BLKÖ:Pfrogner, Lorenz Chrysostomus
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
---|---|---|---|
korrigiert | |||
<<<Vorheriger
Pforzheim, Philipp Karl Freiherr von |
Nächster>>>
Pfrogner, Johann | ||
Band: 22 (1870), ab Seite: 204. (Quelle) | |||
[[| bei Wikisource]] | |||
Chrysostomus Laurentius Pfrogner in der Wikipedia | |||
Chrysostomus Laurentius Pfrogner in Wikidata | |||
GND-Eintrag: 100232787, SeeAlso | |||
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
| |||
|
[205] nebenbei der Mathematik und Experimentalphysik ob, und kam im Jahr 1784 in das Prämonstratenser-Seminar St. Benedict. Als aber im letztgenannten Jahre das General-Seminar errichtet wurde, in welches einer Verordnung des Kaisers Joseph II. gemäß alle studirenden Ordensgeistlichen sich begeben mußten, verfügte sich auch P. 1785 dahin. Im Jahre 1788 wurde er Studienpräfect für die Alumnen des I. Jahrganges, im Jahre 1790 erlangte er das Doctorat der Theologie. Nach Auflösung der General-Seminarien, welche nach Kaiser Joseph’s Tode erfolgte, kehrte P. in sein Stift zurück, kam aber nach Royko’s Abgang als Supplent der Lehrkanzel für Kirchengeschichte nach Prag und wurde im Jahre 1791 zum wirklichen Professor des genannten Faches ernannt. In dieser Stellung erwirkte er für sich die Erlaubniß, außerordentliche Vorträge über die Kirchengeschichte Böhmens zu halten. Im Jahre 1796 bekleidete P. die Würde eines Decans der theologischen Facultät. In dieser Zeit war man in Wien mit dem Entwurfe eines neuen Studienplanes beschäftigt und aus diesem Anlasse wurde der Wunsch geäußert, über die damalige Einrichtung und die ganze Verfassung des Tepler Stiftsgymnasiums von einem Fachmanne authentische Mittheilungen zu erlangen. P. unterzog sich dieser Aufgabe und so entstand im Jahre 1796 die Schrift: „Kurze und richtige Beschreibung des vormaligen Gymnasial-Instituts im Stifte Tepl“, welcher Darstellung, da sie ihn zu Studien über die Unterrichtsfrage, und zwar im nächsten Hinblicke auf sein Vaterland Böhmen anregte, die zweite Abhandlung: „Kurzer Entwurf eines Gymnasiallehrer-Institutes für das Königreich Böhmen“ (1797) folgte. Diese Arbeiten hatten die Aufmerksamkeit des damaligen Ministers Grafen Rottenhan auf P. gelenkt, der ihn sofort aufforderte, auch einen Plan für das theologische Studium im Kaiserstaate auszuarbeiten und sich die zur Lösung seiner Aufgabe erforderlichen Hilfsarbeiter selbst zu wählen. Da P. letztere, wie er sie eben brauchte, nicht fand, unterzog er sich allein der Ausarbeitung dieser Frage, vollendete innerhalb dreier Monate einen Plan, den er unter dem Titel: „Entwurf eines zweckmäßig eingerichteten Religionsunterrichtes nach den Bedürfnissen der verschiedenen Classen der Menschen in dem österreichischen Staate“ der damaligen Studien-Hofcommission überreichte. Indessen versah er sein Lehramt und war überdieß als Schriftsteller thätig. [Seine im Drucke erschienenen Schriften folgen auf d. nächst. Seite.] Da wurde er im Jahre 1801 von seinen Stiftsbrüdern mit stattlicher Stimmenmehrheit zum Abte gewählt und versah diese Würde in einer denkwürdigen, politisch wechselvollen und tieferregten Zeitperiode. Gleich im ersten Jahre schon beherbergte das Stift französische Emigranten. Nicht ganz zwölf Jahre stand P. seinem Stifte vor, in welchem er nicht nur als Abt und Gelehrter, sondern auch als Gründer des heute so berühmten Curortes Marienbad sich ein bleibendes Andenken erworben hat. Im Jahre 1807 gab Abt P. dem Auschowitzer Bade den Namen Marienbad. An der Stelle einer Quelle ließ er eine Capelle aushöhlen, welche er im genannten Jahre noch einweihte; im folgenden Jahre wurde dann zu Marienbad das erste Badehaus mit 13 Zimmern erbaut, zwei Jahre später, 1810, ein zweites Badehaus mit 16 Badestuben und mehreren Wohnzimmern, und so entwickelte sich der berühmte Badeort [206] allmälig zu jener Bedeutenheit, die er gegenwärtig nicht nur unter den Bädern Böhmens, sondern des Continents überhaupt einnimmt. Im Jahre 1807 wurde Abt P. zum Rector magnificus der Prager Hochschule gewählt, während er überdieß seit längerer Zeit schon das Directorat der philosophischen Facultät bekleidete. Wenn es in der „Oesterreichischen National-Encyklopädie“, Bd. VI, Supplement, S. 575 u. f., und nach dieser in Ebersberg’s „Zuschauer“ heißt, daß P. am 11. November 1807 zum Abte seines Stiftes erwählt worden, so ist dieß ein Irrthum, da P. schon seit dem Jahre 1801 die Abtswürde bekleidete. Die von ihm während seines Lehramtes und dann auch, als er bereits Abt war, veröffentlichten theologischen und moral-philosophischen Werke sind in chronologischer Folge: „Einleitung in die christliche Religions- und Kirchengeschichte überhaupt und in die Kirchengeschichte Böhmens insbesondere“, 2 Theile (Prag 1801, Widtmann; 2. Aufl. 1805, gr. 8°.), ein seiner Zeit geschätztes und noch immer verdienstliches Werk; – „Ueber den Begriff der Selbstbeurtheilung“ (ebd. 1804; neue Aufl. 1806, 8°.), von Miesner in’s Lateinische übersetzt unter dem Titel: „Idea dijudicationis sui ipsius; tamquam prolegomenon in philosophiam moralem“ (Pragae 1813, 8°.); – „Ueber den Ursprung des Guten und Bösen nach allen Bedeutungen“ (ebd. 1806, 8°.); – „Ueber den natürlichen Zusammenhang des Guten und Bösen“ (ebd. 1806, 8°.); – „Ueber die menschliche Bildung und ihr Verhältniss zur letzten Bestimmung“ (ebd. 1810, 8°.); – „Ueber die unendliche Würde Jesu und über die nichtswürdigen Bemühungen seiner Gegner“ (ebd. 1813, 8°.). Was seine Wirksamkeit im nächsten Hinblicke auf das Stift selbst betrifft, so erwarb er für dasselbe das Patronatsrecht der Chotieschauer und der Tepler Benefizien, legte einen herrlichen Hirschgarten an, erbaute die Pfarre Auschowitz und den Hammerhofer Saal. P. starb im Alter von 63 Jahren, im nicht vollendeten zwölften Jahre seiner Abtswürde, geachtet und geliebt wegen seiner Gelehrsamkeit, Reinheit seines Charakters und seiner Herzensgüte.
Pfrogner, Lorenz Chrysostomus (Abt des Prämonstratenserstiftes Tepl, geb. zu Pernharz in Böhmen 21. August 1751, gest. im Stifte 28. September 1812). Nachdem er die Ortsschule besucht, setzte er die Studien am Stiftsgymnasium zu Tepl fort. Nach Beendigung derselben bezog er die Prager Hochschule, wo er die philosophischen Studien hörte und im Jahre 1774 die philosophische Doctorwürde erlangte. Im folgenden Jahre trat er in das Prämonstratenserstift Tepl, in welchem er 1776 die Ordensgelübde ablegte. Im Stifte lag er emsig den Wissenschaften seines theologischen Berufes,- Klimesch (Philipp), Stift Tepl. Uebersicht der merkwürdigsten, in den Annalen des Prämonstratenserstiftes Tepl verzeichneten Ereignisse in und außer dem genannten Stifte seit dessen Gründung. Im Auftrage seiner Vorsteher ausgezogen und zusammengestellt (Prag 1850, 8°.) S. 51. – Oesterreichischer Zuschauer, herausg. von Ebersberg (Wien, gr. 8°.) Jahrg. 1838, Bd. III, S. 1008. –