BLKÖ:Parkfrieder, Gottfried Joseph
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Parma, Giulio | ||
Band: 21 (1870), ab Seite: 304. (Quelle) | |||
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Radetzky’s in Wetzdorf, geb. um das Jahr 1775, gest. zu Wetzdorf 31. Jänner 1863). Der Sohn mittelloser Eltern, der sich, nachdem er die unteren Schulen beendet, dem Schuldienste widmete und in Wien als Schulgehilfe in den mißlichsten Verhältnissen lebte. Als er eines Tages im Dome von St. Stephan, seiner Verlassenheit und traurigen Lage gedenkend, eine Verbesserung seines Loses im Gebete erflehte, klopfte ihm Jemand auf die Schulter. P., der sich umschaute, erblickte seinen Onkel vor sich, der bald die traurige Lage seines Neffen erkannte, welche dieser auch auf die darauf bezüglichen Fragen des Oheims gar nicht in Abrede stellte. Letzterer forderte nun seinen Neffen auf, ihm zu folgen, mit den Worten: „Hänge deinen Schuldienst auf den Nagel und komm’ mit mir, werde Kaufmann, kann noch Etwas werden aus dir“. P. ließ sich dieß nicht zweimal sagen, ging mit seinem Onkel, der eine Krämerei und einen Leinwandhandel in einem Landstädtchen besaß, und wurde Kaufmann. Dort ging es ihm gut und später, als er in den Kriegszeiten ärarische Lieferungen übernahm, noch besser. Bei diesen – unter den damaligen Verhältnissen und bei der in dergleichen Dingen üblichen Raubwirthschaft – gewann er so ungeheuerlich viel, daß er sich zuletzt als Millionär von allen Geschäften zurückzog und als Privatmann lebte. In seiner Eigenschaft als Lieferant kam er mit mehreren höheren Officieren, mit dem nachmaligen Feldmarschall Radetzky, mit Graf Wimpffen u. A. in nähere Berührung, welche bei Ersterem zu engeren freundschaftlichen Beziehungen führte. Jedoch Alles dieß würde kaum geeignet gewesen sein, seinem Namen irgend eine Bedeutung zu verleihen. Das Jahr 1848 riß den ehemaligen Armeelieferanten, der indessen von der Welt abgeschieden und, wie die Sage ging, als Sonderling auf seinem Besitzthume Wetzdorf lebte, aus seiner Zurückgezogenheit und bewog ihn zu einer That, die seinem Namen längere Dauer sichert. Die Sache nämlich verhält sich so. Radetzky hatte die Schlacht bei Custozza geschlagen und seine siegreiche Armee im Triumphe nach Mailand geführt. So ward durch den Heldenmarschall der Waffenruhm der Armee gerettet und die Begeisterung, der gesunkene Muth der durch den Aufstand, welcher in allen Provinzen der Monarchie loderte, bestürzten Patrioten wieder gehoben. Zu dieser Zeit saß in Wien der erste constituirende Reichstag versammelt und der Abgeordnete Alois Strasser aus Tirol stellte den Antrag, dem Feldmarschall [305] und seiner Armee den Dank des Vaterlandes auszusprechen. Dieser Antrag wurde von der Mehrzahl der slavischen, von vielen österreichisch-steirischen und von allen Deputirten aus Deutsch-Tirol unterstützt, nichtsdestoweniger aber dem Retter der Monarchie – und dieser war Graf Radetzky – verweigert. Wohl kam diese Frage im Jahre 1849 in Kremsier noch einmal zur Sprache, und ein niederösterreichischer Abgeordneter bezeichnete damals die Verweigerung des Dankes als einen Act der infamsten Ungerechtigkeit. Da erhob sich im Saal ein Sturm und der Redner wurde vom Präsidenten des Reichstages zur Ordnung gerufen! Als diese Vorgänge dem reichen Besitzer von Wetzdorf, Parkfrieder, zu Ohren kamen, beschloß er, unaufgefordert dem greisen Helden, der das Banner Oesterreichs, so lang er gelebt, siegreich entfaltet, ein öffentliches Denkmal zu setzen, von dessen Vorhandensein erst die Welt mit dem Ableben des Feldmarschalls Kunde erhielt. Der Kaiser hatte nämlich die Absicht, die irdischen Reste des Feldmarschalls in der kaiserlichen Gruft bei den Kapuzinern beisetzen zu lassen. Der Marschall hatte aber schon in seinem 1855 eigenhändig geschriebenen Testamente ausdrücklich angeordnet, an der Seite seines Waffenbruders, des 1852 verstorbenen Feldmarschalls und Gardecapitäns Max Freiherrn von Wimpffen, in Wetzdorf beigesetzt zu werden. An dieser ausdrücklichen Anordnung des Feldmarschalls ließ sich nichts ändern. Dagegen entstand aber im Monarchen der Wunsch, jene kleine Spanne Erde, welche die Gruft einschloß, sein Eigen zu nennen. Es wurde mit Parkfrieder über den Ankauf unterhandelt. Dieser jedoch glaubte seine patriotische Gabe auf den Altar des Vaterlandes niederlegen zu sollen. Das Geschenk ward angenommen und so wurde nun das Grab des Heldenmarschalls des Kaisers Eigenthum. Die Lage dieser nunmehr historischen Gruft ist zwischen Stockerau und Maissau, an der Hornerstraße, es sind das Schloß und der Park zu Wetzdorf. Voll Bewunderung für den Heldenruhm der k. k. Armee, hat P., geleitet von dem Bildhauer Ramelmayr, schon seit dem Jahre 1849 in seinem Parke eine Art Heldenpantheon geschaffen, in welchem nahe an 200, meist überlebensgroße Standbilder und Büsten aus Erz, von Regenten, Heerführern, Generälen, ja selbst von tapfern Soldaten, mit fast sprechender Aehnlichkeit aufgestellt sind. Er gab dieser Statte den passenden Namen „Heldenberg“. [Näheres darüber siehe S. 306 i. d. Quellen]. P. wurde von Sr. Majestät mit dem Orden der eisernen Krone ausgezeichnet, hat aber für den ihm statutengebührenden Ritterstand nie das Diplom gelöst, daher er ganz unrichtig überall als Ritter von P. aufgeführt erscheint. – Noch einmal sollte Parkfrieder’s Name viel in der Oeffentlichkeit genannt werden, es war dieß anläßlich seines Todes im Jahre 1863, als über den fabelhaften Reichthum des Sonderlings und seine letztwilligen Verfügungen übertriebene Nachrichten in’s Publicum gelangten und diese die Runde durch alle Journale des In- und Auslandes machten. Erst später hat der Pfarrer von Großwetzdorf die falschen Angaben berichtigt. Aber auch die Wahrheit ist noch immer interessant genug, um mitgetheilt zu werden. Der Stadt Pesth legirte P. 4000 fl. in Obligationen zur Betheilung von vier wohlthätigen Instituten mit je Tausend Gulden, dem Schullehrer der Gemeinde von Kleinwetzdorf [306] 2000 fl.; dem Pfarrer zur Aufbesserung der Congrua 2000 fl., dafür hätte aber der jeweilige Pfarrer so viel seelsorgerliche Functionen unentgeltlich zu entrichten, daß die Interessen dieses Capitals kaum das Aequivalent dafür bildeten; für eine Requiemstiftung 1000 fl.; für den Arzt in Wetzdorf 3000 fl., damit er alle Bewohner von Kleinwetzdorf und alle Armen von Großwetzdorf unentgeltlich behandle; zu einer Heirathsstiftung für zwei arme Dienstboten 12.000 fl.; für einen Studenten aus den Gemeinden Groß- und Kleinwetzdorf eine Stipendienstiftung von 6000 fl.; für das Pfarr-Armeninstitut ein Legat von 4000 fl. Ueberdieß hat P. bei Lebzeiten für die Pfarrkirche viel gethan, so im Jahre 1859 eine Orgel gespendet, welche 2800 preuß. Thaler gekostet, und auch sonst noch der Kirche werthvolle Geschenke gemacht. Betreffs seiner Bestattung ordnete er an, daß sie Nachts um 10 Uhr ohne Glockengeläute und priesterliche Begleitung erfolge. – Was nun den „Heldenberg“ betrifft, so hat sich die Ansicht, daß dieser Wallhalla von allen Seiten die Besucher zuströmen würden, nicht erfüllt. Die ungeheueren Auslagen des Stifters stehen außer Verhältniß mit dem Gebotenen, zunächst hätte doch nur ein mit wahren Kunstwerken ausgestattetes[WS 1] Pantheon der Anziehungspunct für Besucher des abseits vom Schienenverkehr gelegenen Mausoleums sein können. Von Kunstwerken ist aber auf dem Wetzdorfer Heldenberge und in dessen Parke gar keine Rede, es sind Statuen und Büsten, mehr und minder ähnlich, sonst weiter nichts. Der Heldenberg ist unbesucht und soll – wie neuere Nachrichten lauten – auch in Betreff seiner Instandhaltung Manches zu wünschen übrig lassen.
Parkfrieder, Gottfried Joseph (Gründer und Erbauer der Heldenhalle und Ruhestätte- Preßburger Zeitung 1858, Nr. 19: „Pargfrieder“ [Parkfrieder erscheint bald mit g (Pargfrieder), bald mit k (Parkfrieder) geschrieben, letztere Schreibung scheint die richtige zu sein]. – Oesterreichischer Soldatenfreund (Wien, 4°.) 1853, S. 476. – Tagespost (Gratzer polit. Blatt) 1858, Nr. 12, in der Rubrik: „Buntes“. – Fremden-Blatt von G. Heine (Wien, 4°.) 1863, Nr. 39 u. 44: „Parkfrieder’s Testament“. [Diese Mittheilung, aus der „Correspondenz Gall“, ging in zahllose Blätter des In- und Auslandes über; sie ist durchwegs falsch; sie wurde dann in der „Presse“ 1863, Nr. 81, von dem Pfarrer von Großwetzdorf in allen Puncten berichtigt.] – Augsburger allgemeine Zeitung 1858, Nr. 15: „Die Ruhestätte Radetzky’s“. – Frankfurter Konversationsblatt (4°.) 1858, Nr. 29, S. 115: „Der Heldenberg bei Wetzdorf“, von Hackländer.
- Der Heldenberg in Wetzdorf. Die nachfolgende Skizze dürfte ungefähr einen Begriff geben, mit welchen großartigen Mitteln der reiche Besitzer das Helden-Mausoleum herstellen ließ. Wäre dem Patrioten ein echter Künstler zur Seite gestanden, so besäße Oesterreich in dieser Todtenhalle auch eine sehenswürdige Kunsthalle, so ist es weiter nichts als eine Sammlung aus in Stein gehauenen Figuren und Halbfiguren, die allmälig ihrem Verfalle entgegengehen. Dieses Mausoleum ist mitten im Schloßpark von Wetzdorf auf einem Hügel errichtet, der eine sehr schöne Fernsicht bietet und eben der „Heldenberg“ heißt. Beim Eingang in den Park gelangt man durch ein Spalier von in Metall gegossenen bemalten (!) Grenadieren zu einem riesigen Obelisk. Im Hintergrunde einer offenen anmuthigen Partie befindet sich ein im dorischen Style erbautes bequemes Haus, wo das Personale wohnt, welches die Aufsicht über die ganze Anlage und das Mausoleum führt. In den Nischen des Säulenganges dieses Gebäudes befinden sich mehrere in Metall gegossene Brustbilder von im Jahre 1848/49 berühmt gewordenen Vertheidigern fester Plätze, als: Hentzi, Allnoch, Rath, [BLKÖ:Rukavina von Vidovgrad, Georg Freiherr|Rukawina]], Augustin und Berger von der Pleiße. Auf der zur Ruhmeshalle führenden Treppe erblickt man die Standbilder von Daun, Prinz Eugen, Erzherzog Karl und Loudon, und auf der Ballustrade rechts und links des Invalidenhauses die Statuen von sechszehn berühmten Marschällen. Am Frontispiz des Gebäudes liest man die Worte: „Den würdigen Söhnen [307] des Vaterlandes sei dieses Haus für ihre im Jahre 1848/49 bewiesene Treue und heldenmüthige Tapferkeit gewidmet“. Auf dem Platze vor dem Invalidenhause gewahrt man Gruppen von Bildwerken berühmter Krieger aus dem italienischen und ungarischen Feldzuge; es befinden sich darunter Großfürst Constantin, die russischen Generale Feldmarschall Paskiewitsch, Panjutine, Grotenhjelm u. A. Es sind in Allem 54, welche gruppenweise um den Obelisk vertheilt sind. Einen anderen Obelisk umstehen die Statuen von 46 Mitgliedern des Maria Theresien-Ordens aus den Jahren 1848 und 1849. Im sogenannten „Kaisergarten“ erblickt man 22 Büsten der Regenten aus dem Hause Habsburg und Habsburg-Lothringen und 44 Standbilder berühmter Feldherren aus der Zeit des 16. Jahrhunderts bis zum Tode der Kaiserin Maria Theresia. Dem Invalidenhause gegenüber steht ein 80 Fuß hoher Obelisk, welcher das Mausoleum in sich schließt, dessen Inneres durch zwei eiserne, mit vergoldeten Kreuzen gezierte Thüren abgetheilt ist. Die Gruft zur Linken birgt die Ueberreste des Feldmarschalls Baron Wimpffen, in derselben halten vier geharnischte Ritter aus Metall gleichsam beständige Wache. Die Gruft zur Rechten beherbergt die sterbliche Hülle Radetzky’s. Hie und da angebrachte, dem Zwecke der Stiftung und dem Geiste des Stifters entsprechende Inschriften geben erläuternde Auskunft. Auf den höchsten Puncten des Heldenberges sind an 30 Kanonen leichten Kalibers und wohl ebenso viel Mörser angebracht. Im Vorstehenden sind Anlage und Ausführung dieses gutgemeinten, aber ohne Schönheitssinn und Geschmack ausgeführten patriotischen Mausoleums nur so obenhin angedeutet. Es ist ein eigenes Album, welches auf mehreren Steindrucktafeln in kl. Qu. 4°. und auf wenigen Tafeln Text Ansichten und Beschreibung des Wetzdorfer Heldenberges enthält, im Jahre 1858 erschienen. Dasselbe versinnlicht in vollkommen entsprechender Weise Absicht und Gedanken des Gründers, den Heldenmuth der österreichischen Armee in pomphaftester Weise, freilich auch nur so, wie es ihm sein Geschmackssinn gestattete, zu ehren und zu verherrlichen.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: ausgestattes.