BLKÖ:Schrotzberg, Franz
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 32 (1876), ab Seite: 18. (Quelle) | |||
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[19] berichten ist. Seine künstlerische Ausbildung erhielt er an der Wiener kais. Akademie der bildenden Künste, in welche er im Jahre 1825 trat und in welcher er 1827 ein Stipendium, 1828 drei Preise erhielt. Die Bekanntschaft mit dem berühmten Landschaftsmaler Karl Markó [Bd. XVI, S. 459], welche in seine Jünglingsjahre – S. zählte damals 19 Jahre – zurückreicht und dessen ideale Richtung mit seinen eigenen Anschauungen im Einklänge stand, übte einen großen Einfluß auf seine weitere Ausbildung, obschon er sich selbst nicht der Landschaft, sondern der Figurenmalerei zuwandte. Er machte sich frühzeitig selbstständig. Sein hervorragendes Talent im Bildnißmalen wurde bald, namentlich in den höheren Kreisen der Gesellschaft bekannt, und in denselben gehörte es lange Zeit zum guten Tone, von Schrotzberg gemalt zu sein. Schon im Jahre 1832, damals 21 Jahre alt, stellte er bei St. Anna Bildnisse und mythologische Scenen aus, und denselben folgten in den nächsten Jahren fleißig zahlreiche Bildnisse und dann hin und wieder eine mythologische Scene, Alles mit einer bestechenden Anmuth und einer Lebendigkeit des Colorits ausgeführt, daß das Auge von solchem Sinnenreize völlig befangen wurde. Bereits im Jahre 1836 fand seine „Leda mit dem Schwane“ Aufnahme in die moderne Abtheilung der kais. Gemälde-Gallerie im Belvedere. Vom Jahre 1840 an brachten die Jahres-Ausstellungen bei St. Anna und vom Jahre 1851 die Monats-Ausstellungen des österreichischen Kunstvereins fast Jahr um Jahr eine Reihe von ihm gemalten Frauengestalten aus den Kreisen des ah. Hofes und des hohen österreichischen Adels, zwischen denen sich nur dann und wann eine ebenbürtige Männergestalt befand. So hat Schrotzberg bis in die jüngste Zeit – und er ist bereits 64 Jahre alt und es sind namhafte Porträtisten seither aufgetaucht, wir brauchen nur die Namen Angeli, Lenbach, Aigner, George Mayer zu nennen – sich in Beliebtheit zu erhalten verstanden und sich solchen Zuspruchs zu erfreuen gehabt, daß, wer von ihm gemalt sein wollte, Jahre voraus vorgemerkt sein mußte. Noch sei erwähnt, daß der Künstler in früheren Jahren mehrere Reisen ausführte, so 1837 nach Oberitalien, 1842 nach Deutschland und Belgien, später besuchte er auch Mittelitalien, Paris und London. Hier folgt nun eine Uebersicht jener Gemälde des Künstlers – es sind durchaus Oelbilder – welche seit 1832 bis in die neueste Zeit theils in den Jahres-Ausstellungen in der k. k. Akademie der bildenden Künste bei St. Anna, theils in den Monats-Ausstellungen des österreichischen Kunstvereins zu sehen waren, und zwar in ersteren, im Jahre 1832: zwei Bildnisse; – 1834: „Madonna mit dem Kinde“; – „Venus und Amor, die Giganten lockend“; – mehrere Bildnisse; – 1835: neben mehreren Bildnissen das Gemälde: „Toilette der Venus“; – 1836: „Diana und Endymion“; – „Porträt des Bildhauers Rudolph Bärenhart“; – 1837; – „Selbstporträt des Künstlers“; – „Familiengemälde“; – „Jupiter und Kallisto“; – 1838: „Tirolerin vom Zillerthale“; – 1839: „Leda mit dem Schwane“ (4 Schuh hoch, 31/2 Schuh breit), gegenwärtig in der kais. Gemälde-Gallerie im Belvedere; – „Die Waise“ (Eigenthum des Herrn Trevani). In den folgenden Ausstellungen führt uns nun der Künstler eine stattliche Reihe höchst interessanter Bildnisse, meist von Frauen aus den höheren Adelskreisen Wiens, vor, so im J. 1840: „Die Herzogin [20] von Acerenza, geborne Prinzessin von Kurland“; – „Fürstin Pálffy, geborne Fürstin von Kaunitz“; – „Gräfin Merveldt, geborne Gräfin Czernin“; –, Fürstin Theresia von Lobkowitz“; – „Graf Keglevich“; – 1841: „Die Fürstin Windisch-Grätz“; – „Die Fürstin Anna Liechtenstein“; – „Die Fürstin Leopoldine Liechtenstein, geborne Fürstin Eszterházy“; – „Die Fürstin Bertha von Lobkowitz, geborne Fürstin Schwarzenberg“; – „Die Fürstin Bretzenheim, geborne Fürstin Schwarzenberg“; – „Die Gräfin Pálffy, geborne Gräfin Rossi“; – 1843: „Die Gräfin Kunigunde von Stadion“; – „Graf Joseph Eszterházy“; – „Fürst Pálffy“; – „Graf Louis Széchényi, Obersthofmeister der Erzherzogin Sophie“; – „I. M. die Kaiserin Karolina Augusta“; – „Frau von Wertheim“; – „Leopoldine Freifrau von Honrichs, geborne Gräfin Mittrowsky“; – „Freiherr von Honrichs“; – 1844: „Die Familie des Fürsten Colloredo-Mannsfeld“; – „Der türkische Botschafter Muchtar Bei“; – 1845: „Prinz Windisch-Grätz“, Sohn des Fürsten Alfred; – „Fürst Ferdinand Lobkowitz“; – „Fürstin Marie von Lobkowitz, geborne Fürstin Liechtenstein“; – „Erzherzogin Hildegarde“; – „Graf Keglevich“, Sohn des Grafen Johann; – 1847: „Gräfin Karoline von Czernin, geborne Gräfin Schaffgotsch“; – „Selina Gräfin Clam-Martinitz“; – „Erzherzogin Maria Ludovica“; – „Fürstin Wilhelmine von Auersperg“; – „Fürstin Wilhelmine von Kinsky“; – 1858: „Erzherzogin Gisela“; – in den Monats-Ausstellungen des österreichischen Kunstvereins, 1851: „Emma Freiin von Eskeles“; – 1852, im Jänner: „Fürstin Khevenhüller, geb. Gräfin Lichnowsky“; – im Mai: „Gräfin Saint-Gennis“; – „Gräfin Clam-Martinitz, geb. Fürstin Salm“; – im Juni: „Gräfin Marie Eszterházy“; – 1854, im März: „Graf Bambelles“; – „Gräfin Nandine Bambelles, geb. Gräfin Draskovich“; – 1855, im Februar: „Fürstin Lobkowitz“; – 1856, im Mai: „I. M. die Kaiserin Elisabeth “, Eigenthum der Erzherzogin Sophie ; – „Erzherzogin Sophie “, Eigenthum I. M. der Kaiserin; – „Fürstin Marie Kinsky , geb. Fürstin Liechtenstein “; – „Se. Majestät Kaiser Franz Joseph“; – „Graf Zamoyski“; – 1862, im Februar: „I. M. die Kaiserin Elisabeth“; – 1867, im März: „Prinzessin Clementine von Sachsen-Coburg-Gotha, geborne Prinzessin von Orleans“; – „Baronin Laudon, geb. Gräfin Seilern“; – „Gräfin Marschall“; – im April: „Gräfin Marie Waldstein, geb. Fürstin Schwarzenberg“; – „Comtesse Marschall“; – „Gräfin Eleonore Hoyos“; – 1868, im Februar: „Erzherzogin Mathilde“, Eigenthum S. M. des Königs Ludwig von Bayern; – „Graf Haugwitz“; – im December: „Gräfin Marietta Pandalfi“; – in der III. allgemeinen deutschen Kunstausstellung in Wien im Jahre 1868: „Erzherzogin Maria Theresia von Este“; – „Erzherzogin Therese, Herzogin von Württemberg, mit ihren Kindern“; – „Herzog Philipp von Württemberg“. Das ist natürlich der kleinste Theil von den Bildnissen des Künstlers, da viele derselben gar nicht in die Ausstellungssäle gelangt sind. Aber für die Weise seines Malens, für sein Können mögen sie doch maßgebend sein. Außer in der Belvedere-Gallerie ist der Künstler auch noch in der Münchener neuen Pinakothek mit noch einigen Oesterreichern, wie Amerling, Johann Fischbach, F. Füger, Angelica Kaufmann, Joseph Koch, Leopold Kupelwieser, Karl Markó, Leopold Pollak, Karl Rahl, [21] Joseph Rebell, Anton Romakó, Christoph Ruben und Johann Friedr. Treml, vertreten, und zwar befinden sich daselbst seine Bildnisse I. Maj. der Kaiserin Elisabeth, der Erzherzogin Mathilde und der Herzogin Therese von Württemberg. Von Sr. Majestät dem Kaiser wurde S. 1867 mit dem Ritterkreuze des Franz Joseph-Ordens ausgezeichnet. Auch ist er Mitglied der Wiener Akademie. Das Urtheil über den Künstler im Anbeginne seiner Laufbahn lautete sehr günstig. Man fand seine Porträts höchst poetisch in der Auffassung, correct und edel in der Zeichnung, die Contouren seiner Gebilde scharf ausgesprochen, im Ausdrucke kräftig und bestimmt, seine Carnation klar, zart und transparent, sein Halbdunkel wohlberechnet. In der Folge urtheilte die Kunstkritik über seine Werke hart und abfällig. Ein Kunstkritiker, der viel gesehen und nichts weniger denn boshaft in seinen Urtheilen zu sein pflegt, meinte einst, wenn man eine Gesammtausstellung Schrotzberg’scher Bilder veranstalten würde, so würde man mit Schrecken gewahren, daß man nur einer Collection in Lebensgröße colorirter französischer Modebilder gegenüberstehe. Eine kleine Musterkarte von Urtheilen verschiedener Kunstkritiker folgt in den Quellen. Man hat Schrotzberg den „österreichischen Winterhalter“ genannt. Man vergleiche darüber die Urtheile über ihn.
Schrotzberg, Franz (Bildnißmaler, geb. zu Wien im Jahre 1811). Das Leben dieses Künstlers geht so ganz in der großen Menge seiner Werke auf, daß über dasselbe eigentlich nur wenig zu- Frankl (Ludw. Aug.), Sonntagsblätter (Wien, gr. 8°.) I. Jahrg. (1842), S. 23: „Atelierschau“; II. Jahrg. (1843), S. 476, in Dr. Melly’s „Kunstausstellung im Jahre 1843“, III. Jahrg. (1844), S. 299, im Kunstbericht; IV. Jahrg. (1845), S. 545 u. 808, in Dr. Melly’s „Kunstausstellung im Jahre 1845“. – Waldheim’s Illustrirte Zeitung (Wien, kl. Fol.) 1862. S. 64. – Die Kataloge der Jahres-Ausstellungen in der k. k. Akademie der bildenden Künste bei St. Anna (Wien, 8°.] – Monats-Verzeichnisse des österreichischen Kunstvereins (Wien, 8°.). Diese, wie die vorbenannten „Kataloge“ in den oben in der Biographie bezeichneten Jahren. – Die Künstler aller Zeiten und Völker. Begonnen von Prof. Fr. Müller, fortges. von Dr. Karl Klunzinger (Stuttgart 1860, Ebner u. Seubert, gr. 8°.) Bd. III, S. 492. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1841, E. A. Fleischmann, 8°.) Bd. XVI, S. 33. – Oesterreich im Jahre 1840. Staat und Staatsverwaltung, Verfassung und Cultur. Von einem österreichischen Staatsmanne (Leipzig 1840, Otto Wigand, 8°.) Bd. II, S. 267.
- Urtheile über den Bildnißmaler Schrotzberg. Da bietet sich denn wieder die merkwürdige Erscheinung, wie Urtheil und Erfolg im diametralen Gegensatz zu einander stehen. Es ist eine Thatsache, je herber die Kritik sich gestaltete, um so gesuchter war der Künstler eben in jenen Kreisen, welche die Arbeit fürstlich belohnen. Da diese Urtheile auch sonst interessante Details enthalten, lassen wir die wichtigsten aus einer großen Menge folgen. Das Fremden-Blatt 1867, Nr. 103, schreibt anläßlich des Bildnisses der Gräfin Marie Waldstein: „Das Bildniß, das einer stolzen Schönheit, welche Männerherzen sowohl anzuziehen als abzuweisen, eine gleich große Macht zu besitzen scheint, ist in jener kühlen, eleganten Manier gemalt, wie sie für Kreise paßt, welche durch die Kunst nicht tiefer interessirt, sondern nur flüchtig angeregt sein wollen. Man könnte fast vermuthen, S. habe weniger eine Frau, als eine Reclame für den Schneider und die Putzmacherin der Gräfin Waldstein malen wollen, ein so großer Nachdruck ist auf Atlas und Spitzen gelegt. Was hätte ein frisch empfindender Künstler aus diesem lebensvollen Kopfe und diesen jugendlich schwellenden Formen gemacht! Ein für Farbenharmonie empfindliches Auge hätte nie das Blau des Kleides und das Roth der Möbel – eine schreiende Dissonanz – so unvermittelt neben einander gestellt.“ – L. Speidel in der „Neuen freien Presse“ (1867, Nr. 927) schreibt: „Sch. hat das mit manchen Bildnißmalern gemein, daß ihm alles Menschliche, was von der Kunst an abwärts liegt, fremd ist, daß er, kurz und bündig gesagt, eine ganze Figur nicht zeichnen kann. Wie hängen nur bei dem gegenwärtigen Bildnisse (Clementine Prinzessin von Orleans, verm. Sachsen-Coburg-Gotha) [22] die Arme unorganisch, puppenhaft in den Achselgelenken, wie fehlt der ganzen Gestalt ein verstandener oder empfundener Zusammenhang! Aller Fleiß im Nebensächlichen, gleichsam in der Schneiderarbeit, ist nicht im Stande, einen solchen Grundmangel zu decken. Die besten Bildnißmaler alter und neuer Zeit waren vor allen Dingen Historienmaler, mit der menschlichen Gestalt auf’s Innigste vertraut, keine Leute, die den Rumpf als ein gleichgiltiges Beiwerk an den Kopf stückelten. Selbst Winterhalter, der neben Schrotzberg in herausfordernder Weise genannt worden, ist im ganzen Bereiche des menschlichen Körpers wohl bewandert und weiß Gestalten zu gruppiren und zu Bildern zusammenzufügen. Wir sind der Richtung Winterhalter’s zwar abhold, aber daß er in seiner Richtung ein Meister ist, wird kaum Jemand bestreiten wollen. Was Schrotzberg sein will, ist Winterhalter wirklich: ein richtiger Salonmaler. In der Gesellschaft, die Schrotzberg malt, fühlt er sich beklommen, gedrückt, als einen Fremden: das Aengstliche, Peinliche seines Vortrages verräth dieses Gefühl durchaus. Winterhalter dagegen fühlt sich im Salon als ein Gleicher unter Gleichen und sein vornehmer Abandon in der Zeichnung, die Leichtigkeit und Lässigkeit seines Vortrages verkünden die Verwandtschaft des Künstlers mit seinem Gegenstande in jeder Linie und in jedem Pinselstrich. Ein Theil der Schuld an dieser Ungleichheit der beiden Männer mag auch an den verschiedenen socialen Verhältnissen in Wien und Paris liegen, denn in Wien sind diese noch vielfach unfrei, während die gesellschaftliche Atmosphäre[WS 1] in Paris durch die Wetter und Stürme der Revolution gereinigt ist. Eine Behandlung wenigstens, wie sie dem Maler Schrotzberg in höheren Kreisen der Kaiserstadt schon zu Theil geworden; eine Behandlung, die ein Künstler, wenn er ihr schon wehrlos preisgegeben war, lieber in seinem Innersten hatte bergen sollen, wäre in Paris einem Winterhalter gegenüber geradezu undenkbar. Winterhalter hat mit seiner freien socialen Stellung, seiner höheren Begabung und größerem Können so viel voraus, daß man sich hüten sollte, seinen Namen mit dem Schrotzberg’s in Einem Athem zu nennen.“ – Die Oesterreichische Zeitung 1861, Nr. 146: „Man nennt die seltene Eleganz des Vertrags, die Schrotzberg sich angeeignet hat, und seine Gabe, eine frappante, freilich oft nur materielle Aehnlichkeit herzustellen; ebenso gut weiß man aber auch, daß eine tiefere Charakteristik seine Sache nicht ist, und daß er es fast verlernt hat, die Natur anders, als im Widerschein des Conventionellen zu betrachten. Seine Bilder machen meistens einen angenehmen Eindruck, doch vergleicht man sie mit einander, so wird man zwischen ihnen bald eine Familienähnlichkeit entdecken, über deren ermüdende Monotonie man sich nicht täuschen kann. Es fehlt ihnen der individuelle Ausdruck, der in ganz Anderem liegt, als in der Wiedergabe der Züge, wie getreu diese auch sein mögen; sie stellen nur die vorübergehende Erscheinung dar, den ewigen Born derselben lassen sie uns nicht ahnen. Dieß einmal offen herausgesagt, wäre es jedoch eine schreiende Ungerechtigkeit, S.’s anderweitige Vorzüge zu unterschätzen. Diese gelangen namentlich in dem weiblichen Porträt (Erzherzogin Elisabeth) zur vollen Geltung. Mag das Fleisch hier auch etwas zu transparent, die Modellirung nicht kräftig genug sein, an vornehmer Grazie und geschmackvoller Anordnung läßt es nichts zu wünschen übrig. Die Stellung ist anmuthig und natürlich, die Farbenstimmung harmonisch, die Stoffmalerei mit großem Geschick behandelt. Aehnliches läßt sich an dem Porträt des Erzherzogs Karl Ferdinand rühmen, doch leidet es an einem bedeutenden Gebrechen; es fehlt der Gestalt an Relief, sie hebt sich nicht genugsam vom Marmorgetäfel ab, das den Hintergrund bildet.“ – C. Abani , einmal in der „Debatte“ (1868, Nr. 263), schreibt: „Was mag wohl die Ursache sein, daß Schrotzberg entgegen dem Urtheile der gesammten Kritik, der verständigen Kunstfreunde, der meisten seiner Collegen, in gewissen Kreisen der Alleinherrscher oder vielmehr Alleinmaler ist. Man muß doch Jahre lang in seinem Protokolle stehen, ehe man als Farbe auf die Palette und endlich als Bild auf seine Leinwand kommt. Ist doch so manches blühende Fürstenkind in früher Jugend pränotirt und erst als welkende Blüthe gemalt worden! Ganz abgesehen, daß Alles vom Halse abwärts bei ihm vom Uebel ist, abgesehen, daß seine Gesichter glatt und lieblich, aber ohne jeden individuellen Ausdruck sind – doch das ist es: was Goethe von der „Gesellschaft“ gesagt hat, das hat Schrotzberg gemalt. Er schliff und schliff, und was jetzt noch Modebild, wird er in kurzer Frist zum Ideale [23] der „Emailleuse“ gebracht haben. Wie so ein höflicher Maler Epigramme malen kann!“ – Ein andermal, im „Vaterland“ (1868, Nr. 340) schreibt er über ein Bildniß des Künstlers: „Sch. hat ein neues Porträt ausgestellt, noch feiner, glätter, emaillirter als gewöhnlich, noch leerer, ausdruckloser als gewöhnlich. Was hätte ein geistvoller, groß auffassender Künstler aus diesem himmlischen Gesichtchen gemacht!“ – Kertbeny in Auer’s „Faust“, 4. Jahrg. (1856), in der Beilage zu Nr. 23: „Franz Schrotzberg, der österreichische Winterhalter, ist in seiner künstlerischen Intention ganz würdig jenes berühmten „Modebildermalers“ am Seinestrande, wenn ihm dieser auch an virtuosleichter Technik überlegen ist, wie eine Schwalbe einer Schnecke. Die Manier dieses Künstlers ist eine bis an die Bilder auf Porzellanpfeifenköpfen streifende Gelecktheit und Polirtheit im Vortrag, geschliffene Kreide im Colorit und bar aller irgend breiten und energischen Vortragsweise, tiefer und leuchtender Farbe. Bilder, welche durchaus den Stempel eleganter Möbel, statt künstlerischer Schöpfungen an sich tragen und daher vortrefflich in moderne Salons passen mögen, aber auch nur in Wiener Salons, in Parisern verlangt man doch mehr Verve und Pli der Eleganz, weniger hausbackene Schwerfälligkeit in weißen Atlasschuhen und endlich etwas – Witz.“ – Ludwig Eckardt im „Neuen Wiener Tagblatt“ schreibt: „Schrotzberg, der seinem Vorbilde Amerling am weitesten auf dem Irrwege der Weichlichkeit und Zierlichkeit gefolgt, hat den Meister trotz ursprünglich kräftiger Begabung noch überholt, um der Maler der Mode zu werden. Diese hat es freilich mit zu verantworten, wenn schöne Talente in Manier verfallen; aber muß man denn einem Zuge der Zeit so unbedingt nachgeben? Wenn wir nur Frauen so zärtlich mit dem Pinsel behandelt, so süß belogen sehen, so schreiben wir noch die Sünde des Malers auf die Schwäche des Geschlechtes, aber was soll ein wie ein Modebild behandelter Officier, der Beinkleider ohne Beine trägt?“ So lauten einstimmig, des Künstlers Richtung verwerfend, die Urtheile aller Kritiker, ja Hermann Becker geht gar so weit, das Wiener Publicum für den Irrweg des Künstlers verantwortlich zu machen, da er ausdrücklich mit Bedauern sagt: daß er nach den von Schrotzberg ausgestellten Bildnissen das Kunstverständniß des schöneren Theiles des Wiener Publicums auf einen sehr niedrigen Standpunct stellen müsse. So war es noch 1861, jetzt ist es doch etwas besser geworden. Namen wie Passini, Canon, Deferegger, Kurzbauer, Makart, Matejko, Grottger, Angeli u. A., sämmtlich Oesterreicher, haben doch etwas den Geschmack läutern geholfen.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: Amosphäre