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BLKÖ:Ney, Jenny

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Nezak, Anna
Band: 20 (1869), ab Seite: 310. (Quelle)
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Ney, Jenny (Sängerin, geb. nach Oettinger’s „Moniteur des Dates“ zu Gratz 21. December 1826). Die „Illustrated London News“ geben Preßburg als ihren Geburtsort an; die Leipziger „Illustrirte Zeitung“ aber – in neuester Zeit – berichtet, sie sei, wie sich das erst kürzlich mit Bestimmtheit erwiesen hat, in Gratz geboren und eine nahe Verwandte des berühmten französischen Marschalls gleichen Namens, der, wie ja bekannt, der Sohn eines Böttchers gewesen. Auch Jenny hat gleich ihrem Namens- und Geschlechtsverwandten „von unten auf gedient“. Ihre Mutter, die selbst eine gute, wenngleich wenig gekannte Sängerin gewesen, leitete selbst ihren ersten musikalischen Unterricht, den später tüchtige, vornehmlich italienische Meister vollends ausbildeten und sie für die theatralische Laufbahn vorbereiteten. Nun begannen jene berüchtigten „Künstlers Wanderjahre“ und sie sang auf mehreren kleineren Bühnen Oesterreichs, wie in Gratz, Olmütz, Lemberg, bis es ihr gelang, auf jenen von Prag und Pesth festen Fuß zu fasten und endlich das Ziel ihrer Wünsche, ein Engagement in Wien an der kaiserlichen Oper im Kärnthnerthor zu erhalten. In Wien – die Launen der Künstlerinen waren damals noch nicht so im Schwunge wie heute, wo sie am besten Reclame machen helfen – wurde das große und tüchtig geschulte Talent der Sängerin nicht wie es verdiente gewürdigt. Vielleicht, so schreibt ihr Biograph in der „Illustrirten Zeitung“, eben weil sie neben den größeren Partien auch unbedeutendere, mit gleicher Hingebung und Unverdrossenheit übernahm, schien man den Werth der Künstlerin erst recht zu erkennen, als man zugleich ihren Verlust zu bedauern hatte. Als sie daselbst im Jahre 1853 ihre Mutter durch den Tod verlor, wurde ihr der fernere Aufenthalt verleidet. Der Intendant des Dresdener Hoftheaters, Herr von Lüttichau, der sie zuerst als Norma singen gehört, bot ihr unter vortheilhaften [311] Bedingungen ein Engagement an seiner Bühne an, welches sie auch annahm und daselbst von 1854 bis zum Jahre 1867 blieb. Im letztgenannten Jahre schied sie – um sich ausschließlich dem Concert- und Kirchengesange zu widmen – aus dem Verbande der Hofbühne. Die Künstlerin ist königlich sächsische Kammersängerin und seit Jahren mit dem Schauspieler Bürde verheirathet, seit welcher Zeit sie den Namen Bürde-Ney annahm. Von Dresden aus besuchte sie zu Gastspielen die größten deutschen Theater, wie Hamburg, Cöln, Braunschweig, Berlin, Frankfurt a. M. und im Jahre 1855 auch London, wo sie in der kön. italienischen Oper sang und wie überall die glänzendsten Triumphe feierte. Ihre besten Partien waren u. a. Dinorah, Norma, Armide, Donna Anna, Iphigenia, Vitellia, Lucretia, Frau Fluth, Valentine. Frau Bürde-Ney – die niemals die Reclame in Bewegung setzte – und ohne diese die größten künstlerischen Erfolge feierte, zählt zu den wenigen Sängerinen der Gegenwart, welche ihre Triumphe mehr in den schweren classischen Werken der Meister ersten Ranges, als in den leichter zu bewältigenden der kleinen Meister erzielte.

Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber, Fol.) Nr. 876, 14. April 1860, und Nr. 1231, 2. Februar 1867. – Neues Universal-Lexikon der Tonkunst. Angefangen von Dr. Julius Schladebach, fortgesetzt von Ed. Bernsdorf (Dresden 1857, Rob. Schäfer, gr. 8°.) Bd. III, S. 32. – London Illustrated News, June 16, 1855. – Porträte. 1) Unterschrift: Jenny Ney. Weger u. Singer sc. (Leipzig, 4°.); – 2) gezeichnet und lith. von Bürde (Berlin, Sala u. Comp., gr. Fol. oval); – 3) in der Leipziger Illustrirten Zeitung als Dinorah in Meyerbeer’s Oper: Die Wallfahrt nach Ploermel. Holzschn. o. A. d. Z. u. X. [Costumebild in ganzer Figur]; – 4) Holzschnitt ebenda nach einer Photographie von Hanfstängl; – 5) Holzschnitt in den London Illustrated News 1855, June 16.