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BLKÖ:Schönborn, Johann Philipp von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 31 (1876), ab Seite: 136. (Quelle)
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12. Johann Philipp v. Schönborn (Bischof von Würzburg, Erzbischof von Mainz, Bischof von Worms, geb. 6. August 1605 (gest. 12. Februar 1673), ein Sohn Georg’s von S. und Maria Barbara’s von der Leyen. Johann Philipp wurde am 28. October 1619 Cleriker, am 2. October 1621 Domicellar zu Würzburg und 1625 zu Mainz, vervollständigte seine Studien zu Orleans auf der Hochschule und trat sodann, 25. September 1629, in Melchior’s von Hatzfeldt Reiter-Regiment ein. So führte S. eine Reiter-Compagnie im kaiserlichen Heere, das er aber wieder verließ, aus Gründen, die ebenso wenig bekannt sind, wie jene seines Eintritts, da er doch Domicellar war. 1630 erhielt er eine Dompräbende in Worms, am 15. November 1635 wurde er Propst zu St. Burkard in Würzburg, und als daselbst der Fürstbischof Franz von Hatzfeldt am [137] 19. November 1642 mit Tode abging, wurde Johann Philipp zu seinem Nachfolger gewählt. Am 19. November 1647 erfolgte seine Wahl zum Churfürsten von Mainz. In dieser Stellung trug er wesentlich zur Wahl Ferdinand’s III., Erzherzogs von Oesterreich und Königs von Ungarn, zum römischen Könige bei, welche Wahl zu Regensburg am 31. Mai 1653 stattfand. Als einflußreicher Kirchenfürst stellte er sich die damals, wie heute noch hoffnungslose Aufgabe, die verschiedenen Religionsparteien zu vereinigen, zu welchem Zwecke er sogar den berühmten Philosophen Leibnitz an seinen Hof berief. Die Angelegenheit verlief im Sand. Bei der Kaiserwahl Leopold’s neigte sich Johann Philipp, von Hanns Christian von Boyneburg, einem Franzosenfreunde, beeinflußt, auf französische Seite, so sehr auch der Würzburger Kanzler Mehl dem Mainzer Churfürsten gegenüber Oesterreichs Sache vertrat und diesem in’s Gedächtniß zurückführte, wie Oesterreich zur Schwedenzeit 16 Jahre lang streiten und sein theuerstes Herzblut habe vergießen müssen, um die Existenz dieses und so vieler anderen geistlichen Staaten zu retten. Dergleichen Erinnerungen vermochten doch nicht auf Johann Philipp’s Geist, der, wie damals viele deutsche Fürsten, auf Frankreichs Lockpfeife hörte, einzuwirken. Von sonstigen Momenten aus Johann Philipp’s Leben sind erwähnenswerth sein hochherziges Verhalten gegen die Stadt Erfurt, als diese ihm, als ihrem Landesherrn, den Gehorsam versagte und das „salvum fae principem“ zu singen sich weigerte, bis sie mit Gewalt der Waffen unterworfen werden mußte. Diese merkwürdige Episode im Leben des Fürsten, in welcher Philipp Ludwig von Reifenberg eine so verhängnißvolle Rolle spielt, ist ausführlich dargestellt von Alois Henninger in der Frankfurter „Didaskalia“ 1856, Nr. 91–98, in dem historischen Aufsatze: „Die Sibylle von Kemel“. Große Sorgfalt verwendete der Fürst auf die Verbesserung der Verwaltung in seinem Lande, auf die Hebung der Kirchenzucht und die Errichtung von Seminarien. Zu seinen Werken zählen ferner die Erbauung der stehenden Brücke über den Rhein in Mainz, die am 12. Mai 1661 zum ersten Male überschritten wurde, der regulären Festungswerke von Mainz, eines neuen Waisenhauses und einer Kirche zu Würzburg, der schönen Stiftskirche zu St. Johann in Haug und des Klosters St. Afra, des Franziskanerklosters zu Miltenberg, die Befestigung der Burg Marienberg, außerdem legte er in Mainz drei neue Straßen an und sorgte für den Wiederaufbau eines Theiles der während der schwedischen Besetzung niedergerissenen Gebäude u. m. a. Seine Hinneigung zum Franzosenthume abgerechnet, war Johann Philipp ein hochsinniger, edler Fürst, in Sachen des Glaubens von nachahmenswerther Toleranz. Als er einmal an seiner Tafel die Geistlichkeit beider Confessionen versammelt hatte, rieth er ihnen: „niemals im Predigen, den wesentlichsten Vorschriften des Christenthums entgegen, zur Bezüchtigung oder gar Lästerung der Lehrer eines anderen Bekenntnisses sich verleiten zu lassen; denn die Wahrheit erhärte sich durch ihre Reinheit: zu Verleumdungen nähmen nur ihre Zuflucht, die nichts Gutes sich bewußt. Darin fänden die Zuhörer weder Aufmunterung zur Frömmigkeit noch zum Glauben, dergleichen Ausfälle dienten blos, unzeitige Aufregung und gegenseitige verderbliche Eifersucht zu erwecken“. Ein Poet singt aus diesem Anlasse von Bischof und Churfürst Johann Philipp: „Ihr Kirchenfürsten uns’rer Zeit vernehmet, was Johann Philipp sprach, Wie jeder Glaube hoch ihm galt und macht’s ihm darin nach“. [Denkwürdiger und nützlicher rheinischer Antiquarius u. s. w. Von einem Nachforscher in historischen Dingen (Stramberg) (Coblenz, Rud. Fr. Hergt, gr. 8°.) Mittelrhein, der III. Abthl.,. 2. Bd. S. 156–191.] –