BLKÖ:Schey von Koromla, Philipp Freiherr
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 29 (1875), ab Seite: 246. (Quelle) | |||
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[247] Rath und überreichte ihm später (1854) für die bei jeder Gelegenheit von seiner Seite der „Linderung menschlichen Elends geleisteten Liebesdienste“ in corpore eine Dankadresse; die Oedenburger Handels- und Gewerbekammer wählte ihn zum berathenden Mitgliede, der wohlthätige Frauenverein zu Güns überraschte ihn mit seinem Ehrendiplome, wie ihm solche auch viele der angesehensten Rabbiner seines Heimatlandes, darunter Dr. M. Zipser, Fassel u. A. zusandten. Sein Wohlthätigkeitssinn war sprichwörtlich; die barmherzigen Schwestern erhielten von ihm von Zeit zu Zeit ansehnliche Unterstützungen; den im Jahre 1856 zu Gunsten der k. k. Gendarmerie entstandenen Stiftungen spendete er gleichfalls ansehnliche Summen, besonders aber waren es zwei Anstalten in Güns, die sich seiner sorgsamsten Pflege erfreuten und die er beide auf seine Kosten im Jahre 1858 hatte erbauen lassen, nämlich die Synagoge und das Armen-Siechenhaus für Leidende ohne Unterschied der Confession. Die Kosten der 1859 vollendeten Synagoge betrugen im Ganzen über 20.000 fl.; mit derselben in Verbindung steht ein Badehaus nebst Wohnung für einen Gemeindediener, und ein Schulhaus nebst Behausung für einen Lehrer. Das vollständig eingerichtete Armen-Siechenhaus ist vorläufig für je vier Israeliten, Katholiken und Protestanten, also im Ganzen für zwölf Personen bestimmt. Außer dem vollkommen ausgestatteten Hause widmete er der Anstalt ein Stiftungscapital von 10.000 fl. und einen jährlichen Beitrag von 200 fl. auf Lebensdauer; ebenso ward auch der Zinsertrag des oberen Stockwerkes dem Institute zugewendet. Die Anstalt erhielt, da Erzherzog Albrecht es gestattete, sie nach ihm zu benennen, den Namen: Erzherzog Albrecht-Versorgungshaus für arme Gebrechliche ohne Unterschied der Religion. Für diese Bestrebungen und Handlungen edelster Humanität wurde S. schon am 3. September 1857 mit dem goldenen Verdienstkreuze mit der Krone ausgezeichnet und am 3. März 1859 als der erste ungarische Jude in den österreichischen Adelstand mit dem Prädicate Koromla und dem Ehrenworte Edler von erhoben. Da seine Ehe mit Fanny Lackenbach aus Groß-Kanizsa kinderlos geblieben, erbat sich S. die Gnade der Uebertragung seiner Standeserhöhung auf seinen Neffen Friedrich, jetzigen Freiherrn von Schey, damaligen Großhändler und großherzoglich hessischen General-Consul in Wien, welche ihm auch gewährt und darüber ein gemeinschaftliches Diplom ddo. Wien 13. Mai 1859 ausgefertigt wurde. Mit ah. Entschließung vom 7. Februar 1861 erhielt S. den Orden der eisernen Krone dritter, im Jahre 1870 jenen zweiter Classe, worauf im Jahre 1864 statutengemäß seine Erhebung in den österreichischen Ritter- und später in den Freiherrnstand folgte. Sein Ritterstand wurde über sein Ansuchen 1866 auf seinen Neffen Karl übertragen; es sind sonach ein Karl Ritter von Schey, ein Friedrich Freiherr und ein Philipp Freiherr von Schey zu unterscheiden. – Auch Philipp’s Gemalin, die oberwähnte Fanny (gest. im Herbste 1863), war mildthätig und in Ausübung der Wohlthaten voll liebenswürdiger Zartheit und Gemüthlichkeit. Sie gab viel und im Stillen, und wo sie selbst nicht helfen konnte, trat sie als Fürsprecherin und Vermittlerin bei ihrem Gatten ein. Mit ihm seit 1816 verheirathet, war sie seit dem Winter [248] 1858 von einer völligen Lähmung befallen, welche sie bleibend bis zu ihrem Tode an’s Siechenbett bannte.
Schey von Koromla, Philipp Freiherr (Industrieller, geb. zu Güns in Ungarn am 20. September 1798). Sohn wohlhabender Eltern, welche seine strengorthodoxe Erziehung sorgfältig überwachten. Im Großhandlungsgeschäfte seines Vaters verwendet, gewann er durch seine Tüchtigkeit und Rechtlichkeit gar bald das Vertrauen Aller, die mit ihm verkehrten, und die dem Vater – einem Talmuden aus der alten Schule – zu Theil gewordene Achtung wurde gern auf den ihm nachstrebenden Sohn übertragen. Durch seine reelle Art der Geschäftsgebarung, verbunden mit einem edlen Wohlthätigkeitssinne, erwarb er das Vertrauen der Bevölkerung jeder Confession, die ihm auch bei allen Gelegenheiten Beweise nach dieser Richtung gab. Die Gemeinde seiner Vaterstadt wählte ihn in ihren- Reich (Ignaz), Beth-El. Ehrentempel verdienter ungarischer Israeliten (Pesth 1862, Alois Bucsánszky, 4°.) III. Heft, S. 9. – Wiener Mittheilungen. Zeitschrift für israelitische Culturzustände. Herausg. von Dr. M. Letteris (Wien, 4°.) VII. Jahrg. (1860), Nr. 21 u. f.: „Philipp Schey. Ein Lebensbild“. – Wiener Zeitung 1863, Nr. 233 [über Franziska Schey]. – Porträt. Unterschrift. Facsimile des Namenszuges: Philipp Schey v. Koromla. Unter dieser die Abbildung des Wappens (Lithographie ohne Ang. des Zeichners und Lithographen. 4°.).