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BLKÖ:Schwind, die Familie, Genealogie

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 33 (1877), ab Seite: 122. (Quelle)
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Ueber die Familie Schwind. Die Nachrichten über dieselbe, nämlich über die Vorfahren derselben, sind sehr lückenhaft. Für die Annahme, daß die Familie aus Schweden stamme, fehlen alle Belege. Ihre Abstammung ist aus dem Herzen Deutschlands, wo ein Stephan Schwind zu Anbeginn des 18. Jahrhunderts in Mainz ansässig war und von dort um die benannte Zeit nach Burgstadt bei Wertheim, am Einflusse der Tauber in den Main. übersiedelte, wo er Bürger und Gerichtsbeisitzer war. In der That soll der Name Schwind unter Mainzer Bürgern, so auch in Frankfurt a. M. öfter vorkommen. Sein Sohn Sebastian, den ein Fürst Löwenstein kennengelernt und seines heiteren anstelligen Wesens wegen lieb gewonnen hatte, kam mit diesem – es ist wahrscheinlich der Fürst Karl Thomas (geb. 1714, † 1789) gemeint, der im Jahre 1768 das böhmische Fideicommiß der Familie Löwenstein-Wertheim errichtet hat – auf dessen Güter nach Böhmen, und hatte sich dort im Jahre 1744 in Haid mit Magdalena, einer Tochter des dortigen Bürgers Sika, verheirathet. Schon diesem Sebastian wird es nachgerühmt, daß er ein guter Zeichner gewesen. Sebastian’s Sohn, Johann Franz, oder wie er gewöhnlich genannt wird, blos Franz, der Vater des August, Franz und Moriz, machte die üblichen Studien, trat dann in den Staatsdienst, in welchem er im J. 1783, als Official bei der geheimen Haus-, Hof- und Staatskanzlei angestellt ward. Als im Jahre 1789 in den Niederlanden die Unruhen [123] ausbrachen, wurde Sch. dem als bevollmächtigten k. k. Hofcommissär dahin abgeordneten Hof- und Staatsvicekanzler Philipp Graf Cobenzl als Secretär – und zwar mit Uebergehung des ganzen Personals der niederländischen Hofkanzlei – beigegeben, welcher ihn auch im Jahre 1790 den Geschäften bei der Krönung des Kaisers Leopold II. in Frankfurt a. M. beizog. Im folgenden Jahre fungirte Sch. in einer kaiserlichen Anstellung bei dem letzten in Wien mit dem alten Gepränge erschienenen türkischen Internuntius Ebn Bekr Ratib Effendi und anfangs 1793 wurde er k. k. Geschäftsträger am kön. preußischen Hofe, nachdem er das Jahr vorher mit Diplom vom 6. Juli 1792 unter dem Reichs-Vicariat von Kurfürst Karl Theodor von Pfalzbayern den Reichsadel erlangt hatte. Im Jahre 1795 erfolgte seine Beförderung zum wirklichen Legationssecretär bei der k. k. Gesandtschaft im schwäbischen Kreise; dann trat er im März 1795 als k. k. Geschäftsträger bei dem Kreisconvente in Ulm ein und veranlaßte bald darauf bei der Kreis-Versammlung ein Don gratuit von 50.000 Thalern für Seine Majestät; auch gelang es seinen Bemühungen, die von der schwäbischen Reichs-Ritterschaft angebotene Recrutenreluition von 30.000 fl. auf 6000 Louisdor oder 60.000 fl. zu erhöhen. Ueberhaupt hat sich Schwind in seiner Stellung überall mit Tact, Umsicht und Talent benommen, und hat dem kaiserlichen Hofe, wo er ihn vertrat, Vortheile zuzuwenden verstanden. Das kaiserliche und Reichs-General-Commando würdigen wiederholt in amtlichen Schreiben seine Dienstleistungen. Sch. trug wesentlich zur Rettung der kais. Depots in Ulm, Lauingen, Dillingen, des Artillerie-Depots in Donauwörth, der Münze mit allen Gold- und Silbervorräthen in Günzburg bei, als er dem ohne Weisung und Rettungsmittel belassenen k. k. Feldkriegscommissär von Stregen über das Vordringen des Feindes bei Zeiten genaue Mittheilungen und so die rechtzeitige Bergung des österreichischen Eigenthums möglich machte. Auch war er es, der im Jahre 1799 den dringenden Bedürfnissen des Hauptspitals Nr. 7 in Augsburg an Requisiten und Fournituren durch zweckmäßige und mit Energie in’s Werk gesetzte Anstalten abhalf, und die im St. Anna- und im Zeughausgebäude gelegenen Blessirten mit allem Möglichen versah und unterstützte. Die mit jedem Tage sich steigernden Beschwerlichkeiten, der häufige Wechsel des Dienstpostens, der überdieß alle seine materiellen Hilfsmittel in Anspruch nahm, zwangen ihn, um für die Erziehung und das Fortkommen seiner zahlreichen Familie, es waren fünf Söhne und drei Töchter, zu sorgen, um Uebersetzung aus der Diplomatie auf einen stabilen Posten im Inlande zu bitten, worauf 1799 seine Ernennung zum Hofsecretär bei der böhmisch-österreichischen Hofkanzlei Statt fand. Aber auch dann wurde seine diplomatische Gewandtheit in Anspruch genommen; so im October 1802, als es galt, die vom Kaiser gewünschte, von dem damals regierenden Grafen aber bestimmt abgelehnte Acquisition der Reichsgrafschaft Rothenfels durchzuführen. Schwind übernahm diese Mission über Wunsch der k. k. geh. Hof- und Staatskanzlei ohne Creditiv, ohne Vollmacht und schon mit Anfang December d. J. konnte er das schriftliche, verbindliche Jawort des Grafen sowohl, als den Consens der Agnaten in die Hände des damaligen Ministers des auswärtigen Amtes Graf Cobenzl niederlegen. Auch in der Stelle, in welcher er diente, bewies er seine Tüchtigkeit; so wurde er im Jahre 1805 bei dem damals ausgebrochenen Kriege dem nach Innerösterreich als bevollmächtigten k. k. Hofcommissär abgesandten Grafen Saurau beigeben und hat dabei so verdienstlich gewirkt, daß ihm in einem besonderen Decrete ddo. 30. März 1809 in Anerkennung seiner eifrigen und nützlichen Verwendung ausgesprochen wurde, „daß ihm die Gnade Seiner Majestät auch für die Zukunft vorbehalten bleibe“. Es sollte ihm nicht gegönnt sein, die Erfüllung dieser kaiserlichen Verheißung zu erleben. Von einem Schlaganfall im Jahre 1816 betroffen, starb er im Februar 1818. Aus zwei Ehen [s. d. Stammtafel] hatte er acht Kinder. Beide Söhne aus erster Ehe waren vor ihm gestorben und einer von ihnen, Joseph, am 3. Mai 1809 im Treffen zu Ebelsberg als Adjutant im 2. Bataillone der Wiener Landwehr gefallen. Von den Kindern aus zweiter Ehe haben zwei Söhne, August und Franz, sich im Staatsdienste Verdienste, hohe Aemter und Auszeichnungen erworben [s. ihre Lebensskizze S. 120 u. 124], der dritte aber, Moriz, als Künstler [s. d. S. 127] – leider nicht im Vaterlande – Unsterblichkeit errungen. Ein Bruder des Hofsecretärs Johann Franz von Schwind, Ludwig, betrat die militärische Laufbahn und starb zuletzt als k. k. Oberst, aus seiner Ehe mit Susanna [124] Hutter von Huttern eine Tochter Louise hinterlassend, welche durch ihre Verheirathung [s. d. Stammtafel] mit den edelsten und treuesten siebenbürgischen Familien, mit denen der Drottleff von Friedenfels, Bedeus von Scharberg und Freiherrn von Hietzinger in verwandtschaftliche Beziehungen trat. Was den Adel der Familie Schwind betrifft, so wurde schon erwähnt, daß den Reichsadel Johann Franz zur Zeit des Reichs-Vicariats mit Diplom vom 6. Juli 1792 erlangt habe. Eine Bestätigung dieses Adels und Verleihung des Ritterstandes für die drei Brüder August, Franz und Moriz erfolgte mit kais. Diplom ddo. 14. April 1855 und als in der Folge Staatsrath August Ritter von Schwind mit dem Commandeurkreuze des Leopold-Ordens ausgezeichnet wurde, fand, den Ordensstatuten gemäß, mit Diplom ddo. 18. September 1865 dessen Erhebung in den Freiherrnstand Statt; so das also zur Stunde eine freiherrliche – die Nachkommen des Staatsrathes August von Schwind – und eine ritterliche Linie – die Nachkommen des berühmten Malers Moriz von Schwind, blühen. Die Ehe des dritten Bruders, des Bergrathes Franz, ist kinderlos.

Wappen. Quadrirter Schild mit Mittelschild. In dem von Roth über Silber quer getheilten Mittelschild, oben ein hervorwachsender, silberner, zweischwänziger, golden gekrönter Löwe mit ausgeschlagener rother Zunge und unten ein blauer, mit drei goldenen Lilien hinter einander belegter schrägrechter Balken. Hauptschild 1: Das rothe Feld durchzieht ein blauer, beiderseits golden eingefaßter und mit drei goldenen Sternen neben einander belegter Querbalken, darüber ein gebogener geharnischter Arm mit einem Schwerte am goldenen Griffe und darunter ein schrägrechter silberner Balken. 2: und 3: In einem von Silber und Roth schräglinks getheilten Felde rechts ein schwarzer, roth bezungter Doppeladler und links drei goldene Querbalken. 4: Im blauen Felde ein zweischwänziger goldener Löwe mit ausgeschlagener rother Zunge und einem grünen beeichelten Eichenzweige in der rothen Vorderpranke auf einem aus dem Fußrande hervorgehenden grünen Hügel. Auf dem Schilde ruhet die Freiherrnkrone mit drei gekrönten Turnierhelmen. Die Krone des mittleren Helmes trägt einen offenen schwarzen Adlerflügel, welchem ein hohes goldenes Kreuz eingestellt ist. Aus der Krone des rechtsseitigen Helmes wächst ein grauschwänziger, silberner, roth bezungter und golden gekrönter Löwe einwärts gekehrt hervor. Auf der Krone des linksseitigen Helmes steht ein silberner Adlerflügel schrägrechts durchgezogen von einem blauen, mit drei goldenen Lilien hinter einander belegten Balken. Die Helmdecken. Die des mittleren sind schwarz, mit Gold unterlegt, jene des rechten roth und die des linken blau, beiderseits mir Silber unterlegt. Schildhalter: Zwei gegengekehrte goldene, roth bezungte Greife auf einer unter dem Schilde sich verbreitenden goldenen Arabeske.

[125]
Stammtafel des Freiherrn- und Rittergeschlechtes von Schwind.
Stephan Schwind
N. N.
Sebastian.
Magdalena Sika.
Ludwig von Schwind,
k. k. Oberst, geb. 9. August 1759,
† 11. Februar 1847.
Susanna Hutter von Huttern
† 25. April 1831.
N. N.
vm. Slavik.
Johann Franz von Schwind,
† im Februar 1818,
1) Antonia von Oettl.
2) Franziska von Holzmeister.
Louise
geb. 18. December 1789,
vm. 1) Friedr. Drottleff von Friedenfels
(1821).
2) Joseph Freih. Bedeus v. Scharberg.
Franz
† 1805.
Joseph

† 3. Mai
1809.
Friederike †
vm. Armbruster.
Karoline †
vm. Breslern
v. Kernau.[BN 1]
Ernestine. August [S.120]
1863 Freiherr,
geb. 30. Jänner 1800
1) Walburga Mikos
von Tarodhaza
geb. 10. September 1795,
† 17. Juni 1845.
2) Amalie Anders
von Porodim
geb. 12. März 1806,
† 24. Juni 1847.
3) Augustine Arzberger
geb. 11. August 1829.
Moriz [S. 127]
geb. 21. Jänner 1804,
† 8. Februar 1871,
Louise von Sachs.
Franz [S. 124]
N. N. v. Hopfgartner.
Rudoph
geb. 10. Mai 1817,
Johanna Freiin
von Hietzinger.
Eugen
geb. 23. Dec.
1819.
N. N.
vm. Franz Wrbna.

Karl.          Ludwig.
Karl. Louise.
Hermann
geb.
6. Juli
1843.
Anna
geb.
15. Nov.
1844,
vm. Dr.
Siebert.
Maria
geb.
8. Sept.
1847,
vm. Dr.
Baurnfeindt.
Louise
geb.
23. Juli
1852
† 23. Juli 1853.
Helene
geb.
28. Nov.
1853.
Wilhelmine
† 5. Mai 1836,
vm. Johannes
Arzberger.
Maria Anna
geb. 17. Juni
1847,
vm. Alois Maygruber.
Wilhelm
geb. 12. Dec.
1862.
Ernst Moriz
geb. 23. März
1865.

Berichtigungen und Nachträge

  1. Berichtigung. Auf der Stammtafel der Familie Schwind, S. 125 dieses Bandes, soll der Gemal Karolinens, der Schwester des Malers Moriz von Schwind, heißen: Breslern von Sternau, und nicht, wie es auf der Stammtafel zu lesen ist: Breslern von Kernau.