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BLKÖ:Milder-Hauptmann, Anna

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Milde, Vincenz Eduard
Band: 18 (1868), ab Seite: 308. (Quelle)
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Milder-Hauptmann, Anna, siehe: Hauptmann, Peter [Bd. VIII, S. 73, im Texte]. Als Nachtrag zu der dort mitgetheilten Lebensskizze möge hier einiges Ergänzende und Berichtigende über ihre leider nur sehr wenig gekannte Jugendgeschichte folgen. Ihr Vater Felix Milder war ein geborner Salzburger, vielleicht ein Bruder des im Juni 1817 verstorbenen Hof- und Domorganisten Gottlieb Milder, der sich um den musikalischen Jugendunterricht in Salzburg vielfaltige Verdienste erworben und dem St. Johannesspitale daselbst in seinem letzten Willen 800 fl. verschrieben hat. Felix Milder stand bei dem österreichischen Gesandten bei der Pforte, Herbert Freiherr von Rathkeal [Bd. VIII, S. 352] als Conditor in Diensten. Als Anna, oder, wie sie auch heißt, Pauline Anna, fünf Jahre alt war, verließ sie mit ihren Eltern Constantinopel und ging nach Bukarest, wo ihr Vater bei einem Fürsten als Dolmetscher Dienste nahm. Bis zum Jahre 1795 blieb die Familie in Bukarest, das sie der ausbrechenden Pest wegen verließ, und sich nun nach Wien begab, wo Anna den ersten Schulunterricht und durch die hier gehörten Opern-und Kirchenmusiken auch die ersten mächtigen musikalischen Eindrücke empfing. Die Wiener Luft sagte aber dem Mädchen wenig zu, und der Vater kaufte, um sie reinere Luft genießen zu lassen, ein kleines Anwesen in dem nächst Wien gelegenen Hütteldorf. Dort lebte nun die Familie und Anna erhielt daselbst den ersten Schulunterricht von dem dortigen Dorfschulmeister. Als Anna sechzehn Jahre alt war, besuchte der berühmte Neukom seinen Landsmann Milder in Hütteldorf und hörte bei dieser Gelegenheit das Mädchen singen. Von der umfangreichen, wohlklingenden Stimme überrascht, übernahm er es, Annen den Musikunterricht zu ertheilen, und in drei Jahren war sie so weit, daß sie in Schikaneder’s Theater als Juno in Süßmayer’s „Spiegel von Arkadien“ auftreten konnte. [Das Uebrige siehe in der Lebensskizze [Bd. VIII, S. 74.] Interessant dürfte auch ein Urtheil erscheinen, das der Historiker Friedrich von Raumer über die Sängerin fällte; es lautet: „Auf alles Edle, Große, Erhabene durch Gestalt und Haltung, wie auf das [309] eigenste Besitzthum hingewiesen, hat sie eine Stimme, die durch bloßes Anschlagen eines Tones die Gemüther beherrscht, die tiefste Wehmuth erwecken und zur innigsten Theilnahme hinreißen kann. Alle Freunde echter Musik, insbesondere der Gluck’schen Opern, danken ihr seit Jahren die edelsten Genüsse.“ Als Beitrag zur persönlichen Charakteristik der Sängerin diene aber das Folgende: „Ich sprech nit“, rief sie denjenigen zu, welche sie am Tage einer Aufführung besuchten. Sie saß dann in einem Lehnsessel oder ruhte auf dem Sopha aus, und ließ sich unterhalten, ohne den Mund zu öffnen. Wenn junge Damen vom Theater in mädchenhafter Geschwätzigkeit sich ihrer Anbeter rühmten, konnte sie lange zuhören. Endlich aber brach sie mit dem Ausrufe hervor: „Schweigt ihr Gäns’! Was wißt ihr von Anbetern? Mich hat der Napoleon geliebt!“ Als ihr Geburtsdatum erscheint der 20. April 1785 angegeben; doch geben Musikblätter hin und wieder als solches den 13. December 1785 an. Als die Milder starb, schrieb ein Correspondent des Stuttgarter „Morgenblattes“ unter Anderem Folgendes über sie: „Die Milder hat sich und ihren Ruhm nicht überlebt. Nur ist zu bedauern, daß die Geschichte ihrer Jugend mit ihr in’s Grab gesunken ist. Man versichert, diese sei interessant gewesen; eine tüchtige Feder hätte sie niederschreiben sollen. Die Sängerin suchte auch darnach; entweder fand sie aber nicht die rechte, oder sie schlug den Werth ihrer Mittheilungen zu hoch an.“ Das Meyer’sche „Conversations-Lexikon für gebildete Stände“ führt sie (Bd. XXI, S. 681) als Mildner-Hauptmann auf, was unrichtig ist, da sie Milder (nicht Mildner) heißt.

Dresdener Morgen-Zeitung, herausg. von Friedr. Kind und Karl Constantin Kraukling, 1827, Nr. 122, Sp. 971: „Aus einem Briefe Friedrich’s von Raumer an Ludwig Tieck“. – Fremden-Blatt. Herausgegeben von Gustav Heine (Wien, 4°.) 1866, Nr. 312, unter den Theater- und Kunst-Notizen.