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BLKÖ:Pernhardt, Marcus

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Perner, Johann
Band: 22 (1870), ab Seite: 35. (Quelle)
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Pernhardt, Marcus (Landschaftsmaler, geb. im Orte Untermieger, Pfarre Grafenstein in Kärnthen, 6. Juli 1824). Der Sohn eines einfachen Landtischlers, der, seinem Künstlertriebe folgend, ohne Hilfe, auf sich und sein Geschick vertrauend, seine Heimat verließ und nach Klagenfurt ging, wo er eine dürftige Unterkunft fand und bei dem Maler Andreas Hauser als Lehrling einstand. Bei Hauser, einem Künstler von geringer Bedeutung, lernte ihn der Domherr und Kärnthner Geschichtsforscher Heinrich Hermann [Bd. VIII, S. 384] kennen, der nun bald Mittel fand, den talentvollen strebsamen Jüngling zu unterstützen, worin auch der edle Fürstbischof Franz Luschin [Bd. XVI, S. 164], der aus einer Nachbarpfarre gebürtig war und sich bald für seinen Landsmann interessirte, mitwirkte. Als dritter im Bunde gesellte sich nun auch noch Eduard Ritter v. Moro [Bd. XIX, S. 103, Qu. Nr. 1] hinzu, der, selbst ein ausübender Künstler, P., nachdem er ihn kennen gelernt, in seinen Schutz nahm. Moro gab nun P. zu einem besseren Meister, den Maler Bokelen, unter dessen Leitung er sich im Figurenzeichnen übte. Als sich aber die Schwierigkeiten zur Ausbildung im Genre- und Historienfache in einer Stadt wie Klagenfurt nur zu bald zeigten, mußte P., obgleich er für das Genrebild Talent und Neigung besaß, doch diese Richtung mit der Landschaft vertauschen, in welcher Moro, selbst ein gewandter und geistvoller Landschafter, sein Lehrer wurde. P. folgte mit großem Eifer und Geschick dem Unterrichte seines Meisters, und wie sehr ihn auch das landschaftliche Genre anzog, so war es auch da eine bestimmte Richtung, die ihn vor Allem fesselte, nämlich „die winterliche Natur mit ihrer Einsamkeit und Stille, mit ihrem Todesschauer und der anorganischen krystallartigen Bildung“. Am Ufer des Wördersee’s saß er oft ganze Nachmittage an einer Gluthpfanne, an der er Hände und [36] Farben warm hielt und copirte Eis und Schnee in allen den Formen, die sich ihm von der Ebene bis hinauf zu den Felsenkuppen der Caravanken darboten. Späterhin begab sich P. nach München und arbeitete längere Zeit in dieser Stadt, aber, wie Hermann bemerkt, der Gewinn, den er da an Ausbildung sich erwarb, ist gar nicht anzuschlagen gegen jenen in seines Meisters Moro Schule, in jener der Mutter Natur. Bald hatte P., der unermüdet fleißig war, eine ganz kleine Gallerie von Landschaften aus Kärnthen und Krain, Genrebilder und Thierstücke von trefflicher Ausführung und Wahrheit vollendet. In den Jahren 1854–1857 beschickte er auch die Monatsausstellungen des österreichischen Kunstvereins mit seinen Landschaftbildern, und so waren da zu sehen im Jahre 1854: eine „Winterlandschaft“; – „Partie am Klopeiner See in Kärnthen“ (150 fl.); – 1855: „Partie an der Donau bei Linz“ (120 fl.); – „Partie am Klopeiner See“ (110 fl.), verschieden von der vorgenannten; – „Gegend in Oberkrain“ (200 fl.); – „Burgruine im Winter“ (150 fl.); – 1856: „Schloss Feistritz. Winterlandschaft“ (250 fl.); – 1857: „Der Grossglockner mit der Kirche Heiligenblut“, Eigenthum Ihrer Majestät der Kaiserin Elisabeth. Für seine erlauchte Monarchin arbeitete P. auch im Auftrage der Stände Kärnthens eine Folge von 31 Blättern mit Ansichten Kärnthens, zu welchem Zwecke er die Heimat nach allen Seiten bereiste und die Schlösser, Ruinen, Kirchen und reizenden Naturschönheiten Kärnthens an Ort und Stelle aufnahm. Eine nähere Beschreibung dieses Prachtalbums enthält die „Klagenfurter Zeitung“ 1855, Nr. 125, im Feuilleton. Das Trefflichste aber leistete der Künstler in seinen Glockner-Bildern. Zu diesem Zwecke hat der Künstler im Jahre 1857 den Glockner viermal, im Jahre 1858 dreimal und 1859 einmal, darunter zweimal seine höchste Spitze, rein in der Absicht erstiegen, um diesen Bergriesen und das von seiner Höhe sich darbietende Panorama mit voller Naturwahrheit in Farben wiederzugeben und sich recht eigentlich in die Gletscher- und Eisnatur hineinzuleben. Die Frucht dieser Bergfahrten war eine ganze Reihe von Großglocknerbildern, von denen fünf – jedes vier Schuh lang – besonders interessante Puncte aus der erwähnten Berggruppe darstellen, während vier zusammen ein Rundgemälde von zehn Klafter Länge und ein zweidrittel Klafter Höhe bilden, welches, von der Spitze des Großglockners aufgenommen, eine mit wunderbarer Wahrheit gemalte Darstellung der großartigen Gebirgswelt gibt. Zum Verständnisse des zunächst für Freunde und Kenner der Alpengebirgswelt, aber auch sonst für jeden Kunstfreund interessanten Ansichten ist eine gedruckte „Erklärung der Glockner-Bilder“ (Wien, A. Eurich, 8°.) erschienen. Pernhardt hat dieses Panorama nicht nur in der Hauptstadt seiner Heimat, in Klagenfurt, sondern auch in Gratz und in Wien sehen lassen, und in letzterer Stadt wurde dasselbe von dem österreichischen Alpenverein erworben, der, um dieses großartige Naturbild den Geographen und Gebirgstouristen ebenso zur Belehrung wie zur Benützung zugänglich zu machen, Farbendruck-Copien in bedeutenden Dimensionen ausführen ließ. Ein kleineres Seitenstück zum Großglockner-Panorama lieferte Pernhardt auch in einer Rundschau des Hochschwab in vier Bildern, jedes eine Klafter lang. Steinfeld, ein Künstler, dessen Urtheil kaum anzufechten ist, nennt Pernhardt den Alpen-, eigentlich Gletschermaler, [37] dem Keiner an Wagniß – denn P. ist, wie bereits erzählt worden, nicht minder als Bergsteiger berühmt – Beflissenheit und Geschick in diesem Fache gleichkommt. Von Pernhardt’s kleineren Landschaften und Thierstücken befindet sich eine große Anzahl in seiner Heimat im Besitze von Kunstfreunden und Privaten. Schließlich sei noch bemerkt, daß P. seine im Jahre 1857 vollführten drei Großglocknerbesteigungen selbst beschrieben hat und diese Beschreibung in der „Carinthia“ 1857, Nr. 41, und im Abendblatte der „Neuen Münchener Zeitung“ 1857, Nr. 276 u. 277, veröffentlicht wurde. Im Jahre 1849 hat der Künstler auch eine Besteigung des Triglau, des höchsten Berges in Krain (9037 Sch.) unternommen und mit Glück ausgeführt. Seit dem Jahre 1864 gibt Pernhardt die „Bilder aus Kärnthen“ (Klagenfurt, bei Leon, schm. Qu. 4°.) heraus, sie enthalten lithographirte Ansichten der reizenden Gegenden dieses Landes und sind davon bisher 9 Lieferungen in einer Volks- und in einer Prachtausgabe erschienen. Der Künstler erscheint auch hie und da als J. Pernhardt; Marcus Pernhardt ist sein richtiger Name.

Hermann (Heinrich), Handbuch der Geschichte des Herzogthums Kärnthen (Klagenfurt 1860 u. f., J. Leon, 8°.) III. Bd. 3. Heft: Culturgeschichte Kärnthens vom Jahre 1790–1857 (1859) oder der neuesten Zeit, S. 249. – Carinthia (Klagenfurter Unterhaltungsblatt, 4°.) 48. Jahrg. (1858), Nr. 20; 1862, Nr. 16: „P.’s Glocknerbilder“. – Wiener Zeitung (4°.) 1859, Abendblatt Nr. 217, im Feuilleton. – (Gratzer) Tagespost 1862, Nr. 132: „Pernhardt’s Glockner-Panorama“. – Klagenfurter Zeitung 1860, Nr. 58; 1865, Nr. 125, im Feuilleton. – Neue freie Presse 1865, Nr. 229. – Presse (Wiener polit. Blatt) 1857, Nr. 235, Correspondenz aus Klagenfurt vom 10. October: „Ein kühner Maler“. – Kataloge der Monats-Ausstellungen des österreichischen Kunstvereins, 1854, Februar, März; 1855, Februar, März, Juni, Juli; 1856, April; 1857, Jänner.