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BLKÖ:Piepenhagen, August

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Pierek (Maler)
Band: 22 (1870), ab Seite: 269. (Quelle)
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Piepenhagen, irrig öfter Pippenhagen, August (Maler, geb. zu Soldin in Preußen 2. August 1791, gest. auf der Besitzung Generalka bei Prag 27. September 1868). Da Piepenhagen’s Eltern wenig bemittelt waren, so fand sich für ihn, obgleich er kein gewöhnliches Talent für die Kunst besaß, kein anderer Ausweg, als, um sich sein Brot zu verdienen, ein Handwerk. Er wählte das eines Posamentirers oder Knopfmachers und als Geselle durchwanderte er die Schweiz. Dort, im Anschauen der großartigen Natur, wurde er sich seines Talentes vollkommen bewußt. Der schlummernde Trieb in seiner Brust war nun mächtig erwacht. Ein glücklicher Zufall brachte den wandernden Knopfmachergesellen einst mit einem alten Maler zusammen, der ihm die gangbarsten Handgriffe des Malens beibrachte, alles andere arbeitete er aus sich selbst heraus und wurde der tüchtige Künstler, der neben manchen anderen Eigenheiten auch die besaß, fremde Ausstellungen nicht zu beschicken. Auf seiner Gesellenwanderschaft kam er auch nach Prag, dort verliebte er sich und seine Heirath machte allem ferneren Wandern ein Ende. In Prag gründete sich P. zu Anfang der Dreißiger-Jahre seine neue Heimat und dort lebte er bis an seinen im Alter von 77 Jahren erfolgten Tod, als Künstler und Mensch hochgeachtet, im Kreise seiner Familie, umgeben von zahlreichen Verehrern und Jüngern des Schönen. Die Frankl’schen „Sonntagsblätter“ geben in der 1. Beilage ihres I. Jahrganges (1842), S. 19, eine ausführliche und geistvolle Charakteristik dieses Künstlers und schildern den Eindruck seiner Bilder, welche dort treffend mit Lenau’s Naturanschauungen verglichen werden. Der Berliner wissenschaftliche Verein hat sogar nicht Anstand genommen, Piepenhagen mit keinem Geringeren als Salvator Rosa zu vergleichen. Wie schon bemerkt, war P. als Mensch und Künstler durch und durch eine eigenartige Natur. Ruf und Ruhm waren ihm Dinge, an die er gar nie dachte; er war schon zufrieden, wenn seine zahlreiche liebe Familie nur zu leben hatte – wenn er nur [270] wieder ein „gutes Bild“, wie er sich ausdrückte, fertig gebracht und es einen zufriedenen Käufer gefunden hatte. Die Tabakspfeife, die selten aus seinem Munde kam, war ihm mehr als aller Ruhm, daher er auch nicht nach Bestellungen in die Fremde jagte und fast ausschließlich nur die Prager Ausstellungen mit seinen wunderbaren Landschaftbildern beschickte, in denen sie aber wirklich eine von allen Kennern bewunderte Zierde bildeten. Daher kann von seinen Bildern, die meist im Besitze von Privaten sind, in welchen sie gewöhnlich vor aller Ausstellung wandelten, nur ein und das andere angedeutet werden. Außerhalb Prag kamen nur wenige, so in die Jahres-Ausstellung der k. k. Kunstakademie bei St. Anna in Wien in den Jahren 1842 und 1843: „Zwei Nachtstücke“, darunter eines mit doppelter Beleuchtung; – eine „Landschaft bei Sonnenuntergang“; – „Landschaft mit einer Ruine“; – „Winterlandschaft“ – „Seesturm“; – „Lago maggiore“; – „Felsenpartie“; – Landschaft bei Gewitter“; – dann in einigen Monats-Ausstellungen des österreichischen Kunstvereins in den Jahren 1858, 1866, 1867 und 1868: „Eine Gebirgslandschaft“; – eine „Kleine Winterlandschaft“ (70 fl.); – „Eine Moorgegend nach dem Gewitter“ (120 fl.); – „Mondnacht“ (200 fl.). Von seinen zahlreichen, in Prag ausgestellten Bildern sind aber anzuführen: „Zwei allerliebste Stimmungsbilder“, in der Ausstellung des Jahres 1857; – der „Waldsturm“, ein ganz wunderbares Bild; – eine „Mondlandschaft“ und eine „Gebirgslandschaft“ (à 160 fl.), in der Prager Ausstellung, 1864; – eine „Gebirgslandschaft“, ebenda, im Jahre 1865; – eine andere „Mondlandschaft“, ebenda, im Jahre 1867 (200 fl.). Ganze Sammlungen von Piepenhagen’s Landschaften befinden sich im Besitze von Prager Kunstfreunden, so besaß (und besitzt vielleicht noch) eine der interessantesten und werthvollsten Herr Karl Ludwig Lippmann und eine ähnliche der Gubernialrath Janko. P. stand viele Jahre hindurch im freundschaftlichen brieflichen Verkehre mit Adalbert Stifter, und die Briefe beider Freunde sind erst jetzt in dem von Professor Aprent in Linz herausgegebenen Briefwechsel Stifter’s veröffentlicht worden. P. besaß eine ziemlich zahlreiche Familie, und zwei seiner Töchter, Charlotte und Luise, sind Schülerinen des Vaters, haben sich dessen Kunsttechnik vollkommen angeeignet, und verbinden mit einer gewandten, gefälligen Darstellungsgabe einen reinen Natur- und Landschaftssinn. In der October-Ausstellung 1867 des österreichischen Kunstvereins erscheint Charlotte Piepenhagen-Weyhrother mit einem Oelbilde: „Waldpartie bei Sturm“ (100 fl.); ferner in der Prager Ausstellung, 1867, und in der December-Ausstellung des österreichischen Kunstvereins, 1868, Luise Piepenhagen mit einem „Gebirgssee“ (80 fl.) und einem zweiten ähnlichen Motiv (100 fl.).

Humorist, herausg. von M. G. Saphir (Wien, 4°.) Jahrg. 1839, Nr. 108. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1838, E. A. Fleischmann, 8°.) Bd. XI, S. 286. – Die Künstler aller Zeiten und Völker. Begonnen von Prof. Fr. Müller, fortgesetzt von Dr. Karl Klunzinger (Stuttgart 1860, 8°.) Bd. III, S. 269. – Kunst-Blatt (Stuttgart, Cotta, 4°.) 1842, S. 136. – Gratzer Zeitung 1857, Nr. 208, im Feuilleton. – Bohemia (Prag, 4°.) 1864, S. 1443; 1865, S. 1822. – Pest-Ofner Zeitung 1861, Nr. 34, im Feuilleton. – Vaterland (Wiener polit. Blatt) 1868, Nr. 340. – Kataloge der Monats-Ausstellungen des österreichischen Kunstvereins, 1858, Jänner; 1866, Jänner; 1867, Jänner, 1868, December. – Kataloge der [271] Jahres-Ausstellungen bei St. Anna 1842 und 1843. – Kataloge der Prager Ausstellungen 1864 und 1867.
Zu Piepenhagen’s Charakteristik als Künstler. Diese gibt ein Kunstkritiker in folgender Weise: „August[WS 1] Piepenhagen ist vollendet durch und durch, und ist frei von jeder Manier. Mit unbeschreiblicher Anmuth und Zartheit haucht er seine Landschaften auf die Leinwand und übergießt sie mit süßem Duft und mit allen Zaubern einer echt romantischen Poesie. Man wird bei ihrer Betrachtung unwillkürlich zum Dichten aufgefordert. Man strebt, den Nebelschleier zu lüften, den er mit unvergleichlicher Meisterschaft über diese oder jene Partie wirft und bevölkert oder gestaltet sie sich nach Willkür oder man erschöpft sich in Muthmaßungen, was wohl dahinter sein könne. Piepenhagen ist mehr Poet und mehr Romantiker als mancher gepriesene Schriftsteller und Dichter. Unter den Malern habe ich noch keinen gefunden, in dessen Werken der Typus des Romantischen so rein und schön wäre ausgeprägt gewesen, wie in den seinen. Piepenhagen’s Muse ist dabei rein, edel und lauter, und versetzt in allen ihren Schöpfungen immer in die angenehmste Stimmung. Sie huldigt nie dem Frivolen und hält streng alles Unsittliche von sich entfernt. Sie vermeidet jene widrige Effekthascherei, die man bald plump, bald höchst gewandt, den Anforderungen der Zeit huldigen sieht, die sich in Theatercoups gefällt und grelle Farbmassen vom tiefsten Dunkel bis zum höchsten Licht, alle wohlthuende Harmonie vermeidend, graß neben einander häuft. Piepenhagen ist ein echt deutscher Künstler und konnte sich als solcher nie entschließen, dem Alles beherrschenden, fränkisch-anglikanischen Modekunst-Unwesen seinen Pinsel zu widmen. Frei und leicht entwirft er seine Gebilde und beseligt sie mit einem Meere von Empfindung. Sein Pinsel spricht zu uns in einer Farbensprache, die an Zartheit und Liebreiz, an Anmuth und Harmonie der Sprache, den Blumen nicht nachsteht. Ich habe mich oft innig erfreut an dieser Farbensprache, und auch daran sich erfreuen, ja oft begeistern gesehen. Wir studirten sie mit Andacht, so etwa, wie der Beglückte im Orient den Selam studiren mag, den er von seiner Geliebten erhalten hat. Farbensinn und Harmonie, die so recht zum Herzen sprechen und wie sie Piepenhagen eigen sind, lassen sich in keiner Schule erlernen. Sie müssen angeboren sein und beurkunden zunächst den Beruf zum Maler, noch mehr aber die Genialität des Malers selbst. Auch in dieser Beziehung läßt sich der bekannte Satz anwenden, daß das Genie keine Schule kennt, sondern die Schulen nach sich bildet. Eine lebende Bewahrheitung und Bekräftigung davon ist Piepenhagen. Keine Akademie weihte ihn in die Mysterien der Kunst ein. Kein Institut brachte ihm in zarter Jugend die Gesetze des Schönen bei. Keine berühmte Anstalt lehrte ihn den Pinsel handhaben, die Palette führen. Er selbst wurde sein Meister in Allem dem. Aus dem reichen Borne seines Innern, aus dem seine enorme Befähigung und Liebe zur Kunst quoll, quoll auch seine technische Heranbildung zum Maler. Es galt zwar, Tausende von Schwierigkeiten zu überwinden, Tausende von Hindernissen zu besiegen, denn das Glück hatte nicht Rosen auf den Weg gestreut, der Piepenhagen in’s Leben führte. Aber was vermögen unermüdlicher, eiserner Fleiß und fester Wille nicht Alles? Mit ihnen und einer Ausdauer, die nur der glühendsten Kunstliebe entstammen konnte, brach Piepenhagen sich Bahn und fertigte – nicht mehr der Jüngste an Jahren – seine ersten Oelbilder.“
Piepenhagen’s Grabdenkmal. Oberst von Mohr, ein Freund Piepenhagen’s, hat die Idee zu einem Monumente für den verewigten Freund angeregt und dasselbe ist am 14. Mai 1870 auf dem evangelischen Friedhofe in Karolinenthal nächst Prag, wo P. bestattet liegt, im Beisein der Verwandten und Freunde des Todten, feierlich enthüllt worden. Das Denkmal stellt einen Genius dar, der in sitzender Stellung in eine Steinplatte mit einem Griffel in goldenen Lettern das Wort „Unsterblich“ eingräbt. Auf der Platte liegt eine Palette mit Farben und Pinsel. Auf dem Vordertheile der Platte stehen in goldenen Lettern die Worte: „August Piepenhagen, geboren den 2. August 1791, gestorben den 27. September 1868°. Das Denkmal ist ein Werk des Bildhauers H. Thomas Seidan, und wurde dem Todten von seinen Schülern und Schülerinen, Freunden und Verehrern gewidmet. [Prager Zeitung 1870 Nr. 109 u. 118.]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Anton.