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BLKÖ:Muczkowski, Joseph

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Mudrany, Paul
Band: 19 (1868), ab Seite: 311. (Quelle)
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Muczkowski, Joseph (Bibliothekar und Sprachforscher, geb. zu Maszki, einem Dorfe in der ehemaligen Lubelskischen Wojwodschaft. 17. März 1795, gest. zu Krakau 31. Juli 1858). Der Sohn armer Eltern, die jedoch Alles thaten, um dem Sohne eine gute Erziehung zu Theil werden zu lassen. Dieser besuchte die unteren Schulen und das Gymnasium zu Lublin, als er aber 15 Jahre alt war, verlor er beide Eltern und war nun auf sich selbst angewiesen. Durch Fleiß und Arbeit brachte er sich mühselig fort, und benutzte die Muße, die ihm der Erwerb des Lebensunterhaltes übrig ließ, um seine wissenschaftliche Ausbildung zu vollenden. Im Jahre 1812 bezog er die Krakauer Hochschule, wo er sich den philosophischen Studien widmete. Aber die von Napoleon in diesem Jahre getroffenen Vorbereitungen zu dem denkwürdigen Zuge nach Rußland bewogen auch M., es mit dem Waffendienste zu versuchen; er trat in ein polnisches Garde-Uhlanen-Regiment ein und machte mit demselben die Kämpfe der Jahre 1813 und 18,4 in Deutschland und Frankreich mit. Nach Beendigung des Krieges kehrte er zu den Studien zurück, und als im Jahre 1817 die Organisirungs-Commission zur Bildung des Freistaates Krakau eingesetzt wurde, erhielt er eine Bibliotheks-Adjunctenstelle an der Jagiellonischen Universität in Krakau. Im Jahre 1819 folgte er einem Rufe als Lehrer am Gymnasium zu Posen, an welchem er durch acht Jahre polnische, lateinische und griechische Sprache vortrug. In dieser Zeit lernte ihn Titus Graf Działyński kennen, der ihn als Begleiter auf einer wissenschaftlichen Reise nach Dänemark und Schweden mitnahm. Auch beschäftigte er sich mit Studien und Forschungen zur Herausgabe der bedeutendsten und seltensten polnischen Poeten des 16. und 17. Jahrhunderts, und begann sofort die Herausgabe dieser Sammlung mit den Dichtungen des polnischen Poeten Nikolaus Sęp. Gegen das Ende des Jahres 1827 bat er um Enthebung von seinem Lehramte und besorgte um diese Zeit die Herausgabe der gesammelten Gedichte von Adam Mickiewicz in fünf Bänden. Zu eben dieser Zeit war er aber auch Erzieher des einzigen Sohnes des Grafen Nikolaus Mielżyński, welchen er nach Krakau begleitete, wo er nun seinen bleibenden Aufenthalt nahm. Im Jahre 1831 erhielt er ein Lehramt am Lyceum bei St. Anna, im Jahre 1834 aber die Custosstelle an der Universitäts-Bibliothek, an welcher er nach Bandtkie’s [Bd. I, S. 142] im Jahre 1835 erfolgten Tode an dessen Stelle als Professor der Bibliographie und Bibliothekar vorrückte. Auch erlangte er kurze Zeit nach seiner Übersiedelung nach Krakau daselbst die philosophische Doctorwürde. [312] Seit seiner Berufung nach Posen bis an seinen Tod entfaltete M. eine reiche literarische Thätigkeit, und die von ihm veröffentlichten selbstständigen Werke oder Ausgaben anderer Schriften sind in chronologischer Folge: „Powieści Starego i Nowego Testamentu dla uźytku szkól wiejskich i miejskich“, d. i. Die Erzählungen des alten und neuen Testamentes zum Gebrauche in Land und Stadtschulen, 2 Bände (Posen 1820, 2. verb. Aufl. ebd. 1831); – „Sexti Aurelii Victoris de viris illustribus urbis Romae, nec non de Caesaribus“ (Posen 1823, 8°.); – „Grammatyka języka polskiego“, d. i. Grammatik der polnischen Sprache (Posen 1825, neue Auflagen Krakau 1836 und 1849, 8°.); – „Zbiór najcelniejszych i najrzadszych rymotwórców polskich z wieku XVI i XVII“, d. i. Sammlung der bedeutendsten und seltensten polnischen Poeten des 16. und 17. Jahrhunderts (Posen 1827), wovon jedoch nicht mehr als der erste Band, die Gedichte des oberwähnten Nikolaus Sęp enthaltend, erschienen ist; – „Józefa Jedrżeja Załuskiego bibljioteka historików, prawników i politików polskich“, d. i. Des Joseph Andrea Zaluski Bibliothek der polnischen Geschichtschreiber, Juristen und Politiker (Krakau 1832), das ursprünglich von Załuski herrührende Manuscript hat M. mit zahlreichen Zusätzen vermehrt. – „O stanie obecnym literatury czeskiej“, d. i. Ueber den gegenwärtigen Zustand der čechischen Literatur (Krakau 1834), eine Uebersetzung aus dem Böhmischen des Karl Winaricky; – „Pauli Palurini, olim Paulus de Praga vocitati viginti artium manuscriptum librum ... descripsit“ (Krakau 1835), es ist dieses in der Krakauer Jagiellonischen Bibliothek aufbewahrte Buch dasselbe, welches immer für das Werk des Zauberer Twardowski gehalten wurde. M. wies nun nach, daß dem nicht so und es ein Werk encyklopädischen Inhalt des Paulus „Palurinus“ genannt Paulus von Prag, sei. Er theilte interessante Auszüge aus dieser Handschrift mit, welche Aufschlüsse geben über den Stand der Cultur im 15. Jahrhunderte, oder vielmehr, über die große Rolle, welche damals Magie und grober Aberglaube im Leben spielten; – „Rękopisma Marcina Radymyńskiego“, d. i. Die Handschriften des Martin Radymiński (Krakau 1840), in diesem Werke gibt M. eine ausführliche Beschreibung der von diesem Gelehrten hinterlassenen Handschriften und Nachrichten der Geschichtschreiber an der Jagiellonischen Hochschule; – „Pierwsze zasady języka lacińskiego“, d. i. Die ersten Elemente der lateinischen Sprache (Krakau 1842, 8°.); – „Mieszkania i postępowanie uczniów krakowskich w wiekach dawniejszych“, d. i. Wohnungen und Verhalten der Krakauer Studenten in den früheren Jahrhunderten (ebd. 1842); – „Praktyczna grammatyka języka polskiego“, d. i. Praktische Grammatik der polnischen Sprache (ebd. 1843); – „Rozmajtości historyczne i biblijograficzne“, d. i. Historische und bibliographische Miscellen (ebd. 1845); – „Bractwa jezuickie i akademickie w Krakowie“, d. i. Jesuitische und akademische Bruderschaften in Krakau (ebd. 1845, 8°.); – „O Janach Leopolitach w XVI. wieku zyjacych i bibliach Scharfenbergerowskich“, d. i. Von den Personen des Namens Jan Leopolita (Johannes von Lemberg) im 16. Jahrhunderte und von den Scharfenberger’schen Bibeln (Krakau 1845); – „Mała grammatyka języka polskiego“, d. i. Kleine Grammatik der polnischen Sprache (ebd. 1849); – [313] „Wiadomość o zalożeniu uniwersytetu Jagiellońskíego“, d. i. Nachricht von der Gründung der Jagiellonischen Universität (ebd. 1849, 8°.); – „Statuta nec non liber promotionum philosophorum ordinis in universitate Jagiellonica ab a. 1402 ad a. 1849“ (ebd. 1849; – „Posag uniwersytetu Jagiellońskiego w Krakowie“, d. i. Das Vermögen der Jagiellonischen Universität in Krakau (ebd. 1850, 8°.); – „Wiadomość o rękopismach historyi Długosza“, d. i. Nachricht von den Handschriften der Geschichte des Dlugosz (ebd. 1850); – „Banderia Prutenorum tudzieź Insignia seu Clenodia regni Poloniae“, d. i. Die Banderien der Prutenen, oder die Reichskleinodien des Königreichs Polen (Krakau 1851, 8°.); – „Dwie Kaplice Jagiełłońskie w katedrze krakowskie“, d. i. Zwei Jagiellonische Capellen an der Krakauer Kathedrale (ebd. 1859); über dieser erst nach seinem Tode herausgegebenen Arbeit überraschte ihn der Tod, denn, als er eben in der Kathedralkirche damit beschäftigt war, eine Aufschrift zu notiren, stürzte er, vom Schlage getroffen, nieder und war sogleich todt. Wir haben nur noch einen kurzen Rückblick auf M.’s bibliothekarische Thätigkeit zu werfen, in der er als Nachfolger eines ausgezeichneten Fachmannes[WS 1] eine nicht geringe Aufgabe zu lösen hatte. Und in der That, das Werk der Ordnung, das Bandtkie begonnen, hatte Muczkowski beendet. Die Kataloge wurden von M. theils fortgesetzt, theils neue begonnen, und namentlich jener nach den Materien angelegt und in musterhafter Weise durchgeführt. Die seit Jahren unbeachtet gebliebenen, zum Theile sehr schadhaften und sicherem Verfalle entgegengehenden Bibliotheksräume wurden über sein Anstiften neu und zweckmäßig hergestellt, eine Arbeit, welche in den Jahren 1838–1851 ausgeführt wurde. Für die Vermehrung des Bücherschatzes war er sorgfältig bedacht, nicht nur durch Anschaffung aus der ihm zu Gebote stehenden Dotation, sondern und in nicht geringem Maße durch seine weitverzweigten Verbindungen mit Gelehrten aller Staaten, die nicht selten ihre Werke der Bibliothek, welche M. leitete, zukommen ließen. Die Krakauer Universitäts-Bibliothek kann sich rühmen, einige der wenigen in der Monarchie zu sein, in welcher den bibliothekarischen Anforderungen der Gegenwart mit Sachkenntniß und wissenschaftlichem Bewußtsein Rechnung getragen ist, und das ist hauptsächlich Muczkowski’s Werk, eines Fachmannes, der zu den Besten dieses Zweiges zählt.

Gwiazdka Cieszyńska, d. i. Das Sternlein von Teschen (ein polnisches Localblatt, 4°.) 1858, Nr. 51, S. 400: „Biographie“. – Woycicki (K. Wl.), Historyja literatury polskiej w zarysach, d. i. Geschichte der polnischen Literatur in Umrissen (Warschau 1846, Sennewald, gr. 8°.) Bd. III, S. 419. – Rycharski (Lucyan Tomasz), Literatura polska w historyczno-krytycznym zarysie, d. i. Die polnische Literatur im historisch-kritischen Grundriß (Krakau 1868, Himmelblau, 8°.) Bd. I, S. 307; Bd. II, S. 97, 116, 138, 167, 295, 307, 314, 350, 369. – Nehring (Wladyslaw), Kurs literatury polskiéj, d. i. Lehrcurs der polnischen Literatur (Posen 1866, Jan. Konst. Żupański, 8°.) S. 28, 56, 310 u. 317.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Fachmannnes