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BLKÖ:Schwarz, Wilhelm

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 32 (1876), ab Seite: 307. (Quelle)
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Schwarz, Wilhelm (čechischer Schriftsteller, geb. zu Prag 29. December 1815, gest. 28. August 1865). Er ist ein Bruder des tapferen Fregatten-Capitäns August Schwarz [s. d. S. 316, Nr. 3] und beendete die Studien an den Gymnasien und der Hochschule zu Prag; an welch letzterer er im Jahre 1838 die Philosophie gehört hatte. Da seine Erziehung eine deutsche gewesen, so erlernte er die čechische, französische, englische und italienische Sprache aus eigenem Eifer und versuchte sich frühzeitig in kleineren poetischen Arbeiten. Als nach beendeten philosophischen Studien S. für einen Beruf sich entscheiden sollte und er es vorzog, frei und ungebunden zu bleiben, wurde er Schriftsteller. So begann er denn von 1845 an zu schreiben, und zwar in deutscher Sprache; seine verschiedenen Arbeiten aus jener Zeit sind in den Unterhaltungsblättern jener Tage abgedruckt; ein größeres Werk, das er damals vollendet, wurde von der Censur nicht zum Drucke gestattet. Später kümmerte sich S. kaum mehr um seine deutschen Arbeiten, und so geschah es dann, daß man nach seinem Tode eine nicht kleine Anzahl deutscher Manuscripte vorfand. Einen deutschen Roman: „Die Kärnthner in Prag“, hatte S. an Herloßsohn nach Leipzig geschickt. Aber der Roman wurde weder gedruckt, noch von Herloßsohn zurückgeschickt, und was mit dem Manuscripte geschehen, ist nicht bekannt. Der Schriftstellerberuf schien bei S. die von ihm gehegten Erwartungen nicht zu erfüllen, denn er versuchte nun, bei der Prager Universitäts-Bibliothek oder bei einem der böhmischen Magnaten als Bibliothekar eine Stelle zu erhalten. Seine Bemühungen nach dieser Richtung blieben erfolglos. So kaufte er denn im Jahre 1845 zu Pisnic auf der fürsterzbischöflichen Herrschaft Dolna-Březan ein landwirthschaftliches Anwesen, zog mit seiner Frau – er hatte indessen geheirathet – dahin und wurde Landwirth. Nun war er ganz in seinem Elemente, packte die Sache mit Umsicht und Verständniß an, erregte die Aufmerksamkeit seiner Nachbarn, die an seinen Erfolgen sich ein Beispiel nahmen, ihn nachahmten, um Rath fragten, so daß in wichtigen und zweifelhaften Dingen man nicht selten, fast gewöhnlich, sich beim „Herrn“ – denn so nannte man Schwarz in der Umgebung allgemein – Raths erholte, der immer bereitwilligst ertheilt wurde und dessen gute Folgen nie ausblieben. So gewann S. an Achtung und Einfluß, und auch die benachbarten tüchtigen Landwirthe, wie z. B. der Gutsdirector von Dolno-Březan, selbst ein erfahrener Landwirth und Fachschriftsteller, traten ihm näher, und im Verkehre mit ihnen gewann S. aus der erprobten Erfahrung derselben neue Vortheile und Kenntnisse. Dem so in seinen neuen Beruf sich Hineinlebenden blieben [308] die politischen Vorgänge nicht fremd; als die Stunde der Freiheit im Jahre 1848 schlug, vernahm auch S. ihren feierlichen Klang, und nun war er es, der seine bäuerliche Umgebung über die Bedeutung der neuen Zeit, die hereinbrach, aufklärte, aber auch vor Ausschreitungen zurückhielt. Als dann wieder die traurigen Tage der Reaction ihre Schatten über die Gloriole des 48ger-Jahres warfen, da zog sich S. einfach in seine Behausung zurück und war nichts weiter, als der thätige, umsichtige Landwirth, der gewiß in seinem Innern auf bessere Zeiten hoffte, die ja auch nicht ausblieben. Um diese Zeit begann er in čechischer Sprache zu schriftstellern, und die von Franz Špatny1858–1864 herausgegebene Zeitschrift: „Zábavy myslivecké“, d. i. Jagdunterhaltungen, enthalten manchen Artikel aus S.’s Feder, wie z. B.: „Im Wildgehege“; – „Wie ich den Rehbock fehlte“; – „Das Weib des Jägers“ – „Der Jäger und sein Hund“; – „Diana“; – „Die Leute aus dem Walde“; – „Der Fang mit dem Garn“; – „Wilhelm Vetter, eine Lebensschilderung“ u. s. w.; aber auch viele landwirthschaftliche Artikel arbeitete S. für die čechisch-landwirthschaftliche Zeitung „Hospodařské Noviny“ und für deutsche Fachblätter. Zugleich erwachte wieder der alte poetische Schaffensdrang in seiner Seele und er schrieb in čechischer Sprache den Roman: „Der König und sein Freund“ (král a jeho přitel) und das Lustspiel: „Herr Suchanek“ (pan Suchánek), welche unter seinem Nachlasse bei seiner Familie sich befinden. Als im Jahre 1859 der Umschwung in den politischen Verhältnissen eintrat, da war es S., der die Landleute seiner Umgegend für die neue Zeit heranbildete und ihnen Bedeutung und Zweck der Selbstregierung klar machte. Seit dem Jahre 1861 war er überdieß als politischer Correspondent für die Zeitungen „Hlas“, d. i. die Stimme, und „Pražsky Posel“, d. i. der Prager Bote, thätig, in welchen er mit seinen Aufsätzen vornehmlich für die volkswirthschaftliche Entwickelung wirkte und namentlich auf die Gründung landwirthschaftlicher Vorschußcassen hinarbeitete. Eine solche Vorschußcasse wurde auch in seinem Bezirke unter seiner unmittelbaren Leitung gegründet, entwickelte sich bald und trug die besten Früchte. Im Jahre 1865 wurde S. zum Inspector der Schulen in Dolna-Březan und zum Mitgliede der dortigen Kreisvertretung gewählt. Während so nach außen sein gemeinnütziges Wirken allseitig Würdigung und Anerkennung fand, suchte ihn in seiner eigenen Häuslichkeit Unglück über Unglück heim; Mißernte, Feuersbrunst, Wetterschaden u. s. w., wo sich dann freilich seine Nachbarn durch bereitwillige und ergiebige Hilfe ihm den Dank für Alles, was sie seinem Rathe und seiner Unterweisung schuldeten, erstattend, in edelster Weise bewährten. Aber alle Liebe und Theilnahme, die ihm nun erwiesen wurde, konnte nicht hindern, daß die Schläge des Schicksals ihn tief gebeugt und seine Gesundheit erschüttert hatten, und als nun gar sein ältester Sohn, auf den er alle seine Hoffnungen gesetzt, vom Typhus hingerafft wurde, legte auch S. sich zum Sterben nieder und starb im schönsten Mannesalter von 50 Jahren.

Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Ladislaus Rieger (Prag 1859, I. L. Kober, Lex. 8°.) Bd. VIII, S. 382. – Zábavy myslivecké, d. i. Waidmännische Unterhaltungen (Prag, 16°.) Theil II, Heft 5: Schwarz’s Biographie von Špátny.