BLKÖ:Schwenda, Franz de Paula
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 32 (1876), ab Seite: 370. (Quelle) | |||
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[BN 1] (gelehrter Mönch, geb. zu Königgrätz am 9. April 1741, gest. 15. Februar 1822). Sein Vater, ein wohlhabender Bürger, bekleidete viele Jahre hindurch höhere Gemeindeämter, so jenes eines Primators, und sorgte für eine gute Erziehung seiner zwei Söhne, welche er in den Jesuitenschulen seiner Stadt ausbilden ließ. Der ältere von ihnen wurde nach beendeten Vorbereitungsstudien Karthäusermönch und zuletzt Prior der Karthause zu Gitschin; der jüngere, obiger Franz, widmete sich im Anbeginne dem Studium der Rechte, welches er aber schon nach zwei Jahren aufgab, worauf er im Jahre 1761 zu Brünn in den Orden der Gesellschaft Jesu trat. Im Orden beendete er zu Prag die theologischen Studien und empfing im Jahre 1770 die Priesterweihe. Nun wurde er im Lehramte verwendet, trug im Anbeginne im Collegium zu Gitschin die lateinische Grammatik vor, kam dann an das Collegium zu Brünn, von wo er wieder nach Gitschin als Rector des dortigen Seminars und Lehrer der Poetik zurückversetzt wurde. Nach Aufhebung des Jesuitenordens kehrte er 1773 zu seinen Eltern nach Königgrätz zurück und blieb bei ihnen, bis ihm der dasige Bischof die Pfarre zu Neuhäusel verlieh, auf welcher S. ganz der Seelsorge sich widmete. Mehrere in der damaligen Josephinischen Periode erlassene kirchliche Anordnungen, vornehmlich jene, welche an Stelle der Beerdigung in Särgen eine in Leinwandumhüllung anordnete, worüber im Landvolke nicht geringe Unzufriedenheit entstand, verleideten ihm das Seelsorgeramt und S. verließ seine Pfarre. Nach einiger Zeit versah er das Predigtamt zu Kuttenberg, kehrte aber wieder nach Königgrätz zurück, wo er in der Seelsorge, insbesondere im städtischen Krankenhause aushalf. Die Muße seines Berufes verwertete er zu Nachforschungen über die Geschichte seiner Vaterstadt, wozu ihm das städtische, bischöfliche und ehemalige Klosterarchiv der Jesuiten eine reiche Ausbeute lieferten, welche er auch zu seinen in Drucke veröffentlichten Denkwürdigkeiten der Stadt Königgrätz benützte. Als am 24. August 1814 die Stadt Königgrätz und mit ihr auch Schwenda’s Elternhaus durch eine Feuersbrunst [371] eingeäschert wurde, mußte der damals bereits 73jährige Exjesuit einen neuen Wohnort suchen, welchen er auch auf der sogenannten Kydliner Mühle in der Nähe von Königgrätz fand, wo er seine historischen und antiquarischen Arbeiten fortsetzte. Vom Jahre 1817 nahm seine Schwäche bereits so zu, daß er nicht mehr das Zimmer verlassen konnte und er mit Erlaubniß des Bischofs die tägliche Messe in seiner Wohnung las. Im Jahre 1820 beging er noch sein fünfzigjähriges Priesterjubiläum, zwei Jahre später starb er, 81 Jahre alt und in Böhmen das letzte Mitglied des vor einem halben Jahrhunderte aufgehobenen Jesuitenordens. Die Frucht seiner oberwähnten historischen Forschungen ist das Werk: „Historie Hradce králove. Patnácto dilů pod názvem: Obrazy města Hradce nad Labem“, d. i. Geschichte von Königgrätz. Fünfzehn Theile, betitelt: Gemälde der Stadt Hradec an der Elbe (Königgrätz 1788–1818, 8°.). S. theilt seine Gemälde nach den Metallen ein, und die erste Abtheilung seines Werkes, welche bis 1418 reicht, heißt das goldene und silberne Gemälde der Stadt Königgrätz (1788); die folgende das eiserne, welche fünf Abtheilungen bildet und in diesen die Zeit von 1419–1618 umfaßt (1800 bis 1804); die dritte das kupferne, in vier Abtheilungen, die Zeit von 1619 bis 1705 umfassend (1807–1812); die vierte das thönerne, wieder in fünf Abtheilungen, die Zeit von 1706 bis 1800 schildernd (1813–1818). Der wissenschaftliche Werth dieser Geschichte, die ganz im Chronikstyle gehalten, ist bei dem Mangel aller Kritik ein geringer, aber sie enthält für einen späteren Geschichtschreiber dieser durch den Krieg 1866 so denkwürdig gewordenen Stadt reiche Materialien rein geschichtlichen und culturgeschichtlichen Inhalts, die um so wichtiger, da sie aus Büchern, Urkunden, Flugschriften und Blättern geschöpft, welche durch die im Jahre 1814 stattgehabte Feuersbrunst unwiderbringlich verloren gegangen sind. Außer diesem gedruckten Werke hinterließ S. in Handschrift mehrere Predigten, welche in der Bibliothek des theologischen Seminars zu Königgrätz aufbewahrt werden, und „Fasti Ecclesiae B. M. V. Mariae et Collegii quondam Soc. Jesu Reginae Hradecii“ welches Dechant Ziegler im Jahre 1830 dem böhmischen Museum übergeben hat.
Schwenda (čechisch: Švenda), Franz de Paula- Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Ladislaus Rieger (Prag 1860, I. L. Kober, Lex. 8°.) Bd. IX, S. 223.
Berichtigungen und Nachträge
- ↑ Švenda, Franz, siehe: Schwenda, Franz [Bd. XXXII, S. 370].
- Nachtrag. Künstler-Album (Leipzig, 4°.) 3. Heft. [Švenda, Franz [Bd. 41, S. 25.]