BLKÖ:Schlechter, Joseph
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 30 (1875), ab Seite: 70. (Quelle) | |||
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[71] mehreren anderen angesehenen Insassen des Gerichtes Kitzbühl, Rattenberg und Kufstein als Geisel zuerst in die Festung Kufstein und dann nach Ingolstadt in Bayern abgeführt, wo er mit seinen Leidensgefährten manche Beschimpfungen, Schmähungen und Drohungen erdulden mußte. Nach mehrmonatlicher herber Gefangenschaft richtete S. eine Bittschrift an den edlen König Maximilian von Bayern, worin er um Entlassung sämmtlicher Geiseln bat. Das Bittgesuch wurde bewilligt und dasselbe, da es dem Könige sehr gefallen hatte, wörtlich im königlich bayerischen Regierungsblatte abgedruckt. Nun kehrte S. zu den Seinen zurück und lebte noch vier Jahre im Kreise derselben, mußte aber von Seite der bayerischen Beamten noch manche Kränkungen erfahren. Interessant ist die Geheimsprache, welcher sich S. und die Kitzbühler Bürger bedienten, als sie noch unter bayerischer Herrschaft standen. Sie wendeten dieselbe an, wenn sie Abends im Gasthause zusammenkamen, wo aber auch der bayerische Landrichter sich einzufinden pflegte, vor dem sie jedoch den eigentlichen Inhalt ihrer Gespräche verbergen wollten; so z. B. wenn sie sagten: „Heute ist es kühl“, so bedeutete das: heute gibt es wenig interessante Neuigkeiten; – „Die Blaumeisen streichen“ hieß: die Franzosen siegen; – „Die Getreidemücken fliegen herum“ hieß: die Bayern marschiren u. s. w. S. starb im besten Mannesalter von 49 Jahren, und dieses frühe Ende ward durch die Anstrengungen bei der Landesvertheidigung herbeigeführt. –
Schlechter, Joseph (Tiroler Landesvertheidiger, geb. zu Going in Tirol im Jahre 1765, gest. 4. Februar 1814). Sein Vater Sebastian besaß das große Gasthaus beim Stangl in Going. Er ließ seinen Sohn Joseph studiren und dieser hatte bereits das Studium der Theologie begonnen, die Vorweihen erhalten und wollte in das Kloster Chiemsee eintreten, wo ihm aber, da das Kloster auf den Aussterbe-Etat gesetzt war, der Eintritt verwehrt wurde. Nun aber wollte er auch nicht mehr dem geistlichen Stande angehören, erklärte dieses Vorhaben rundweg seinen Eltern, die ihm darauf das Au-Wirthshaus zu Kössen kauften, das er mit seiner mittlerweile geehelichten Frau Maria gebornen Fux aus Kitzbühl bewirthschaftete. Aber dieses Leben behagte dem Manne, der etwas gelernt, auf die Dauer nicht. Als im Jahre 1793 der Stadtschreiberdienst von Kitzbühl ausgeschrieben ward, bewarb S. sich um denselben und erhielt ihn auch; nun kaufte er sich eine kleine Oekonomie dazu und lebte daselbst mit Frau und seinen sechs Kindern im glücklichsten Frieden, bis ihn im Jahre 1796 die Vertheidigung des Vaterlandes zu den Waffen rief. Er ordnete nun im Gerichte Kitzbühl sofort fünf Schützen-Compagnien, deren zweite ihn einstimmig zum Hauptmann erwählte. Mit derselben marschirte er in’s Engadein, wo er sich mit ihr so tapfer verhielt, daß er, seine Officiere und mehrere seiner Leute im Jahre 1797 mit der silbernen Tapferkeitsmedaille geschmückt wurden. Am 14. Februar 1798 erhielt er wieder Auftrag, die Schützen-Compagnien des Gerichtes Kitzbühl in Gemeinschaft mit dem Hauptmanne Feller neu zu organisiren. Im Jahre 1799 mußte S. mit seiner Compagnie nach Zernetz aufbrechen. Im folgenden Jahre, nachdem er noch vorher die große silberne Medaille erhalten hatte, wurde er Divisions-Commandant, leistete bei Deckung der Grenze in Kössen, dann in Windhausen gute Dienste, vertheidigte darauf mit seinen Schützen das Achenthal und später das bedrohte rechte Innufer. Da er sich überall ebenso durch Umsicht wie Tapferkeit hervorgethan, wurde er mit Decret vom 17. Jänner 1801 vom Landeshauptmann zum wirklichen Schützenmajor ernannt. Als solcher erwarb sich S. beim Aufgebote des Landsturmes im Jänner 1801 neue Verdienste; ferner bei der Vertheidigung des rechten Innufers im genannten Jahre, so daß er dafür mit einer goldenen, zehn Ducaten schweren Medaille mit Oehr und Band ausgezeichnet wurde. Neue Lorbeeren in seinen Ruhmeskranz flocht er sich im Jahre 1805 bei Kufstein und Kössen, wofür er, als Tirol darauf bayerisch wurde, von den bayerischen Beamten nicht geringe Kränkungen zu erdulden hatte. Ebenso gab ihm das Jahr 1809 Gelegenheit, seinen oft erprobten Muth auf’s Neue zu bewähren. Die unten bezeichnete Quelle gibt ausführliche Nachrichten über seine damalige Wirksamkeit. Im Jahre 1810 wurde S. mit noch