erledigt gewordene Infanterie-Regiment Vukassovich Nr. 48. In diese vieljährige Dienstzeit fallen die ruhmvollen Thaten des Generals, die zuletzt in der Verleihung des höchsten militärischen Ehrenzeichens, des Maria Theresien-Ordens, ihren anerkennenden Ausdruck fanden. Zur Zeit des Ausbruches der Revolutionskriege wurde S. Generalstabschef bei Feldzeugmeister De Vins [Bd. III, 273], der S. im Türkenkriege kennen und seine Eignung zu einem so wichtigen Posten, als es der war, zu dem er ernannt worden, würdigen gelernt hatte. So hatte S. schon in den Jahren 1778 und 1779, damals Hauptmann, der Räumung der Schanzen bei Gießhübl in Sachsen und der Affaire bei Weißkirchen in Schlesien unter Feldzeugmeister Stein beigewohnt; als Oberstlieutenant und Oberst des General-Quartiermeisterstabes im Türkenkriege gefochten; war bei der Belagerung und Einnahme von Dubicza, Novi, Berbir und Czettin gewesen, bei welch’ letzterer Festung er die Belagerungsarbeiten dirigirte, dann in den Bataillen bei Begorstan am 9. August 1788 und bei Czettin am 11. Juli 1790. Vom Jahre 1792 bis 1795 diente er als General-Quartiermeister bei der Armee in Italien, wo der Feind bei Dego, Savonna und Loano geschlagen und die Verschanzungen in der Rivièra di Ponente di Genova, zu San Giacomo, Vado, Finale und Madonna della neve unter seiner Führung genommen wurden. Im Jahre 1796 wohnte er den Schlachten bei Wezlar, Kirchheim, Friedberg, Limburg und Neuwied bei, vertheidigte neun Wochen hindurch Mainz, commandirte drei Ausfälle, schlug den Feind bei Wiesbaden, nahm Dietz und Bingen ein. Im Jahre 1797 befehligte S. das Reservecorps der niederländischen Armeen und hatte mehrere Gefechte mit dem Feinde bei Limburg. Wiesbaden, Königstein zu bestehen und deckte zuletzt Frankfurt a. M. vor feindlicher Invasion und Plünderung. Im Jahre 1799 commandirte er bei der Vorrückung zur Bataille von Liptingen im Erkrankungsfalle des Feldzeugmeisters Sztaray ein abgesondertes Corps, rückte mit demselben bis Kehl am Rheine vor, nachdem er vorher den Feind aus Rothweil, Offenburg, Freudenstadt und Kniepiß vertrieben hatte, ging dann mit der Avantgarde der Armee des Erzherzogs Karl in die Schweiz, bei Stein über den Rhein, wohnte den Schlachten bei Winterthur, Adelfingen und Zürich bei, vertheidigte im Herbst den Canton Uri und die Teufelsbrücke, rückte aus Graubündten nach Glarus vor, nahm 1300 Franzosen gefangen und bewirkte zuletzt die Vereinigung mit der russischen Armee des Feldmarschalls Suwarow, dessen Arrièregarde er beim Rückzuge bildete. Im Jahre 1799, damals bereits Feldmarschall-Lieutenant, fungirte er als Inspector der deutschen Reichstruppen, commandirte im folgenden Jahre ein eigenes Corps, warf den Feind bei Höchst, Sprenglingen im Spessart, bei Geroldshofen, Kloster Eberach und Pommersfelden zurück, als derselbe mit der französisch-bayerischen Armee unter Augereau mit fünf Divisionen im Vorrücken begriffen war. Dann schlug er die Division Duchesne bei Neukirchen am Brand und eine zweite bei Nürnberg, wodurch die obere Pfalz gedeckt und die [311] Belagerung von Würzburg aufgehoben wurde. Im Feldzuge des Jahres 1805 stand S. bei der Armee in Italien und that sich insbesondere in den Schlachttagen bei Caldiero, 29. bis 31. October, in welcher Erzherzog Karl den Marschall Massena mit großem Verluste schlug, rühmlichst hervor. S. commandirte in dieser Schlacht acht Infanterie-Regimenter, fünf Bataillone Grenzer und acht Schwadronen Huszaren. Seine Truppen hatten unter seiner unmittelbaren Leitung die ausgedehnten Verschanzungen in der Stellung bei Caldiero, von Belfiore di Porcile bis IIIasi erbaut und kannten also das Terrain vollkommen. Als nun Feldmarschall-Lieutenant S. von dem General der Cavallerie Grafen Bellegarde am 28. October Befehl erhielt, oberwähnte, aus mehreren geschlossenen Redouten, Fleschen und Laufgräben gebildete Stellung zu behaupten, hielt er sie durch vier Tage mit so heldenmüthiger Ausdauer, daß der Erzherzog Karl in seiner Relation vom 17. November die Tapferkeit des Generals und seiner Truppen öffentlich anerkannte. Bei dem Sturme, welchen die Franzosen am 30. October gegen die Höhen von Colognola alta unternahmen, vertheidigte S. persönlich die Redoute Nr. 11, welche von den Franzosen auf das mächtigste mit Haubitzgranaten beworfen wurde. Als er durch seine Haltung den Angriff des Feindes nach dieser Richtung gebrochen, gewahrte er, wie nun die Franzosen ihren Angriff gegen die Kirche und den auf einer Anhöhe gelegenen Ort Colognola alta, welcher der Schlüssel der ganzen Position war, richteten. Der französische General Molitor führte drei Regimenter, das 60., 5. und 23., gegen diesen Punct. Die Gefahr war groß. Da eilte S. auf den gefährlichen Punct zur Kirche, schon waren die Franzosen nur mehr kaum zehn Schritte entfernt, nun griff Simbschen mit einer Division von Karl Schröder- und einer zweiten von Hohenlohe-Bartenstein-Infanterie den ungestüm heranstürmenden Feind mit dem Bajonnete an, ließ sofort Reserve-Bataillone von Sztaray- und Splényi-Infanterie herbeiholen und, in begeisterter Rede sie zum Kampfe aufmunternd, rückte er den Franzosen so auf den Leib, daß die ganze französische Division Molitor’s theils vernichtet, theils gefangen genommen wurde. Der Verlust der Franzosen betrug 500 Todte, an 1000 Verwundete, 500 Gefangene und drei Fahnen. Die zurückgeworfenen Truppen ließ S. dann noch durch vier Schwadronen Kienmayer-Huszaren bis Ca dell’ ara verfolgen. Durch die Behauptung der Höhen von Colognola alta und der Kirche, welche den Stützpunct des rechten Flügels bildeten, hatte S. wesentlich zum siegreichen Erfolge der Schlacht von Caldiero beigetragen. Was dabei noch besonders in’s Gewicht fällt, ist der Umstand, daß, als Erzherzog Karl dem General der Cavallerie Graf Bellegarde eben Befehl gab, die Höhen von Colognola alta zu besetzen und zu halten, Simbschen diese Aufgabe bereits glänzend ausgeführt hatte. In der 71. Promotion (April 1806) wurde S. für seine Waffenthat das Ritterkreuz des Maria Theresien-Ordens zuerkannt. Im November 1810 erbat S., damals Präsident des allgemeinen Militär-Appellationsgerichtes, um seine Versetzung in den Ruhestand, der ihm auch gewährt wurde und den er noch zehn Jahre genoß, bis er zu Wien im Alter von 75 Jahren starb. Freiherr Joseph Anton ist der Vater einer ganzen Heldenfamilie, denn seine drei Söhne, [312] Karl, Joseph und Ferdinand, waren sämmtlich ausgezeichnete Krieger, und zwei davon, Joseph und Karl, wurden, wie der Vater, Ritter des Maria Theresien-Ordens, und auch seine Enkel haben ihre Namen ehrenvoll in die Blätter der Kriegsgeschichte geschrieben.

Hirtenfeld (J. Dr.)., Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.) Seite 784, Seite 1745.