BLKÖ:Reidinger, Johann Gualbert
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 25 (1873), ab Seite: 192. (Quelle) | |||
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[193] erhoben sie großen Lärm gegen Reidinger und verlangten, derselbe solle seinen Angriff auf Tamburinus förmlich und öffentlich widerrufen. Reidinger aber that dieß nicht, sondern suchte die verschiedenen Ausgaben des Tamburinus zusammen, verglich sie auf das Sorgfältigste und entdeckte endlich diejenige, in welcher wirklich die angegriffene Stelle enthalten war. Der Sieg war sein und statt zu widerrufen, gab er die „Appendicula“ zu der „Opella genuina“ heraus, worin er die verschiedenen Kunstgriffe der Väter von der Gesellschaft Jesu in der Verfälschung der späteren Ausgaben aufdeckt, so seine Ehre rettete, zugleich aber einen neuen Beitrag zu den Umtrieben der Jesuiten beibrachte. Die Titel der von ihm herausgegebenen Schriften sind in chronologischer Folge: „Hieronymi Vielmi Ord. Praedicatorum Episcopi Aemonicensis de Thomae Aquinatis doctrina et scriptis“ (Vindobonae 1763, 4°.); – „Dissertatio theologica scholastico-moralis ad tractatum de Sacramentis in particulari pertinens“ (Olomucii 1769, 4°.; – „Opella genuina una inscripta de vita et studiis P. Danielis Concinae Ord. Praedicatorum Commentarius historicus, auctore Laurentio Rubeo presbytero foroiuliensi Venetiis 1763“ (Olomucii 1770, 4°.); – „Appendicula editoris qua eiusdem Danielis Concinae sinceritas in exscribenda quadam doctrina Patris Thomae Tamburini in bona luce constituitur“ (ibid. 1770, 4°.). Seine theologischen Arbeiten aus der letzten Zeit seines Lebens, mit der Ueberschrift: Cathedra et Exedra, hat er in Handschrift zurückgelassen.
Reidinger, Johann Gualbert (gelehrter Dominikaner, geb. zu Moldauteyn in Böhmen 30. Mai 1725, gest. zu Prag 4. September 1778). Trat im Jahre 1741, damals 16 Jahre alt, in den Dominikanerorden, in welchem er am 1. Februar 1744 zu Budweis die Ordensgelübde ablegte. Im Jahre 1747 erlangte er die Priesterweihe, setzte einige Zeit noch die Klosterstudien fort, wurde dann deutscher Prediger bei St. Maria Magdalena auf der Prager Kleinseite, bald darauf Lector der Philosophie im Kloster zum h. Kreuz in Iglau und nach zwei Jahren Lector derselben Wissenschaft bei St. Maria Magdalena in Prag. Nun zum Secretär der böhmischen Provinz seines Ordens ernannt, wirkte er als solcher zwei Jahre und wurde darauf Lehrer der Theologie im Kloster seines Ordens zu St. Michael in Olmütz. Daselbst richteten sich in Folge seiner theologischen Kenntnisse die Blicke der Gelehrten auf ihn. Am 23. Juli 1764 disputirte er an der Hochschule zu Olmütz öffentlich aus den verschiedenen Zweigen der theologischen Wissenschaften. Im Jahre 1766 erlangte er die theologische Doctorwürde und am 21. Februar 1767 wurde er Professor der Dogmatik an der Olmützer Hochschule, an welcher er bis zu seinem im kräftigsten Mannesalter von 53 Jahren erfolgten Tode wirkte. Reidinger wurde nicht nur durch seine Gelehrsamkeit in theologischen Fächern, vielmehr noch durch sein entschiedenes Auftreten gegen die Jesuiten und ihre Praktiken, mit denen sie auch die Wissenschaft verunreinigten, bekannt und seiner Zeit viel genannt. Die Jesuiten gaben zu jener Zeit in den katholischen Ländern in der Wissenschaft den Ton an und führten auf den katholischen Hochschulen in Prag, Olmütz, Wien u. s. w. das große Wort. Dabei griffen sie nicht selten zu dem unsauberen Mittel der Fälschung, und in einem solchen Falle eben trat Reidinger gegen sie auf. Nahe daran, zu unterliegen und dem Hohne und Spotte seiner Widersacher zu verfallen – mit so viel List und Verschlagenheit hatten die Jesuiten ihre Fälschung ausgeführt – verhalfen ihm doch seine Ausdauer und das Bewußtsein, ehrlich vorgegangen zu sein, zum Siege. Reidinger hatte nämlich in seiner Schrift: „Opella genuina“ – die vollständigen Titel seiner Werke folgen weiter unten – unter anderen auch den Jesuitenpater Thomas Tamburinus angeführt und einen seiner Lehrsätze als falsch und geradezu ärgerlich erklärt. Dagegen trat nun ein anderer Jesuit auf, der den Tamburinus vertheidigte und ein Exemplar desselben bei einer öffentlichen Disputation vorzeigte, mit der Erklärung, daß sich der von Reidinger angegriffene und verworfene Satz in dem Werke des Tamburinus gar nicht vorfinde. Reidinger, seines guten Rechtes sich bewußt, blieb bei seiner Behauptung, daß der von ihm angegriffene Satz des Tamburinus in dessen Werken vorkomme. Nachdem nun die Jesuiten verschiedene Ausgaben des Tamburinus herbeigeschafft und sich in keiner derselben die fragliche Stelle vorfand,- Pelzel (Martin). Abbildungen böhmischer und mährischer Gelehrten und Künstler nebst kurzen Nachrichten u. s. w. (Prag 1782, 8°.) Bd. IV, S. 173 [nach diesem gestorben am 4. Sept. 1778]. – Slovník naučny. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Ladisl. Rieger (Prag 1859, I. L. Kober, gr. 8°.) Bd. VII, S. 298 [nach diesem gest. am 4. Sept. 1774]. – Porträt. Unterschrift: Joannes Qualbertus Reidinger. Kupferstich ohne Angabe des Zeichners und Stechers (8°.).