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BLKÖ:Pozza, Orsato Graf

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 23 (1872), ab Seite: 183. (Quelle)
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Pozza, Orsato, illyrisch Počić, Graf (illyrischer Sprach- und Geschichtsforscher, geb. zu Ragusa in Dalmatien im Jahre 1821, n. A. 1824). Entstammt einer alten dalmatinischen Familie, über deren Ursprung die Quellen S. 184 näheren Aufschluß geben. Graf Orsato ist ein Sohn des Grafen Marcus Domenico Pozza aus dessen Ehe mit der Ragusaer Patrizierin Anna, gebornen Bonda. Orsato hat eine ausgezeichnete, ja gelehrte Erziehung genossen, ist Ritter des Johanniter-Ordens und Kammerherr des Herzogs von Lucca. Er lebt theils auf Reisen, auf welchen er Moskau und Paris, Florenz und Neapel und andere Städte besucht und in denselben bald längere, bald kürzere Zeit verweilt, theils auf seiner auf dem sogenannten Eliasberge bei Ragusa gelegenen ansehnlichen Domäne. Der Graf ist ein Freund der vaterländischen Literatur und in derselben nach verschiedenen Richtungen hin in verdienstlichster Weise selbst thätig. Er wurde durch einen eigenthümlichen Umstand auf das literarische Gebiet und auf jenes der Forschung geführt. Während eines längeren Aufenthaltes in Neapel lernte er dort eine slavische Colonie kennen, die durch etwa vier Jahrhunderte von allen Seiten von Bewohnern italienischer Zunge umgeben, ihre ursprüngliche Sprach- und Stammeseigenthümlichkeiten bewahrt hat. Aus den darüber gepflogenen Untersuchungen hat es sich ergeben, daß diese slavische Colonie aus Dalmatien über das adriatische Meer an die neapolitanische Küste übergeschifft und sich dort niedergelassen habe. P. knüpfte darüber mit Giovanni de Rubertis einen Briefwechsel an, den er später unter dem Titel: „Delle colonie slave nel regno di Napoli. Lettere del prof. Giovanni de Rubertis publicate per cura del conte Orsato Pozza“ (Zara 1856, Demarchi Rougier, 8°.) herausgegeben hat. Von anderen literarischen Arbeiten des Grafen Orsato sind mir bekannt: seine in Gemeinschaft mit Giovanni Augusto Kasnachich gearbeiteten Artikel: „Sugli Slavi“, welche in den Jahren 1842, 1843 und 1844 in dem [184] Triestiner Journal La Favilla abgedruckt waren und von dem Alphabete, der Geschichte und Poesie, von dem Volksliede, von den Sprichwörtern, den Sitten und Hochzeitsbräuchen der Slaven, von Adam Mickiewicz, Dosithej Obradowic, Johann Gundulic und Andreas Cubranovic handeln. Der Name von Orsato Pozza war nur mit den Anfangsbuchstaben O. P. bezeichnet. Diese Artikel wurden später von Kasnachich in Gemeinschaft mit Baldovino de Bizzaro in der Zeitschrift „Dalmazia“ 1847, von Nr. 43 an fortgesetzt. Ferner gab der Graf selbstständig heraus: „Slavjanska Antologia iz rukopisah dubrovačkih pjesnikah“, d. i. Slavische Anthologie aus Handschriften Ragusaischer Dichter (Wien 1844, 8°.), worin Dichtungen von Giorgio Darsich, Mauro Vetranich, D. Demitrich, Andr. Ciubranovich, Marino Darsich, Nik. Naglescovich, Domenico Ragnina, Sava Bobali Misetich, Mich. Bunic Babulinovic, Franz Sucarich, Burina und Domenico Zlatarich, sämmtlich Schriftsteller aus dem 15. und 16. Jahrhundert, enthalten sind; – „Talijanka“ (Agram 1849), eine Sammlung von Originaldichtungen des Grafen; – gemeinschaftlich mit Matija Ban gab P. heraus: „Dubrovnik. Cviet narodnog knjizestva“, Bd. I–III (Bd. I, Ragusa 1849, Martechini; Bd. II, Agram 1850, Ljud. Gaj; Bd. III, Agram 1851, Fr. Zupan, 8°.), eine Sammlung noch nicht veröffentlichter Werke Ragusaischer Dichter; – „Poviestnica dubrovačka s talianskog rukopisa Gjona Restic u kratko po srbiena po nastojanju O. Počica“, d. i. Abriß der Geschichte von Ragusa, nach dem italienischen Original des Giugno Resti[WS 1] von O. Pozza (Zara 1856, Battara); – „Platunov pir ili Razgovor o Ljubavi, ponašio povodom pira svoje sestre Ane knez Orsat Počic“, d. i. Die Hochzeit des Plato oder: Dialog über die Liebe, übersetzt anläßlich der Hochzeit seiner Schwester Anna, von dem Grafen Orsato Pozza (Triest 1857, Druckerei d. „Lloyd“); – „Dei canti popolari illirici, discorso detto da Adams Mickiewicz ... tradotto da O. Pozza, con un appendice dei testi illirici citati dall’ Autore“ (Zara 1860 Battara, 8°.); – in Zeitschriften und anderen Werken zerstreut sind von P. erschienen und zwar: in der „Galleria di Ragusei illustri“ (Ragusa 1841, Martecchini, 4°.), Die Biographie von Anselmo Banduri; – in der Zeitschrift „Danica“ 1849: Ragusa als illyrische Republik, und in der Zeitschrift „Dubrovnik“ 1849: Eine illyrische Uebersetzung des ersten Gesanges von Homer’s „Odyssee“. Vieles Andere, und zwar Uebersetzungen slavischer Arbeiten in italienischer Sprache und umgekehrt hat er in verschiedenen Zeitschriften, wie „La Favilla“, „l’Avvenire“ u. a. mitgetheilt. Druckfertig in Handschrift liegen hat er ein slavisches Heldengedicht in drei Gesängen: „Kara Georgievich“, Novellen, eine Sammlung Urkunden zur Geschichte Ragusa’s u. dgl. m.

Gliubich di Città vecchia (Simeone Abbate), Dizionario biografico degli uomini illustri della Dalmazia (Vienna e Zara 1856, Lechner ed Abelich, 8°.) p. 261. – Düringsfeld (Ida v.), Aus Dalmatien (Prag 1857, Bellmann, 8°.) Bd. III, S. 208–217 u. 331. – Ilirska čitanka za gornje gimnazije. Knjiga druga, d. i. Illyrisches Lesebuch für die Obergymnasien (Wien 1860, k. k. Schulbücher-Verlag, gr. 8°.) Bd. II, S. 363.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Thomas Resti.