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BLKÖ:Schwarz, Julius

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 32 (1876), ab Seite: 300. (Quelle)
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Schwarz, Julius, oder, wie ihn die Magyaren und er selbst als Magyar sich schreibt: Schvarcz, Gyula (ungarischer Schriftsteller, geb. zu Stuhlweissenburg in Ungarn am 7. December 1838). Sein Vater war Officier in der kaiserlichen Armee, wenn ich nicht irre, bei Dom Miguel-Infanterie Nr. 39. Seine Mutter Katharina ist eine Tochter Michael Horhy’s, der sich als Begründer eines rationellen Wirthschaftsbetriebes in Ungarn ein bleibendes Andenken begründet hat. Seine erste Ausbildung erhielt S. im Vaterlande, dann in München und Berlin; darauf machte er Reisen, welche er über Deutschland nach Frankreich und England ausdehnte, und auf welchen er mit mehreren literarischen Gästen in Verkehr trat. In der Folge betrat er die schriftstellerische Laufbahn, auf welcher er theils unter eigenem Namen, theils als Pseudonym Szent-Katolna auf verschiedenen Gebieten, auf dem der schönen Literatur, des Unterrichtswesens, vornehmlich der Unterrichtsstatistik, der Alterthumswissenschaft u. a. thätig war, durch sein eigenthümliches Auftreten aber die Kritik herausforderte, die nun auch dem Polyhistor, der hie und da Blößen gab, schonungslos zu Leibe ging. Im Jahre 1866 wurde er in den ungarischen Landtag gewählt, kommt aber auch als Volksvertreter in Kakay’s „Licht- und Schattenbildern“ übel genug weg. Die Titel seiner, sowohl unter eigenem Namen wie unter obigem Pseudonym erschienenen Schriften sind in chronologischer Folge: „Lampsacusi Strato. Adalék a tudomány történeté hez“, d. i. Strato von Lampsakus. Daten zur Geschichte der Wissenschaft. I. (Pesth 1861, Lauffer u. Stolp, 8°.); – „Megtört Nangok Clazomenaei Anagoras nagy müveiből“, d. i. Gebrochene [301] Töne aus den großen Werken des Anaxagoras von Clazomenae (ebd. 1861, 8°.); – „Földtani elméletek a Hellenségnél Nagy Sándor koráig“, d. i. Geologische Theorien bei den Griechen bis zum Zeitalter Alexander des Großen, 2 Hefte (ebd. 1861, 8°.); – „A fajtakérdés szinvonala három év előtt“, d. i. Die Stammfrage vor drei Jahren (ebd. 1861, 8°.); – „Egy magyar iró külföldön“, d. i. Ein ungarischer Schriftsteller im Auslande, 2 Bände (Pesth 1863, Heckenast, 8°.), erschien unter dem Pseudonym Szent-Katolna; – „Két röpirat a közoktatás körül. Néhány előleges pont a hazai közoktatásügy legégetóbb szükségleteiről. Alkot mányosság és közoktatásügy“, d. i. Zwei Flugschriften über das Unterrichtswesen. Einige vorläufige Puncte über die dringendsten Bedürfnisse des vaterländischen Unterrichtswesens. Constitution und Unterrichtswesen (Pesth 1866, Pfeiffer, 8°.); – „A közoktatásügyi reform mind politikai szükséglet magyarországon“, 5 füzet, d. i. Die Reform des Unterrichtswesens als politische Nothwendigkeit in Ungarn, 5 Hefte (Pesth 1867, Stolp); – „Hogy vezessük jövőre a hazai közoktatásügy stastisztikáját“, d. i. Wie sollen wir für die Zukunft die Statistik des Unterrichtswesens führen? (ebd. 1867, 8°.); – „A tanulóverseny gymnasiumámkon és reáltanodáinkon. Tekintettel a kitünő tanulók tudományos hajlamaira szülőík társadalmi helyzetére, vagyoni állására és az ösztöndijakra. Hivatalos adatok után bemutatva“, d. i. Der Wetteifer der Schüler an unseren Gymnasien und Realschulen. Mit Rücksicht auf die wissenschaftliche Neigung der vorzüglichen Schüler, die sociale Stellung und materielle Lage ihrer Eltern und auf die Prämien. Nach amtlichen Daten zusammengestellt (Pesth 1868, Aigner, 4°.); – „Magyarország tanitóképezdéinek statisztikája különös tekintettel r. kath. tanitoképez déinkre“, d. i. Die Statistik der Präparandien Ungarns (ebd. 1868, Stolp. 8°.); – „Részletes statisztikai kimutatások Unghmegye elemi tanódairol ...“, d. i. Ausführliche statistische Ausweise über die Elementarschulen des Unghvárer Comitates (Pesth 1868, Aigner, 8°.); – einen gleichen Ausweis über das Gömörer Comitat, dieser und der vorige Abdruck aus der Zeitschrift: „Uj korszak“ (neue Aera), hat S. im Jahre 1869 herausgegeben und beide nach eigenen Rubriken und auf Grund von Erhebungen der Kaschauer Handelskammer bearbeitet; – „Ungarn in der Realunion“ (Pesth 1870, Aigner, gr. 8°.), erschien auch in ungarischer Sprache. Wie aus vorstehender Uebersicht seiner Schriften ersichtlich., hat S. das Unterrichtswesen seines Vaterlandes seinen eindringlichen Studien unterworfen und hier den Kernpunct für eine künftige Wohlfahrt des Staates erkennend, steuert er mit Entschiedenheit auf eine zeitgemäße Reform hin, was immerhin der richtige Weg sein mag. Die von ihm vorgeschlagenen Reformen zu beurtheilen, ist Sache des Fachmannes. Druckfertig ist seine „Geschichte der Demokratie alter und neuer Zeit“, welche in ungarischer, deutscher und englischer Sprache zugleich ausgegeben werden und sechs Bände umfassen soll. Der erste Band der deutschen Ausgabe ist im Drucke bereits vollendet, soll aber erst nach dem Originale und in Deutschland ausgegeben werden.

Ungarische Revue (Pesther period. Schrift) 1869, S. 160. – Az ország tükre, d. i. Der Reichsspiegel (Pesther illustr. Blatt, gr. 4°.) 1864, Nr. 10: „Schwarcz Gyula“. – Aranyos Kákay, welcher in seinen bei [302] Wilhelm Lauffer in Pesth 1867 herausgegebenen „Licht- und Schattenbildern zur Charakteristik des ungarischen Landtags“ die Mitglieder des Landtags durch die scharfe Loupe seines Witzes und beißender Satire betrachtet, schreibt über Julius Schwarz: „Er ist Henszlmann’s einziges, noch minderjähriges Wunderkind. Der Liebling der griechischen Musen und der Theresienstädter Gamins! Das Mitglied der englischen Geological Society und Director der Pesth-bengalischen Eisenbahn! Der große Polyhistor und Protogeograph, der unübertreffliche Philhellene und Prakrit-Stylist, unvergleichlich in der Makrologie (Wortschlüpfrigkeit) und Megalegorie (Lobhudelei), dessen ohne griechisches Wörterbuch nicht zu lesende gelehrten Werke aus der Sammlung vom Apepten (unverdauliche Dinge) bestehen, welche die Apepsie (Unverdaulichkeitsleiden) des Autors verrathen ... siehe, und auch ihn plagen die Trichinen der Ambition und er sehnt sich in den Kreis der Nomodiken (Gesetzgeber). Und doch verräth sein Gesicht dem in die Propomantie (Gesichtskunde) Eingeweihten auf der Stelle, daß er noch nicht dazu berufen, Gesetze zu gründen, sondern selber noch eines Mentors bedarf. Es gibt in der Jugend eine Periode, wo der Käse noch nicht auf der Zunge beißt und das Kalbfleisch für Kalbfleisch zwar alt genug, aber doch noch nicht jene Consistenz und jenen Wohlgeschmack des Rindfleisches besitzt, wo es die beste Suppe und zugleich den schmackhaftesten Braten gibt. Er selbst, das ist wahr, ist noch unausgegohren und unausgebacken. Uebrigens hat er bei seiner Wahlagitation ein früh entwickeltes Talent für den Humbug gezeigt, mit dem es ihm gelang, nicht nur die Wiener Blätter und die gemietheten „Handáre“ (Dienstmänner), sondern auch einige ehrenwerthe und ganz gescheidte Leute – wenn auch nur auf ein paar Wochen – als Gefoppte vor seinen Wagen zu spannen.“ – Porträt. Unterschrift: „Schvarcz Gyula“ Marastoni Jos. 1864 (lith.), auch im „Az ország tükre“ 1864, Nr. 10.