BLKÖ:Sigmund von Ilanor, Karl Ludwig Ritter
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 34 (1877), ab Seite: 272. (Quelle) | |||
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[273] der königlich ungarischen Landes-Universität in Pesth die medicinische Doktorwürde erlangte. Nach Anderen hatte er 1830 bis 1836 in Pesth studirt. Am 26. Juli 1842 wurde S. zum Primarwundarzt im Wiener allg. Krankenhause erkannt, zuletzt wurde er o. ö. Professor an der Wiener Hochschule. In den Jahren 1841 bis 1843 unternahm S., wie Trausch berichtet, auf Staatskosten eine wissenschaftliche Reise nach Deutschland, Frankreich, Belgien und England. Im Jahre 1842 wurde er Primararzt einer chirurgischen Abtheilung, und 1844 akademischer Docent im allg. Krankenhause. Die von ihm schon früher beantragte Trennung der syphilitischen Station setzte er 1848 durch, und wurde als Professor der Klinik dafür im Jahre 1849 (als der erste Protestant) angestellt. In demselben Jahre machte er von Staatswegen eine Reise in den Orient zur Erörterung der Pestfrage und Quarantäne-Reform. Ungeachtet einer sehr ausgedehnten Praxis, ist S. doch auch sehr fleißig als Fachschriftsteller, und außer einer großen Anzahl kleinerer und größerer Abhandlungen in den Fachblättern des In- und Auslandes, hat er auch mehrere, selbstständige Schriften herausgegeben, deren Titel sind: „Füred’s Mineralquellen und der Plattensee, für Aerzte und Badegäste nach den vorhandenen Hilfsmitteln und eigenen Untersuchungen dargestellt“ (Pesth 1837, Hartleben, 8°.); – „Beobachtungen über die Flechte und ihre Verbindungen nebst einem neuen specifischen Mittel zu deren Heilung, nämlich dem Anthrakokali“ (Pesth 1837, Hartleben, 8°.), ist eine Uebersetzung aus der lateinischen Handschrift des ungarischen Arztes Joseph Polya [Bd. XXIII, S. 92]; – „Das k. k. Operations-Institut in Wien“ (Wien 1845); – „Gleichenberg, seine Mineralquellen und der Curort. Aerztliche Mittheilungen“ (Wien 1840, Tendler, 8°.), der Titel der im Jahre 1846 erschienen 20. Auflage, enthielt den Beisatz „Mit Bemerkungen über den Gebrauch des versendeten Wassers“; – „Zur Pest- und Quarantänefrage. Bemerkungen mit Beziehungen auf die Schritt: „Beiträge zur Geschichte der orientalischen Pest“. Von Max Heine“ (Wien 1848, Lex.-8°.), der Verfasser beantragt darin die Revision des Pestpolizeigesetzes vom Jahre 1837, die Verschmelzung der österreichischen Quarantäne mit den walachisch-moldauischen, und serbisch-griechischen Anstalten, und die Vorbereitung einer radicalen und allgemeinen Reform des Quarantänewesens, durch gründliches Studium der Pest an Ort und Stelle; – „Das von mir geübte Verfahren der Einreibungscur mit grauer Salbe bei der Syphilis“ (Wien 1856, Pickler’s Witwe, 8°.), wovon eine zweite Auflage (1859) und eine dritte umgearbeitete, jede mit verändertem Titel, die letztere mit folgendem: „Die Einreibungscur mit grauer Quecksilbersalbe bei Syphilisformen. Anleitung nach eigenen Beobachtungen“ (Wien 1866, W. Braumüller, 8°.) erschienen ist; – „Uebersicht der bekanntesten, zu Bade- und Trinkcuranstalten benützten Mineralwässer Siebenbürgen’s. Nach den neuesten chemischen Analysen und amtlichen Erhebungen in den Jahren 1858 und 1859“ (Wien 1860, W. Braumüller, 8°.), die zweite, durchgehends umgearbeitete Auflage erschien als Nr. 20 der Braumüller’schen Badebibliothek; – „Südliche klimatische Curorte mit besonderer Rücksicht auf Venedig, Nizza, Pisa, Meran und Triest. Beobachtungen und Rathschläge“ (Wien 1857, W. Braumüller, 8°.), zweite vermehrte Auflage (ebenda 1859), die zweite Auflage berücksichtigt außer den auf dem Titel genannten Curorten noch Villafranca, Mentone, San Remo, Cannes und Gries. Zu August Freiherrn von [274] Härdtl’s Werk: „Heilquellen und Curorte des österreichischen Kaiserstaates und Oberitaliens“ schrieb er in Gemeinschaft des Dr. Johann Oppolzer[WS 1], gleich ihm Vorstand des balneologischen Comités, ein Vorwort; vieles Andere, wie schon bemerkt, hat S. in periodischen Fachschriften veröffentlicht. Die Fachkritik bezeichnet S. als einen um naturwissenschaftliche, pharmakologische, hygienische und medicinisch-polizeiliche Gegenstände, sowie um das medicinische Unterrichts- und Spitalwesen verdienten Arzt, der sich durch seine Arbeiten über Syphilis den Namen des deutschen Ricord erworben. Eine fachmännische Darstellung der Leistungen und Verdienste S. als praktischer Arzt und Schriftsteller gibt Dr. Bernhard Hirschel in seiner „Geschichte der Medicin“, wo er (S. 502 u. f.) die Fortschritte in der Syphilidologie und insbesondere Sigmund’s Ansichten schildert. Seine Verdienste um die Wissenschaft sind auch mehrfach anerkannt worden. Zahlreiche gelehrte Vereine und Akademien, so jene in Athen, Baden (1841), Berlin, Brüssel (1843), Edinburg, Dresden, Erlangen, Florenz, Frauendorf, Halle, Hamburg, Hermannstadt, Jaffy, Leipzig, London, München, Minden, New-York, Ofen, Pesth, Paris (1851), St. Petersburg, Stockholm, Turin, Warschau und Wien haben S. zum ordentlichen oder correspondirenden oder Ehrenmitgliede ernannt. Frankreich hat ihn mit seiner Ehrenlegion; Spanien, Griechenland, die Türkei, Schweden, Preußen haben ihn mit ihren Decorationen geschmückt. Oesterreicherseits erhielt er schon mit ah. Entschließung vom 14. Februar 1867 den Adel mit dem Prädicate von Ilanor, nach dem Namen eines in früherer Zeit der Familie Sigmund gehörigen Prädiums, das aber später in anderen Besitz übergegangen, und nach Verleihung des Ordens der eisernen Krone 3. Classe im September 1870 den erbländischen Ritterstand. – Ein jüngerer Bruder des Dr. Sigmund, Joseph (geb. in Schäßburg 19. März 1814), widmete sich gleichfalls der ärztlichen Laufbahn, promovirte 1839 in Pesth, bei welcher Gelegenheit er die Inaugural-Dissertation „Tractamen partus et puerperii sub decursu naturali normalique, prout in Instituto obstetricio Regiae Scientiarum Universitatis Hungaricae Pestiensis locum habet“ veröffentlichte, starb aber nach wenigen Jahren, am 9. September 1842, als praktischer Arzt in Mediasch im schönsten Mannesalter von 28 Jahren.
Sigmund von Ilanor, Karl Ludwig Ritter (Arzt und Fachschriftsteller, geb. zu Schäßburg in Siebenbürgen 27. August 1810). Der ältere Sohn des 1842 verstorbenen Denndorfer Pfarrers Michael Sigmund; die unteren Schulen und das Gymnasium besuchte er in seiner Vaterstadt und in Klausenburg, darauf trat er in die medicinisch-chirurgische Josephs-Akademie in Wien, in welcher er den chirurgischen Doctorgrad nebst dem Magisterium der Augenheilkunst und Geburtshilfe, dann im Jahre 1837 an- Ritterstands-Diplom ddo. 7. September 1870. – Hirschl (Bernhard Dr.), Compendium der Geschichte der Medicin von den Urzeiten bis auf die Gegenwart. Mit besonderer Berücksichtigung der Neuzeit und der Wiener Schule (Wien 1862, gr. 8°.), S. 426, 427, 504–508.
- Porträte. 1) Unterschrift: Facsimile des Namenszuges Sigmund. Lithogr. Druck von Reiffenstein und Rösch in Wien (32°.), auch als Titelbildniß im Jahrgange 1866 des „Oesterreichischen Medicinal-Kalenders“, von Dr. Joseph Nader. – 2) Auf dem Gruppenbilde mit den Brustbildern des medicinischen Professoren-Collegiums der Wiener Universität von Rauch [Sigmund’s Bildniß ist das zweite rechts].
- Wappen. Blauer Schild mit goldenem Schildeshaupte. Im Schilde ein natürliches Schiff mit zwei Masten, vollen Segeln, und drei von Roth über Weiß quer getheilten Wimpeln, je einer auf jedem Maste, und der dritte über dem Steuerruder, schwimmend auf bewegter See, in die aus dem linken Seitenrande ein Vorgebirge hervorgeht. In dem Schildeshaupte ein frei abgeledigter, roth bekleideter Arm, einen Strauß von drei natürlichen rothen Rosen mit grünen Blättern haltend. Auf dem Schilde ruhen zwei gekrönte Turnierhelme. Aus der Helmkrone zur Rechten erschwingen sich drei Straußfedern, u. z. eine silberne zwischen blauen [275] und auf jener zur Linken lehnt ein dem im Schildeshaupte ersichtlicher ähnlicher beladener Arm. Die Helmdecken des rechten Helmes sind blau mit Silber, jene des linken roth mit Silber unterlegt. Unter dem Schilde verbreitet sich ein blaues Band mit der Devise: „Per spinas ad rosas“ in silberner Lapidarschrift.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: Joseph Oppolzer.