BLKÖ:Myrbach von Rheinfeld, Karl
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 19 (1868), ab Seite: 497. (Quelle) | |||
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[498] Jahre in den General-Quartiermeisterstab übersetzt. Während dieser Zeit hatte er die Feldzüge der Jahre 1800, 1801, 1805 und 1809 mitgemacht und sich in denselben als tapferer Soldat bewährt. Während des Feldzuges im Jahre 1809 war er zuerst der Oberappellationskanzlei im 3. Armeecorps und später im großen Hauptquartiere zugetheilt; nach beendetem Feldzuge ward er im Winter 1810 zur militärisch-topographischen Landesbeschreibung in Mähren und Schlesien, und in den Jahren 1811 und 1812 bis zum Anfange des Feldzuges 1813 bei der Militärmappirung in Ober- und Niederösterreich und in Mähren verwendet. Zum Hauptmann im Corps befördert, machte er die Feldzüge der Jahre 1813 und 1814 mit. Bei Eröffnung des ersteren Feldzuges war er dem detachirten Corps des General-Majors Baron v. Fölseis zugewiesen. Während des Vorrückens der österreichischen Truppen über den Isonzo bis an die Etsch that er theils bei der Avantgarde des General-Majors Grafen Starhemberg, theils in der Operationskanzlei des linken Flügelscorps unter dem Befehle des Feldmarschall-Lieutenants Baron von Raduvojevich die ersprießlichsten Dienste. Später wirkte er selbstständig bei dem Cernirungscorps von Legnago und nach Einschließung dieser Festung und nach bewerkstelligtem Uebergange der Armee über die Etsch mehrere Wochen im Hauptquartiere zu Villafranca. Sein Verhalten in dieser vielseitigen Dienstleistung war ein so ausgezeichnetes, daß ihm Kaiser Franz das Ritterkreuz des Leopold-Ordens verlieh. Nach dem Pariser Frieden vom Jahre 1814 wurde Hauptmann von M. bei der Bereisung der durch Mähren, Ungarn und Galizien gegen Rußland führenden Colonnenwege und nach dem zweiten Pariser Frieden im Jahre 1815 bei dem Entwurfe und den Vorbereitungen des Dijoner Lagers verwendet; dann in dem darauf gefolgten Winter dem unter dem Commando des Erzherzogs Ferdinand Este stehenden Reservecorps zugetheilt. Nach wiederhergestelltem Frieden arbeitete M. anfänglich bei der Militärmappirung, und zwar im Winter 1817/18 bei der Direction der Zeichnungskanzlei, im Frühlinge 1818 bei der Grenzberichtigung in Oberösterreich und Salzburg gegen Bayern, bei welcher er zuletzt als Demarcationscommissär bis einschließig 1823 in Verwendung stand. In der Zwischenzeit wurde er im Jahre 1821 zum Major im Generalstabe befördert. In der Zeit von 1818 bis 1823, während welcher er als Demarcationscommissär thätig war, hatte sich M. bei den Bewohnern jener Alpengegenden sehr beliebt gemacht und manche kleine Denkmal, wie z. B. St. Leopold’s hängender Stein, ein anderes am Gollinger Wasserfall, erinnert an seine nützliche Wirksamkeit daselbst. Leider fesselte ihn ein gefährlicher Beinbruch in der Hüfte, durch einen Sturz vom Pferde veranlaßt, ein ganzes Jahr, 1821, an das Krankenlager. Obwohl geheilt, blieb ihm doch eine Verkürzung des linken Fußes. Bald nach seiner Genesung unternahm er mit Simon Strampfer, dem nachmaligen Professor am Wiener polytechnischen Institute, auf der Höhe des Salzburger Unterberges die Blickfeuer-Operationen vor. Nachdem das Grenzregulirungsgeschäft beendet war, kehrte Major M. nach Wien zurück, blieb daselbst während der Jahre 1824 und 1825 als Unterdirector der Triangulirungs-Abtheilung des Generalstabes, wurde dann Mappirungsdirector und Referent bei der Katastralaufnahme in Galizien, und zugleich Mappirungsdirector der militärisch-topographischen [499] Aufnahme in der Bukowina, mit dem Amtssitze in Lemberg. Fünf Jahre war M. in diesem Geschäfte thätig, als er im Jahre 1829, nach dem Tode des General-Majors Fallon [Bd. IV, S. 141], an dessen Stelle zur Leitung der astronomisch-trigonometrischen Vermessung nach Wien berufen wurde. Unter Einem übernahm er auch die Leitung der Triangulirung bei der Katastral-Centraldirection, wurde in der Zwischenzeit zum Oberstlieutenant im Corps befördert und im Jahre 1831, nachdem die Auflösung der vorerwähnten Centraldirection erfolgt war, mit der selbstständigen Leitung des daraus gebildeten Katastral-Triangulirungskalkul-Bureau’s betraut. Neben dieser anstrengenden Thätigkeit führte jedoch M. auch noch andere Geschäfte, so z. B. stand er im Jahre 1831 in zeitweiliger Verwendung bei der militärischen Commission in Linz unter Erzherzog Maximilian von Este zur Errichtung eines verschanzten Lagers, seit 1832 aber bei der Prüfung telegraphischer Operationen, ein Gegenstand, dessen sorgfältiges Studium ihn zeitlebens beschäftigte. Die drohenden Verhältnisse des Jahres 1830 führten eine Unterbrechung in der Katastralvermessung herbei, welche erst im Jahre 1833 wieder aufgenommen wurde. Jetzt erfolgte auch M.’s Ernennung zum Chef der wiedergebildeten obersten technischen Behörde zur Leitung der Katastralarbeiten, und im Jahre 1835 Myrbach’s Ernennung außer der Tour zum Obersten des Tiroler Jäger-Regiments mit dem gleichzeitigen Titel eines Katastralvermessung-Centraldirectors. Im Jahre 1841 rückte M. zum General-Major vor, und als im Jahre 1842 die Direction des Hofbaurathes erledigt war, wurde an M. die provisorische Leitung dieser Stelle übertragen. Einen Augenblick vielleicht mochte es scheinen, hier war die Stelle wegen des Mannes, und nicht der Mann wegen der Stelle in’s Auge gefaßt worden, aber auch nur einen Augenblick. M. leitete beide Geschäfte, jene des Hofbaurathes und jene der Katastralvermessung, mit aller nur denkbaren Energie, letztere war eben unter ihm kräftig gediehen und rückte immer mehr der gänzlichen Vollendung entgegen: in ersterem ordnete er das bisherige Chaos der Telegraphen- und Eisenbahnangelegenheiten, deren Leitung einer starken Hand, gepaart mit einem energischen Willen, bedurfte. So entfaltete M. eine umfassende, fast großartige Thätigkeit überall hin, wie sein Nekrolog in der Allgemeinen Zeitung berichtet, „wohlthuende Mitwirkung verbreitend, wo es galt, etwas Gutes und Nützliches in’s Leben zu bringen“. Zu Ende des Jahres 1843 wurde er endlich, auf wiederholte Bitten, der Leitung der Katastralgeschäfte enthoben. Die Geschäfte des Hofbaurathes nahmen M.’s Thätigkeit immer mehr in Anspruch. Vielerlei Widerwärtigkeiten und mancherlei Verdruß hatte er zu bekämpfen; dazu hatten die Angelegenheiten der ungarischen Central-Eisenbahn, für die er sich aus den edelsten und uneigennützigsten Interessen für das Land, damals, als die Hauptstadt von den Fluthen der Donau so schwer heimgesucht war, auf das Thätigste zu verwenden, versprochen hatte (und fürwahr! er hat Wort gehalten, denn ohne ihn wäre das Unternehmen nicht in’s Leben getreten), manche bittere Stunde, viele Opfer aller Art und manche in Arbeit zugebrachte Nächte gekostet. Diese Verhältnisse rüttelten immer mehr an den Kräften des geschwächten Körpers, der den Regungen des nimmer ruhenden frischen Geistes nicht mehr nachzukommen [500] im Stande war. In der letzten Zeit seines Lebens war er fast jedes Jahr von einer Todeskrankheit heimgesucht; doch kaum durch die letzten Kräfte einer starken Natur wieder der Gefahr entrissen, stürzte er sich mit Eifer in den Strom der Geschäfte, bis der Körper endlich erlag, M. starb im Alter von 60 Jahren, ein Opfer seiner Dienstpflicht, welche ihm über Alles galt.
Myrbach von Rheinfeld, Karl (k. k. General-Major, geb. zu Josephstadt in Böhmen im September 1784, gest. zu Wien 29. October 1844). Sein Vater Joseph (gest. im Jahre 1826 im Wiener Invalidenhause) war k. k. Major, hatte die Kriege zu Ende des 18. und zu Anfang des 19. Jahrhunderts mit Auszeichnung mitgemacht, in denselben viele Wunden erhalten, und war in Anerkennung seiner im Felde erworbenen Verdienste im Jahre 1810 in den erbländischen Adelstand mit dem Prädicate von Rheinfeld erhoben worden. Der Sohn Karl ergriff die militärische Laufbahn des Vaters, nachdem er vorher eine tüchtige Schulbildung genossen hatte. Erst 15 Jahre alt, trat er im Jahre 1799 als Privatcadet in das 7. Infanterie-Regiment Karl Freiherr v. Schröder ein. Im Jahre 1805 wurde er Lieutenant und Bataillions-Adjutant, im Jahre 1809 Oberlieutenant bei Kaunitz-Infanterie, wurde aber noch in demselben- Augsburger allgemeine Zeitung 1845, Beilage zu Nr. 53. – Neuer Nekrolog der Deutschen (Weimar, B. Fr. Voigt, kl. 8°.) XXII. Jahrgang (1844), II. Theil, S. 718, Nr. 227.