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BLKÖ:Mussafia, Johann Amadeus

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 19 (1868), ab Seite: 477. (Quelle)
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Mussafia, Johann Amadeus (gelehrter Rabbiner, geb. zu Spalato im Jahre 1810, gest. ebenda im Februar 1854). Er ist ein Sohn des Großrabbiners der israelitischen Gemeinde zu Spalato. Sein Vater ertheilte ihm eine sehr sorgfältige Erziehung, und unter dessen Anleitung erwarb er sich ausgebreitete Kenntnisse in der Bibel und israelitischen Theologie. Als sein Vater starb, hatte M. kaum das Jünglingsalter überschritten, aber die israelitische Gemeinde von Spalato würdigte die seltenen Gaben des Geistes und Herzens, welche der Sohn des Verblichenen in sich vereinigte, so sehr, daß sie ihn trotz seiner Jugend zum Nachfolger im Amte des Vaters erwählte. M. entsprach auch in jeder Weise vollkommen dem in ihn gesetzten Vertrauen. Die Muße seines Berufes widmete er wissenschaftlichen Forschungen in der Theologie seiner Religion, so arbeitete er seit Jahren an einem talmudischen Wörterbuche, in welchem in alphabetischer Folge die Namen [478] berühmter Personen, die Sitten und Gebräuche, ferner die gesetzlichen, medicinischen, moralischen und philosophischen Anordnungen, welche im Talmud enthalten sind, erläutert werden. Das Werk ist in hebräischer Sprache verfaßt, M. aber hatte die Absicht, später eine Uebersetzung in italienischer, französischer oder lateinischer Sprache zu veranstalten; jedoch hat der vorzeitige Tod die Ausführung dieses Vorhabens vereitelt. Ein zweites Werk M.’s sind seine „Disputazione de’ Gheonim“, welches er vollendet hat und dessen Herausgabe Luzzato [Bd. XVI, S. 178] in Padua beabsichtigte. Ob der gleichfalls (1865) verstorbene Gelehrte dieses Vorhaben ausgeführt, ist dem Verfasser dieses Lexikons nicht bekannt. Mussafia selbst aber gab ein Werk seines Vaters heraus, welches er mit Noten und Erläuterungen ausstattete, zu welchem Zwecke er eine Reise durch Italien und Deutschland unternahm, auf welcher er manche Verbindungen mit Gelehrten anknüpfte. Von außen war an M. zu öfteren Malen der Ruf ergangen, als Rabbiner der einen oder anderen israelitischen Gemeinde vorzustehen, so von Corfù, Florenz, Rom, Görz; aber M. wollte sich von jener Gemeinde nicht trennen, die ihm, so jung er damals war, durch ihre Wahl ein ungewöhnliches Vertrauen bewiesen hatte, und lehnte jede Berufung ab. M. erfreute sich in seiner Stellung der Achtung jeglicher Confession, leider hatte ihn im vollen Mannesalter von erst 44 Jahren bereits der Tod ereilt.

Gliubich di Città vecchia (Simeone Abb.), Dizionario biografico degli uomini illustri della Dalmazia (Vienna et Zara, Lechner ed. Abelich, 8°.) p. 219.