BLKÖ:Schindler, Karl
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 30 (1875), ab Seite: 20. (Quelle) | |||
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Johann, selbst Maler, war Zeichnungslehrer an der Normalschule zu St. Anna in Wien und wurde dessen Biographie [S. 10] mitgetheilt. Der Sohn Karl zeigte bald große Lust und Talent für die Kunst seines Vaters. Im August 1836, damals 15 Jahre alt, trat er in die Elementarschule der kaiserlichen Akademie der Künste in Wien, wo sich ihm besonders der Professor Karl Gsellhofer [Bd. V, S. 403] theilnahmsvoll zuwendete. Der Unterricht dieses Meisters, noch mehr aber die Collegenschaft Herbsthofer’s [Bd. VIII, S. 362], der um dieselbe Zeit Zögling der Akademie geworden, übten nachhaltigen Einfluß auf die Entwickelung Schindler’s. Als Herbsthofer mit der ihm eigenen Leichtigkeit Pferde, Reiter und Kämpfe auf das Papier hinwarf, ahmte ihn Schindler nach und übertraf ihn gar bald, da er eine lebhaftere Phantasie und eine raschere Fassungsgabe besaß. Aber nicht lange blieb S. in der Akademie, schon im Februar 1837 trat er aus derselben, und da um diese Zeit der Maler Fendi [Bd. IV, S. 173] mit seinen gemüthstiefen Bildern allgemeine Bewunderung erregte, schloß sich ihm S. an und wurde sein Schüler. Doch wählte er nicht wie dieser Landleute und Scenen aus dem häuslichen Leben zum Gegenstande seiner Bilder, sondern malte mit Vorliebe Soldaten und Scenen aus dem Leben des Kriegerstandes, aber mit einer Wahrheit und oft herzzerreißenden Treue, wie dieß sein herrliches Bild: „Der Delinquent“ bekundet. Schindler würde es in dieser Richtung und vornehmlich als Künstler wohl zu einer großen Bedeutenheit gebracht haben, wenn nicht seinem Leben zu enge Grenzen gesteckt gewesen wären. Von Haus aus schwächlich, wurde durch den Feuereifer, mit dem er der Kunst sich hingab, seine Gesundheit nichts [21] weniger denn befestigt. Um dem zunehmenden Brustleiden zu steuern, rieth man ihm, die Kaltwassercur zu gebrauchen, und er begab sich zu diesem Zwecke in die zu Laab bei Wien befindliche Wasserheilanstalt, wo er aber statt der Genesung den Tod fand, der ihn im Alter von erst 21 Jahren hinraffte. In der kurzen Zeit seines Schaffens hatte S. einige Bilder in den Jahres-Ausstellungen in der k. k. Akademie der bildenden Künste zu St. Anna ausgestellt, und zwar im Jahre 1839: „Die Schildwache“; – 1840: „Räuberüberfall bei Terracina“; – „Der Wachposten“; – 1841: „Der letzte Abend eines zum Tode verurtheilten Soldaten“, kam später in die Sammlung Fellner; – 1842: „Schwur zur Fahne“; – 1843: „Der Conscribirte“. Viele Jahre nach seinem Tode kamen theils mehrere der vorerwähnten Bilder, theils einige neue in verschiedenen Ausstellungen zur Ansicht, und zwar in den Monats-Ausstellungen des österreichischen Kunstvereins, 1859, im Jänner: „Cavallerie-Ordonnanz“ (150 fl.); – 1866, im Juni: „Räuberanfall“ (Eigenthum des Grafen Victor Wimpffen); – 1867, im October: „Die Execution“, Aquarell; – „Der Versehgang“; – 1868, im Mai: „Fouragirender Huszar“, Aquarell (Eigenth. des Grafen Vict. Wimpffen); – „Dragoner-Vedette“, Aquarell (Eigenth. des Vorigen); – 1872, Februar: „Oesterreichischer Cavallerieposten“, Aquarell (70 fl.). Sein Gemälde: „Der letzte Abend eines zum Tode verurtheilten Soldaten“ ist von C. F. Merckel recht sauber in Stahl gestochen worden. Verschiedene Arbeiten S.’s sind in einzelnen Sammlungen zerstreut oder erscheinen – doch höchst selten, da ihre Zahl verhältnißmäßig klein ist – in den Kunstauctionen, wie z. B. sein Bild: „Der Recrut“, ein junger Mann, begleitet von seiner Mutter und Schwester, verläßt als neu Angeworbener den Assentirungsplatz; das Bild (auf Holz gemalt, 46 Zoll hoch, 69 Zoll breit) befand sich in der Sammlung Marco Amadeo’s in Triest; der berühmte Kunstsammler Wilhelm Koller besaß von S. zwei Aquarelle (Qu. 8°.): „Oesterreichische Vorposten“. Auch sind nach Schindler’s Zeichnungen mehrere treffliche Blätter lithographirt worden, so: „Die Werbung“, in einer Dorfschenke (Qu. Fol.), von Weixlgärtner; – „Der freigebige Weingartenhüter“, ist im Gespräche mit einem Grenadier begriffen, während einige Andere den Garten plündern, von Herr; – „Der letzte Abend eines Verurtheilten“; – „Der fouragirende Huszar“ zu Pferde, mit Spanferkel, Gans und Huhn beladen, beide lithographirt von Lanzedelli; – „Die letzte Ehrenbezeugung“, eine Abtheilung Soldaten mit Officieren an einem Grabe, in das soeben der Sarg eines Kameraden gesenkt wird, lithographirt von dem Vorigen; von diesem in Soldatenkreisen ungemein beliebten Bilde sind Abdrücke im Tondrucke und colorirte Exemplare vorhanden; – „Der Reiter-Vorposten“, ein Uhlane hebt einen Jäger auf’s Pferd, um ihm eine feindliche Bewegung in der Ferne zu zeigen; – „Die Ausstellung der Vedetten“, ein Cavallerie-Officier instruirt eine Vedette; – „Das Leichenbegängniß“, ein Leichenwagen mit der Leiche eines Officiers fährt, von dem üblichen Gefolge umgeben, in einen Friedhof hinein; die letztgenannten drei gleichfalls von Lanzedelli lithographirt. Nach Nagler hätte S. auch mehrere Andachtbilder componirt, welche theils durch den Stich, theils durch Lithographie vervielfältigt worden sind. Mit Karl Schindler ging ein reiches Talent früh zu Grabe. Ebenso glücklich im Humor, [22] wovon er in seinem „Schwur zur Fahne“ eine so köstliche Probe gegeben, weiß er auch mit sicherem Erfolge die tiefsten Saiten des Gefühles anzuschlagen und mit wenigen Gestalten, womit er den einfachen Stoff motivirt, eine ergreifende Wirkung hervorzubringen. Seine Soldatenbilder sind tief aus dem Leben gegriffen. Ueber sein Bild: „Der letzte Abend eines zum Tode Verurtheilten“ schrieb Hermann Becker, als er es zwanzig Jahre nach S.’s Tode in der zweiten deutschen allgemeinen und historischen Ausstellung sah: „es ist ein unscheinbares Bild von schwärzlicher Farbe, aber von einem so tief empfundenen ergreifenden Ausdrucke wie wenig anderes“. Und von der größeren Zahl der Schindler’schen Bilder läßt sich Aehnliches sagen. Was wäre bei der lange herrschenden Richtung, welcher zufolge der Soldat Alles, die Uebrigen nichts waren, aus dem Künstler geworden! Welche Fülle von Ideen hätte sein phantasiereicher Kopf in Farben gefesselt! Er wäre wohl der ausschließliche Maler des Prätorianerthums geworden, das sich nun überlebt hat.
Schindler, Karl (Maler, geb. zu Wien im Jahre 1822, gest. zu Laab nächst Wien am 22. August 1842). Sein Vater- Frankl (L. A. Dr.), Sonntagsblätter (Wien, 8°.) I. Jahrg. (1842), S. 365, 645; II. Jahrg. (1843), S. 93 u. 475; III. Jahrg. (1844), S. 570 u. 1000. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1839, Fleischmann, 8°.) Bd. XV, S. 237. – Die Künstler aller Zeiten und Völker. Begonnen von Professor Fr. Müller, fortgesetzt von Dr. Karl Klunzinger (Stuttgart 1860, Ebner u. Seubert, gr. 8°.) Bd. III, S. 457. Kataloge der Jahres-Ausstellungen in der k. k. Akademie der bildenden Künste zu St. Anna in Wien (8°.) 1839, 1840, 1842, 1844. – Monats-Verzeichnisse der Ausstellungen des österreichischen Kunstvereins in Wien (8°.) 1859, Jänner; 1866, Juni; 1867, October; 1868, Mai; 1871, December; 1872, Februar. – Schindler’s Grabdenkmal. Karl Schindler ist, wie in der Biographie erzählt worden, zu Laab gestorben und daselbst begraben. Dort befindet sich auch sein Grabdenkmal. Schindler’s Jugendfreund, Bildhauer Heinrich Baumgarten in St. Pölten, meißelte den Grabstein. Maler Treml fertigte eine Zeichnung des Denkmals an. Professor Siebert, ein Freund des Schindler’schen Hauses, machte folgende Inschrift:
An Kunstsinn doch begabt und reich,
An Sitten einem Engel gleich,
Erhob im reinsten Jugendflor
Ihn Gott zur Seligkeit empor.