BLKÖ:Schwarz, Louis
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 32 (1876), ab Seite: 320. (Quelle) | |||
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[321] an der Wien, damals unter des Grafen Pálffy Leitung, war; aber mehr als in dieser Eigenschaft war er als der größte Weinvertilger seiner Zeit bekannt, und Seyfried nennt ihn, weil er das Getränk systematisch, d. i. pfiffweise (Pfiff im Wiener Jargon ein halbes Seitel) vertilgte, treffend einen „Pfifficus“. Schwarzböck’s Sohn war Louis, der eine gute musikalische Ausbildung erhalten hatte, und mit Weglassung der zweiten Hälfte seines Namens, als Louis Schwarz, sich der Bühne, und zwar bei seinem Talente zum komischen Fache, als Komiker zuwandte. S. wanderte von Bühne zu Bühne, dann übernahm er die Direction kleinerer Bühnen, sogenannter „Schmieren“, bis er die Leitung stabiler Provinzbühnen, darunter Agram und Villach, erhielt. In letzterer Stadt lernte er im Jahre 1850 einen Viehhirten von zwerghafter, possierlicher Gestalt kennen, dessen ausgesprochenes Darstellungstalent Schwarz auf den Gedanken brachte, den Zwerg für die Bühne und im Gesange auszubilden. Der Zwerg, Namens Johann Wohlgemuth, wurde nun Jean Piccolo getauft und S. ging mit ihm auf Reisen. In Nestroy’schen Stücken machte Jean Piccolo geradezu Aufsehen. Auf einer Gastspieltour in Karlsbad entdeckte S. in Asch im Egerlande einen zweiten Zwerg, Namens Johann Wunderlich, der dort als Gemeindeschreiber bedienstet war. Mit diesem ging es ebenso, wie mit Jean Piccolo, er wurde für das komische Fach in Rollen des Wenzel Scholz ausgebildet, erhielt den Namen Jean Petit, und mit diesen beiden Liliputkünstlern bereiste S. den Continent, Rußland, den Orient und kehrte, nachdem er die mannigfachsten Abenteuer zu bestehen gehabt, nach Oesterreich zurück. Auf einem Besuche Ungarns entdeckte S. noch einen dritten Zwerg, Namens Joseph Scheider, einen Bauernsohn, der sich auch anwerben und für das Treumann’sche Fach ausbilden ließ, so daß nunmehr Kis Josi, Jean Piccolo und Jean Petit das in der Theaterwelt bis dahin nicht dagewesene Zwergen-Trifolium bildeten, welches die Rollen Nestroy’s, Scholzen’s und Treumann’s mit unverwüstlicher, durch ihre Zwergengestalt nur noch mehr gesteigerten Komik spielte. Mit diesem Zwergen-Trias bereiste S. die halbe Welt und gewann Unsummen, welche aber, durch Spiel gewonnen, wieder im Spiele, da S. ein leidenschaftlicher Kartenspieler war, aufgingen. Auf diesen Reisen, auf welchen der gegenwärtig als Secretär am Josephstädter Theater in Wien angestellte Sänger und Schauspieler Emerich Slama als Reisemarschall fungirte, besuchte Schwarz mit seinen Zwergen, für welche er zum Ueberflusse von dem als Bühnenbearbeiter bekannten Friedrich Blum ein eigenes Gelegenheitsstück: „Die Auffindung der Zwerge“, hatte schreiben lassen, auch Paris, und seine Zwergen-Trias, welcher er auch französische Chansonetten eingelernt hatte, spielte vor Kaiser Napoleon. Im Sommer 1863 kam S. mit seinen Zwergen nach Wien und gastirte im Treumann’schen Quai-Theater. Am 8. Juni spielten sie in der Operette: „Zehn Mädchen und kein Mann“. Eine halbe Stunde nach beendeter Vorstellung wurde das Theater ein Raub der Flammen und Schwarz verlor seine ganze, ziemlich werthvolle Garderobe. Im folgenden Jahre übernahm S. die Direction des Preßburger Theaters, während die Zwerge mit seiner Frau, einer ehemaligen Schauspielerin, Namens Glocke, herumreisten, später aber sich von Schwarz und seiner Frau freimachten und auf eigene Rechnung das Geschäft fortsetzten. Schwarz führte indessen das Preßburger Theater bis 1869 fort, wurde nun Geschäfteleiter bei Betti Weiß, welche das Linzer Theater dirigirte, dann Mitdirector des (zweiten) Pesther deutschen Theaters am Herminenplatze, 1873 und 1874 Oberregisseur des Josephstädter-Theaters in Wien und ist nun in gleicher Eigenschaft am Thalia-Theater in München bedienstet. Die Zwergen-Compagnie, welche, nachdem sie selbstständig sich organisirt, ihre Reisen bis nach Amerika ausgedehnt, löste sich 1869 auf, nachdem jeder Zwerg ein Capital von 6000 Dollars sich erspielt. Johann Wohlgemuth (Jean Piccolo) lebt jetzt wieder zu Hermagor in Kärnthen als Advocatenschreiber, Johann Wunderlich (Jean Petit) ist, nachdem er in seiner Vaterstadt Asch sich angekauft, daselbst gestorben, und Joseph Scheider (Kis Josi) lebt, nachdem er sein Vermögen in unglücklichen Speculationen verloren, in sehr ärmlichen Verhältnissen in seiner Heimat Buda-Kész in Ungarn. [Seyfried (Ferdinand Ritter v.), Rückschau in das Theaterleben Wiens seit den letzten fünfzig Jahren (Wien 1864, 8°.) S. 283: „Ein ganz origineller Trias-Virtuos“. – Handschriftliche Notizen des Herrn J. Wimmer.] –
16. Louis Schwarz (geb. zu Wien um das Jahr 1815), ein Sohn des Ludwig Schwarzböck, der in den Zwanziger-Jahren Chordirector und Baßsänger im Theater