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BLKÖ:Neidhart, Eberhard von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 20 (1869), ab Seite: 140. (Quelle)
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Ungleich wichtiger als der Obige sind noch folgende Personen des Namens Neidhart:

1. Eberhard von Neidhart[BN 1] (geb. auf Schloß Falkenstein in Oesterreich am 8. December 1607, gest. zu Rom 1680). Einem adeligen, in Deutschland, Steiermark, Schlesien und in Oberösterreich ansässigen Geschlechts entstammend, ist er als Erzieher des Kaisers Leopold I. bemerkenswerth. Er soll erst im 14. Jahre zum katholischen Glauben übergetreten, auch in Kriegsdiensten gestanden sein. Im Jahre 1631, am 5. October, trat er in den Orden der Gesellschaft Jesu, in welchem er seine Studien beendete und dann zu Gratz Philosophie, Moral und geistliches Recht lehrte. Nun berief ihn Kaiser Ferdinand III. an seinen Hof, wo er zuerst Beichtvater der Erzherzogin Maria Anna, im Jahre 1654 aber Erzieher des Erzherzogs Leopold, nachmaligen Kaisers Leopold I. wurde. Als die Erzherzogin Maria Anna [Bd. VII, S. 24, Nr. 208] im Jahre 1649 dem Könige Philipp IV. von Spanien vermält ward, folgte ihr Neidhart in der Eigenschaft eines Beichtvaters, machte sich aber bald auch in Staatsgeschäften derart geltend, daß ihn König Philipp IV. zum Cardinal vorschlug, welche Stelle er jedoch ablehnte. Nach Philipp’s IV. Tode ernannte ihn die Königin-Witwe zum Großinquisitor, in welcher Eigenschaft er auch zur Leitung der Staatsgeschäfte verwendet wurde. Auf diesem Posten erlitt er viele Anfeindungen, nicht allein der mächtigen Granden, sondern zumeist Don Juan’s d’Austria (Bd. VI, S. 336, Nr. 129), eines natürlichen Sohnes Philipp’s IV., weßhalb Neidhart es vorzog, die Stätte seines bisherigen Wirkens zu räumen und somit Spanien am [141] 25. Februar 1669 verließ. Uebrigens behielt er die Stelle eines Großinquisitors bei, wurde nun außerordentlicher Gesandter am päpstlichen Hofe, später über Verwendung seines ehemaligen Zöglings, des Kaisers Leopold I., ordentlicher Botschafter mit dem Titel eines Erzbischofs von Odessa und im Jahre 1672 von Papst Clemens X. zum Cardinal ernannt. Man hat von ihm mehrere, die unbefleckte Empfängniß Mariä betreffende Schriften, wie er es überhaupt ist, der diese Controverse am römischen Hofe mit dem größten Eifer betrieb. Seinem Charakter sagen die Geschichtschreiber nicht zu viel rühmliches nach. Weder soll er in Verwaltung der Geschäfte sehr geschickt, überdieß aber erbarmungslos – wo nicht grausam – dann in hohem Grade ehr- und geldgeizig gewesen sein, [Basilico (Girolamo), Panegirico scritto a G. E. Nitardo confessore della Regina (Madrid 1668, Fol.); – Macedo (Francesco de Santo Agostino), D. E. Nithardo Elogium (Patav. 1672, 4°.), zwei zu Lebzeiten des Cardinals erschienene lobhudelnde Schriften ohne Bedeutung, wichtiger sind die folgenden: Bonhours (Dominique), Relation de la sortie d’Espagne du père Everard, jesuite confesseur de la reine (Marie Louise) d’Orleans épouse de Charles II. roi d’Espagne (Paris 1669, 12°.). – Relation des differends arrivés en Espagne entre Don Juan d’Autriche et le cardinal Nitard, 2 vol. (Paris 1677, 12°.). – d’Aunoy, Mémoir de la cour d’Espagne. – Allgemeines historisches Lexikon (Leipzig 1731, Thom. Fritschen’s sel. Erben, Bd. III, Buchstabe N., S. 26, Supplement-Band S. 950.] –

Berichtigungen und Nachträge

  1. Nidhard, Johann Everard. Unter diesem Namen erscheint auch hie und da der bekannte Jesuit, Erzieher des Kaisers Leopold I., nachmaliger Cardinal Eberhard von Neidhart, siehe: Neidhart [S. 140 d. Bds., in den Quellen Nr. 1]. [Bd. 20, S. 320.]