BLKÖ:Questenberg, Caspar von
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 24 (1872), ab Seite: 148. (Quelle) | |||
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II. Einige hervorragende Mitglieder der Familie Questenberg.
1.. Caspar von Questenberg (geb. zu Cöln im Jahre 1571, gest. zu Prag 28. Juni 1640). Ein Sohn Johann’s von Questenberg und Bruder des Vice-Hofkriegsraths-Präsidenten Gerhard Freiherrn von Q. [s. d. Nr. 2]. Nach beendeten philosophischen Studien trat er zu Prag in das Prämonstratenserstift Strahow, in welchem er bereits als Chorherr durch seine Kanzelberedsamkeit allgemeine Aufmerksamkeit erregt hatte. Vorher jedoch hat er seinen Abt Lohelius, der sich wichtiger Angelegenheiten wegen nach Rom begeben mußte, auf der Reise dahin begleitet. Nachdem Lohelius alsdann zum Erzbischof von Prag ernannt worden, wurde Questenberg 1612 von seinen Mitbrüdern einstimmig zum Prälaten erwählt. Auf diesem Posten entwickelte Q. [149] eine große Thätigkeit. Vor Allem drang er energisch auf die Wiederherstellung der in vielen Klöstern seines Ordens gelockerten Kirchendisciplin. Er gewann das in den vorangegangenen Religionswirren dem Stifte verloren gegangene Gut Großchyschka dem Stifte wieder zurück; erbaute die noch heute bestehende Abtei und erweiterte das stiftliche Conventgebäude. Als im Jahre 1618 die politischen Wirren in Böhmen in alle Verhältnisse störend eingriffen und insbesondere die protestantisch gesinnten Stände sich erhoben und die Regierung des Landes an sich rissen, ward auch Questenberg bald auf die Liste der Conscribirten gesetzt und des Landes verwiesen. Q. begab sich nun nach Wien, wo er am kaiserlichen Hofe seine ganze Thätigkeit der Wahrung der Rechte des katholischen Clerus in Böhmen und Mähren widmete. Als nach der Schlacht am weißen Berge, 1620, Böhmen wieder in den rechtmäßigen Besitz des Kaisers Ferdinand II. gelangte, kehrte auch Q. im Februar 1621 in sein Stift auf dem Berge Sion zurück, wo er nun sorgsam bedacht war, die Schäden des vorangegangenen Krieges zu tilgen. Er erlangte den vollständigen Besitz des Prämonstratenserstiftes Seelau, nachdem er die noch darauf haftende Last von 12.318 fl. an die Baronin Terzka ausbezahlt hatte. Ferner gab Kaiser Ferdinand II. dem Abte das Stift Mühlhausen, das seit seiner Gründung mannigfache Schicksale erfahren, zurück. Nachdem diese Verhältnisse seines Ordens geschlichtet waren, ging er daran, ein Hospital für die Armen zu errichten, wozu ihm nebst dem Erzbischof Lohelius auch seine beiden Brüder Gerhard und Hermann ansehnliche Summen beisteuerten. So entstand das in der Nähe des Stiftes noch heute befindliche Elisabeth-Armenhaus. Auch war es Questenberg, dem es gelang, die Uebertragung der leiblichen Ueberreste des h. Norbert, Stifters des Prämonstratenserordens, von Magdeburg nach Prag in das Kloster Sion zu erwirken, welche am 1. Mai 1627 in feierlichster Weise stattfand. Im Jahre 1628 errichtete Q., nachdem es ihm gelungen, das in den Religionswirren verloren gegangene Patronatsrecht auf das Pfarrbeneficium zu St. Niklas in der Altstadt wieder zu erlangen, daselbst eine Bildungsanstalt für junge Cleriker seines Ordens, ferner erweiterte er um ein Bedeutendes die Strahower Kirche. Vorgerückt in Jahren, nahm er sich nun einen Coadjutor und lebte enthoben der Besorgung temporeller Angelegenheiten, nurmehr dem geistigen Wohle seiner Brüder. Aber die Wirren des 30jährigen Krieges brachen neuerdings über Böhmen herein, und als die Sachsen nach Böhmen eingedrungen, mußte Questenberg neuerdings, 1631, in schneller Flucht sein Heil suchen. Erst, nachdem Wallenstein Prag im Sturme genommen, konnte Q. wieder zu den Seinen zurückkehren. Questenberg war überdieß Visitator und Generalvicar sämmtlicher Klöster seines Ordens in Oesterreich; Kanzler des Erzbischofs Lohelius, Visitator und Commissarius in kirchlichen Dingen für Böhmen und Generalvicar des Erzbisthums zu Prag. Er war auch schriftstellerisch im Geiste seiner Zeit thätig und sind von ihm erschienen: „Paraenesis ad successores suos in Abbatia Strahoviensi“ (Prag 1638) und nach seinem Tode: „Digitus Lazari, oder summarische Beschreibung des Schattens der himmlischen Freuden“ (ebd. 1657). Sein Grabstein befindet sich in der Strahower Kirche unmittelbar vor dem Grabe des h. Norbert und die schon halb verwischte Inschrift theilt Weihrauch in dem unten angegebenen Werke mit. [Pelzel (Franz Martin), Abbildungen böhmischer und mährischer Gelehrten und Künstler, nebst kurzen Nachrichten von ihrem Leben und Wirken (Prag 1782, 8°.) Theil I, S. 43. – Weihrauch (Erwin Anton), Geschichte ves königlichen Prämonstratenserstiftes Strahow (Prag 1863, 8°.) S. 54 u. f. – Rodinna kronika, d. i. Vaterländische Chronik (Prager čechisches illustr. Blatt, 4°.) 1864, S. 43: „Kaspar Kvestenberk“ (sic). – Blahovest, d. i. Der Evangelist (Prager čechisches Kirchenblatt), II. Jahrg. (1856), Bd. II, S. 20. – Porträt. Unterschrift: Caspar Questenberg Abbas Strahov. J. Kleinhard del. 1772, J. Balzer sc. Pragae (8°., auch in 4°.). –