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BLKÖ:Rösler, Johann Jacob

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Rösler, Joseph
Band: 26 (1874), ab Seite: 240. (Quelle)
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Rösler, Johann Jacob (k. k. Gubernialrath und Schriftsteller, geb. zu Liebeschitz im Saazer Kreise Böhmens 1. August 1751, gest. zu Prag 8. Mai 1815). In seinem Geburtsorte besuchte er die Trivialschulen, in Schlan das Gymnasium, dann begab er sich im Jahre 1769 nach Prag, wo er die philosophischen Studien hörte und nach deren Beendigung auf dem Gute Werschowetz bei Prag sich der Oekonomie widmete. Aber schon im Jahre 1772 kehrte er, seinem wissenschaftlichen Drange folgend, nach Prag zurück, wo er die Rechte beendete, aber zugleich andere wissenschaftliche Disciplinen, wie Moral, Erziehungslehre, deutschen Styl u. dgl. m. hörte. Da sich im ersten Augenblicke im Staatsdienste keine Aussichten darboten, übernahm er die Erziehung zweier Knaben in einer adeligen Familie auf dem Lande. Nach einiger Zeit kehrte er zur Oekonomie zurück, übernahm die Pflege mehrerer, bei Horzeniowes gelegenen Gärten und seiner eigenen, zu Lochdanetz bei Königgrätz gelegenen, ziemlich umfangreichen Besitzung. Einen zur selben Zeit begonnenen kleinen Leinwandhandel [241] gab er wegen Mangel an den nöthigen Fonds wieder auf. Als im Jahre 1786 die Concurse für die zu errichtenden Kreis-Schulcommissärs-Stellen in Böhmen ausgeschrieben wurden, bewarb sich auch R. um eine und wurde im folgenden Jahre zum Kreis-Schulcommissär im Königgrätzer Kreise ernannt. Schon damals richtete sich in Folge seiner ökonomischen und volkswirthschaftlichen Aufsätze, welche von ihm in verschiedenen Fachblättern abgedruckt erschienen – sie folgen weiter unten – die Aufmerksamkeit der Behörden auf ihn, und als im Jahre 1805 im böhmischen Riesengebirge eine drückende Hungersnoth ausbrach und man nach einem Manne suchte, der zunächst geeignet war, die zur Abhilfe erforderlichen Maßregeln zu treffen und durchzuführen, wurde Rösler als die einzige, für diesen Zweck entsprechende Persönlichkeit bezeichnet, sofort berufen, und in der That löste er seine schwierige Aufgabe in zweckentsprechendster Weise. Im Jahre 1810 wurde R. zum k. k. Commerzienrathe und im Jahre 1814 zum wirklichen Gubernialrathe ernannt. Letztere Stelle bekleidete er aber nicht lange, denn schon im nächsten Jahre starb er im Alter von 64 Jahren. R., ein großer Freund der ökonomischen und überhaupt gemeinnützigen Wissenschaften, beschäftigte sich frühzeitig mit der Lectüre dahin einschlägiger Schriften, und ein Aufsatz Campe’s über die Heranbildung der Jugend zur Industrie veranlaßte ihn zur Schilderung einer von Campe gewünschten, in Böhmen aber schon in ersprießlichster Weise bestehenden Einrichtung, er ließ nämlich in Schlözer’s „Staats-Anzeiger“ vom Jahre 1787 seine „Darstellung der Industrieschulen in Böhmen“ erscheinen und veröffentlichte eine Fortsetzung desselben noch im nämlichen Jahre in Sextro’s „Magazin für Industrie und Armenpflege“. Von R.’s übrigen gedruckten Arbeiten sind bekannt: in Riegger’s „Materialien zur Statistik von Böhmen“ u. a.: „Die Grenzkarte zwischen dem Bidschower und Königgrätzer Kreise“; – in desselben „Magazin für Statistik und Geschichte“ u.a.: „Vergleichungen über Population und Verbrechen“; – eine „Charakteristik von Böhmen“ und eine „Abhandlung über die Moralität in Böhmen“; – in Riegger’s „Für Böhmen von Böhmen“: „Beitrag zur Biographie Norbert’s Martinek von Zaluzan“ und „Ueber die Obstpflanzungen des Dechants Rösler zu Jaromirz“; – in Wilfling’s „Almanachen für Schulaufseher, Katecheten und Lehrer in Böhmen“: „Ueber die Aufklärung des Volkes“; – „Ueber die Schädlichkeit des einzelnen Viehhütens und die Mittel dagegen“; – „Einiges zur Beförderung der Bienenzucht durch die Volksschulen in Böhmen“ u. m. a. Der Text zu den drei Bändchen der von Riegger herausgegebenen[WS 1] „Skizze zu einer statistischen Landeskunde von Böhmen“ ist ganz von Rösler geschrieben. Eine von Rösler gearbeitete Abhandlung über die Volkstrachten in Böhmen, begleitet von trefflichen Abbildungen, die er auch an Riegger zur Veröffentlichung gesendet, blieb in Folge des mittlerweile eingetretenen Ablebens Riegger’s ungedruckt, und was aus derselben geworden, ist nicht bekannt. Mehrere andere Aufsätze, pädagogischen, ökonomischen, commerziellen und statistischen Inhalts, waren in den „Vaterländischen Blättern des österreichischen Kaiserstaates“, in den „Mercantilischen Annalen“, in André’s „Hesperus“ und „National-Kalender“, in den „Oekonomischen Neuigkeiten“ und in anderen Blättern abgedruckt. [242] Andere Arbeiten seiner Feder befanden sich zur Zeit seines Ablebens in den Händen seiner Freunde. Schon im Jahre 1797 ist R. von der oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften in Görlitz, im Jahre 1810 von der k. böhmischen patriotisch-ökonomischen Gesellschaft zum Mitgliede ernannt worden. In seiner Stellung als Staatsbeamter musterhaft, ist R. in Anbetracht seiner tüchtigen volkswirthschaftlichen Kenntnisse und Erfahrungen wiederholt nach Wien zu wichtigen Commissionen in Commerzangelegenheiten berufen worden.

Erneuerte vaterländische Blätter für den österreichischen Kaiserstaat (Wien, 4°.) Jahrg. 1815, S. 475. – Annalen der Literatur und Kunst des In- und Auslandes (Wien, Doll, 8°.) Jahrg. 1810, Bd. II, S. 108. – Neue Annalen der Literatur des österreichischen Kaiserstaates (Wien, Doll, 4°.) II. Jahrg. (1808), Bd. 1, Intelligenzbl. Juni, Sp. 239. – Oesterreichs Pantheon. Gallerie alles Guten und Nützlichen im Vaterlande (Wien 1831, M. Chr. Adolph, 8°.) Bd. IV, S. 109. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1836, Beck, 8°.) Bd. IV, S. 401.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: herausgebenen.