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BLKÖ:Miksch, Johann Alois

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Miksch, Alexander
Band: 18 (1868), ab Seite: 289. (Quelle)
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Miksch, hie und da auch Miecksch, Johann Alois[WS 1] (Tonkünstler und Modelleur, geb. zu Georgenthal in Böhmen 19. Juli 1768, gest. zu Dresden 24. September 1845). Sein Vater war zu Georgenthal Schulmeister, Cantor und Organist in einer Person. Schon sehr früh zeigte sich bei dem Knaben Sinn und Talent für Musik, Malerei und Plastik. Die Messen, welche der Vater am Sonntage in der Kirche spielen mußte, sang der fünfjährige Johann fast ganz auswendig. Wenn seine Brüder und Schwestern auf einem Berge in der Nähe des Dorfes spielten, war der Knabe selten in ihrer Mitte, wohl aber entweder beim Töpfer anzutreffen, wo er Männchen aus Thon knetete, oder bei einem Maler, der sich damals zufällig in Georgenthal aufhielt, und dem talentvollen Kinde zuweilen ein Blättchen weißes Papier und ein Stückchen Bleistift schenkte, um zeichnen zu können. Der Vater gab dem Knaben, an dessen Ton- und Tactsinn er große Freude hatte, sehr früh Unterweisung im Gesange und Clavierspiele, und erzielte bei seiner Strenge schnelle und bedeutende Fortschritte. Während es der Mutter süßester Hoffnungstraum war, sich ihren Johann als einstigen würdigen Nachfolger im Amte ihres Gatten vorzustellen, wollte der Vater mit seinem Söhnchen weit höher hinaus, und prognosticirte demselben eine bedeutende musikalische Laufbahn. Deßhalb war auch dem Vater, mehr noch als der Mutter, die stets zunehmende Neigung des Knaben zur Malerei, gegen welche selbst seine Freude an der Musik in den Hintergrund zu treten schien, äußerst unangenehm und störend. Der neunjährige Johann war in allen Freistunden beim Maler zu finden; er fing an, nicht allein Thiere und Landschaften mit Kreide auf die Dielen des Schulzimmers, sondern auch das Bildniß seines Schutzheiligen, Johann von Nepomuk, im größten Maßstabe auf die Thüren des großen braunen Kleiderschrankes zu zeichnen – zum Entsetzen seines Vaters. Dabei war in allem, was er entwarf, ein richtiges Verhältniß und eine hübsche Form, so daß man an seinem Zeichnentalente gar nicht zweifeln konnte.. Inzwischen mußte Johann den Vater oft zur Kirmes und zu Hochzeitsfesten begleiten, und dabei den Bauern zum Tanze aufspielen, was dem Knaben reichlichen Beifall und (dieß war das Wichtigere) manchen Sparkreuzer einbrachte, den der Vater bei Seite legte, da er seine eigenen Pläne mit dem Sohne hatte. Wohin diese Plane zielten, darüber schwieg vorderhand der Herr Cantor. Eines Tages aber, es war Johann’s [290] Geburtstag und dieser zwölf Jahre alt, nahm, als die Familie um den Frühstückstisch versammelt war, der Vater das Wort, und erklärte seinen erstaunten Zuhörern, daß er nächster Tage mit Johann nach Dresden wandern wollte, um ihn in den dortigen geistlichen Singechor zu bringen. Alle Einreden der Mutter, die ihren Liebling nicht fortlassen mochte, waren fruchtlos. Schon wenige Tage später folgte dem Worte die That. Der Vater packte des Söhnchens Betten, Kleider und Leibwäsche auf einen Schiebkarren, den er in Person fuhr, während Johann, mit einem Bündelchen im Arme, das er abwechselnd auch auf seinem Stocke über den Schultern trug, rüstig nebenher schritt, das Herz voll seligster Zukunftsträume. In Stolpen wurde übernachtet und am anderen Nachmittage waren die beiden Wanderer in Dresden. Im geistlichen Hause, nach dem sie sofort ihre Schritte lenkten, fanden sie beim Pater Superior die wohlwollendste Aufnahme; freundlich hörte derselbe des Vater Miksch Wünsche an und ließ alsdann den Singlehrer Cornelius rufen, um die Fähigkeiten des jungen Böhmen zu prüfen. Da sowohl Johann’s Stimme und Gehör, als auch sein musikalisches Talent den vollen Beifall des Gesangmeisters fand, und dieser Miksch für sehr geeignet hielt, dem Capell-Knabenchor einverleibt zu werden, gestattete der gütige Superior den Eintritt des Knaben in das geistliche Haus. Hier war der Knabe durch seinen aufgeweckten Verstand und regen Fleiß, wie durch sein ehrerbietiges Benehmen schnell der erklärte Liebling des Pater Superior, so daß dieser ihm manche Vorrechte vor den anderen Knaben einräumte. Auch Cornelius fand an Miksch’s wohlklingender Altstimme großes Wohlgefallen. Im Clavierspiele war Eckersberg, im Violinspiele Kammermusiker Schuster, im Orgelspiele Binder der Lehrer unsers Johann, welcher im Ganzen sechs Jahre im geistlichen Hause zubrachte, bis ihn die eintretende Mutation seiner Stimme für den geistlichen Chor unbrauchbar machte. Der gute Pater Superior wirkte dem jungen Menschen bei seinem Austritte aus dem geistlichen Hause durch den Beichtvater des Königs eine jährliche Pension von 100 Thalern aus, um den Armen doch nicht während der Zeit seines Stimmwechsels ohne alle Subsistenzmittel zu lassen. M. miethete sich nun bei einer armen Witwe ein, die für ein Zimmer und das Morgenfrühstück nur 3 Thlr. monatlich beanspruchte. Von den übrigen 5 Thlrn. 10 Ngr. sollte Miksch sein Mittag- und Abendbrot, Kleidung und Schuhwerk, und was sonst noch nothwendig war, bestreiten, was denn doch nicht recht anging, so daß er bald auf Mittel sinnen mußte, seine Einnahmen zu vergrößern. Seltsamer Weise dachte er wieder in erster Reihe nicht an die Verwerthung seiner musikalischen Kenntnisse, sondern – er debutirte als Holzbildhauer! Schon während des Aufenthaltes im geistlichen Hause hatte er in seinen Freistunden mit einem bloßen Federmesser allerlei Gruppen in Holz zu schneiden versucht, von welchen ihm eine Jagd mit Felspartien, Waldung, erlegtem Wilde und ruhenden Jägern mit ihren Hunden am geeignetsten zum Verkaufe erschien. Miksch bot das kleine Kunstwerk einem Drechsler an, welcher, über diese selbstständige und mühsame Arbeit erstaunt, ihm zwar nur einen Thaler dafür auszahlte, jedoch sofort neue Bestellungen machte. So lieferte unser junger Freund nun bald eine Reihe hübscher Arbeiten, die sich gut verkauften, [291] ihm aber für die große Mühe zu wenig einbrachten. Deßhalb ging er bald zu einem andern Erwerbszweige über, er versuchte sich im Silhouettiren, was damals sehr beliebt war, und gewann auch hierin bald eine so bedeutende Fertigkeit, daß er in den Kaffeehäusern oft ganze Serien von Porträts in kurzer Zeit und für wenig Geld lieferte, die für sprechend ähnlich anerkannt wurden. Uebrigens ward die Musik dabei keineswegs vernachlässigt. Miksch besuchte häufig das geistliche Haus, wo ein Clavier stand, um sich dort üben zu können; zu Hause spielte er fleißig Violine und Bratsche, und lag mit allem Eifer dem Studium des Contrapunctes und der Instrumentationslehre ob. In der Kirche hörte er von vortrefflichen italienischen Sängern die Messen und Tedeums von Hasse, Schuster, Seydelmann und Naumann, die ihm zu mancherlei eigenen kirchlichen Compositionen den Antrieb gaben. Den lebhaftesten Eindruck auf den jungen Mann machte aber ein mehrmaliger Besuch der italienischen Oper, zu dem ihm der Ertrag seiner Silhouetten die Mittel gewährt hatte. Inzwischen waren einem geschätzten Bildhauer, dem Professor Mattersberger [Bd. XVII, S. 116], mehrere von Miksch’s Holzschnitzereien zu Auge gekommen, die ihn sehr ansprachen und in M. ein entschiedenes Talent erkennen ließen. In Folge dessen lud der Meister M. zu sich ein, und erbot sich gütigst, ihn im Bossiren in Wachs und im Modelliren in Thon zu unterweisen. Miksch, dessen künstlerischer Geist nach dem Höchsten strebte, warf sofort das Silhouettiren bei Seite und widmete sich mit ganzer Liebe und Begeisterung der Plastik. Dadurch ging ihm aber seine Erwerbsquelle und mit ihr die Möglichkeit[WS 2] aus, die italienische Oper zu besuchen. Sein erfinderischer Kopf gab ihm auch hier einen guten Gedanken ein, er nahm bei dem italienischen Sänger Bertoldi, der zugleich auch Besitzer einer Nudelmühle in der Ostraallee war, gegen ein monatliches Salär von 30 Freibilleten eine Stelle als – Nudelsecretär an. Des Morgens von 8 bis 10 Uhr besorgte er Bertoldi’s Correspondenz, den Tag über studirte er unter Mattersberger und Abends schwärmte er in der Oper! Miksch zeigte auch in seinen plastischen Arbeiten bald die erfreulichsten Fortschritte, machte eine beträchtliche Anzahl reizender Medaillon-Porträts in Wachs und versuchte sich in späteren Jahren auch in größeren plastischen Werken, von denen namentlich eine Statuette Kosciusko’s berühmt geworden ist. Im Jahre 1813 bossirte er nach der Natur ein sprechend ähnliches Bild Napoleon’s, indem er dem die Gemälde-Gallerie besichtigenden Kaiser auf Schritt und Tritt folgte, und hinter einem in der Hand gehaltenen Hute arbeitete. Nach beendigtem Stimmwechsel erlangte Miksch eine nach der Höhe hin ziemlich ausgiebige klangvolle Baritonstimme. Natürlich meldete er sich sofort wieder zum Kirchengesange, und wurde auch gleich angestellt und kurze Zeit nachher Ceremoniensänger. Auch bot sich M. der Direction der italienischen Oper als Sänger an, wo man ihn sehr brauchbar fand und – unglücklicher Weise – als Tenoristen engagirte. Miksch cultivirte nun seine Bruststimme in der Höhe nach Kräften, sang täglich viele Stunden, wirkte in den meisten Concerten und Soiréen mit, und ward bald ein gesuchter Gesanglehrer. Schon im 23. Jahre verheirathete er sich mit einem liebenswürdigen Mädchen, das er in seinen musikalischen Kreisen hatte kennen lernen, [292] und lebte mit seiner Gattin lange Zeit in glücklichster Ehe. Einen bedeutsamen Abschnitt in Miksch’s Leben bildet sein Studium unter dem berühmten Caselli, des großen Bernacchi von Bologna Lieblingsschüler. Die Veranlassung dazu gab ein Concert, in welchem Miksch sich hören ließ und mit Beifall überschüttet wurde. Als der junge Sänger in strahlender Freude den Saal verlassen wollte, hörte er folgende Worte an sein erstauntes Ohr dringen: „Schade um den armen Teufel, er schreit und forcirt seine Höhe, er hat keine Methode und wird in wenigen Jahren mit der Stimme fertig sein!“ Diese Worte wirkten wie ein Donnerschlag auf Miksch, und ihre Wirkung ward wahrlich nicht geschwächt, als Johann erfuhr, daß es der berühmte Singmeister Caselli sei, der sie ausgesprochen. Schon am nächsten Morgen eilte er zu Caselli und bat denselben flehentlich, ihn unter die Zahl seiner Schüler aufzunehmen. Der große Gesangmeister war sehr gerührt, daß Miksch eine solche Selbstverleugnung und Demuth zeigte, und gewährte dem talentvollen jungen Manne freundlich seine Bitte. Miksch fing nun nochmals ganz von vorn an zu studiren, und bildete sich unter Caselli’s Leitung zu dem gefeierten Lehrer aus, als welcher er in der Geschichte der Gesangskunst einzig gerühmt und unvergessen bleiben wird. Hier lernte Miksch die Gesetze der Körperhaltung und Mundstellung, die seltene Kunst der Stimmbildung, die Lehre vom schönen Tone, die Technik der Athembehandlung, die Kunst der Registerverbindung, die Geschicklichkeit der Aussprache und Declamation im Gesange, die Reize des Portamento und Mezzavoce, die Gewinnung der Coloraturfertigkeit u. s. w. an sich und an den verschiedensten Männer- und Frauenstimmen theoretisch und praktisch kennen, und sein reicher Geist sog begierig dieß umfassende Wissen und Lehren auf, und gestaltete es zu jener trefflichen einheitsvollen Methode, die sich später an so vielen seiner eigenen Schüler bewähren sollte. Was seine eigene Thätigkeit als Bühnensänger anlangte, so wußte er nun seine Stimme natürlich ganz anders zu behandeln als vorher. Außerdem wird seine vortreffliche Declamation im Recitative und seine eminente Coloraturfertigkeit gerühmt; gleichwohl excellirte Miksch nicht besonders in der Theaterlaufbahn, der er 20 Jahre lang, zuletzt als Kammersänger angehörte, da seine Stimmmittel nicht eben frisch und glänzend waren, und auch seine Darstellung manches zu wünschen übrig ließ. Sein eigentlichstes Feld war das der Erziehung und Heranbildung junger Gesangstalente, und hierin hatte er (und vielleicht noch heute) in Deutschland nicht seines Gleichen! Als Karl Maria von Weber im Jahre 1817 nach Dresden berufen ward, um eine deutsche Oper zu organisiren, fand er in Miksch die kräftigste Stütze für sein schwieriges Unternehmen, da dieser der Oper in fast ununterbrochener Folge eine Reihe der vorzüglichsten Sänger und Sängerinen zuführte. So waren Friedrike Funk und Amalia Zucker, die in der ersten Aufführung des Freischütz die Rollen der Agathe und Aennchen’s ausführten, ebenso wie der Tenor Bergmann, dem der Max übertragen war, sämmtlich von Johann Miksch ausgebildet. Erinnern wir noch an einen Theil seiner zahlreichen übrigen Schüler, z. B. an die Damen Hähnel, Wüst, Veltheim, Schebest und Schröder-Devrient, an die Sänger Ulram, Gerstäcker, Risse, [293] Zezi, Reinhold, Mitterwurzer u. A., so wird die Behauptung, kein anderer Meister in Deutschland habe ähnliche Erfolge aufzuweisen, nicht als Uebertreibung erscheinen. Da der Chor in der deutschen Oper eine ganz andere und wichtigere Rolle spielt, als bei den italienischen Operncomponisten, so konnte Weber keine glücklichere Wahl treffen, als indem er Miksch zum Chordirector vorschlug, der denn auch diese Stelle sofort erhielt und den Chor gar bald zu einer seltenen Stufe der Vollkommenheit erhob. Keinen geringeren Ruhm erwarb sich unser Meister durch die ihm einige Jahre später übertragene Leitung des Capell-Knabenchores, dem er einst selbst als Altist angehört hatte. Die Knaben leisteten unter Miksch’s Leitung wahrhaft Erstaunenswerthes im Ensemblegesange, ja mehrere von ihnen machten durch ihren entzückenden Sologesang den italienischen Castraten in der Kirche siegreich Concurrenz, obschon dieselben bekanntlich – man erinnere sich nur an Sassaroli und Tarquinio – die ausgezeichnetsten Gesangskünstler waren. Nebenher war unser Miksch auch noch Archivar der musikalischen Privatbibliothek des Königs Friedrich August II., anderer, theils kleinerer, theils größerer provisorischer Aemter nicht zu gedenken. Im Jahre 1820 kaufte sich M. einen großen Garten am rechten Ufer der Elbe, mit zwei Häuschen, deren eines er bewohnte, und wo er von seinen Schülern, die zu ihm förmlich wallfahrteten, besucht ward. Denn von nah und fern strömten die Lernbegierigen hinaus nach diesem Landsitze, um der ausgezeichneten Lehre des Meisters theilhaftig zu werden, und dieselbe theils praktisch als Bühnen- oder Concertsänger auszuüben, theils theoretisch als Lehrer fortzupflanzen. Und worin bestanden denn die charakteristischen Vorzüge seiner Methode? Miksch wußte die Stimme von allen Schlacken unedler Beiklänge zu befreien, und jedem seiner Schüler eine vollkommen schöne und edle Tonbehandlung zu eigen zu machen. Des Meisters Geschicklichkeit in der Egalisirung und Ausgleichung aller Lagen der Stimme grenzte an’s Wunderbare. Daß er mit dem Organe auf’s Schonendste umging, niemals schreien, keinen Ton herausstoßen oder unschön tremoliren ließ, bedürfte kaum der Erwähnung, wenn nicht gerade diese Fehler dem bei weitem größten Theile der Sänger und Lehrer unserer Tage anhaftete. Die Oekonomie der Athemeintheilung hielt er vom ersten Momente an so unablässig im Auge, daß seine Schüler sich schon allein durch die Leistungsfähigkeit und Beherrschung des Athems, von denen der anderen Lehrer vortheilhaft unterschieden. Eine schöne und tadellos deutliche Aussprache war seinen Eleven ohne Ausnahme eigen. Dabei war Miksch ein abgesagter Feind aller Geheimnißkrämerei und des Charlatanismus, der sich wohl nirgends so breit macht, als eben auf dem Felde der Gesangslehre. Eine mühelose Behandlung der Stimme, eine edle Natürlichkeit im Vortrage, das waren die Grundbedingungen seiner Lehre, und dieß schöne Ziel hat er sein Leben hindurch consequent festgehalten und bei der großen Zahl seiner Schüler glänzend erreicht. Die hie und da aufgeworfene Behauptung: seine Schule sei wohl für die Tonbildung und den Elementarunterricht vortrefflich gewesen, habe aber für die höhere dramatische Bildung nicht ausgereicht, findet durch den Hinweis auf die dramatischen Leistungen der Schröder-Devrient und Schebest, die [294] wohl von keiner der Sängerinen unserer Zeit übertroffen, von der Mehrzahl aber nicht entfernt erreicht werden, die einfachste Widerlegung. Beide Künstlerinen hingen mit wahrhaft rührender Liebe an ihrem alten Meister. Die Devrient schmückte sein Zimmer mit schönen Kupferstichen und kam oftmals mit großen Blüthenbäumen auf ihrer Gondel über die Elbe her, um M.’s Garten zu bereichern. Sie war es auch, die sein Porträt von Kietz nach der Natur zeichnen und lithographiren ließ, um es den zahlreichen Schülern des Meisters zugänglich zu machen. Agnes Schebest aber hat ihm in ihrem Buche: „Aus dem Leben einer Künstlerin“, ein herzliches und ehrendes Denkmal gesetzt. Miksch starb im September 1845 in dem Alter von 80 Jahren, thätig für die Kunst bis an das Ende seines Lebens. Mit ihm sank einer der größten Vertreter der Gesangslehre in Deutschland in’s Grab. Auch als Compositeur hat M. Einiges geschaffen. Im Drucke zwar sollen nur wenige Solfeggien erschienen sein, componirt hat er aber mehrere Lieder und Arien; Agnes Schebest in ihrem oberwähnten Buche berichtet sogar von vielen Messen, Offertorien, Cantaten und einem großen Requiem, das M. geschrieben haben soll. Aus seiner Ehe, der in der vorstehenden Lebensskizze gedacht worden, leben eine Tochter, die an einen höheren Staatsbeamten in Dresden verheirathet ist, und ein Sohn, der am Stadt-Krankenhaus zu Dresden als Arzt angestellt ist.

Aus dem Leben einer Künstlerin. Von Agnese Schebest (Leipzig 1827, 8°.). – Manstein, Denkwürdigkeiten der churfürstlichen und königlichen Hofmusik zu Dresden (Leipzig 1863, 8°.) ]dieses und das vorige Werk enthalten ausführliche Nachrichten über M.]. – Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber, kl. Fol.) Nr. 1159, 16. September 1865, S. 200: „Johannes Miksch. Ein Blatt der Erinnerung von Prof. Ferd. Sieber“. – Wiener allgemeine Musik-Zeitung. Von Dr. Aug. Schmidt (Wien, 4°.) VI. Jahrg. (1846), Nr. 52, S. 206: Nekrolog. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliograph. Institut, gr. 8°.) Bd. XX, S. 641. – Keller’s Nachrichten von Künstlern in Dresden, S. 114. – Kloeben, Neuestes gelehrtes Dresden, S. 96. – Meusel (Joh. Georg), Künstler-Lexikon von den Jahren 1808 und 1809. Bd. II, S. 53. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1839, Fleischmann, 8°.) Bd. IX, S. 257. – Neues Universal-Lexikon der Tonkunst. Angefangen von Dr. Julius Schladebach, fortgesetzt von Eduard Bernsdorf (Dresden 1856, Rob. Schäfer, gr. 8°.) Bd. II, S. 995. – Gaßner (F. S. Dr.), Universal-Lexikon der Tonkunst. Neue Handausgabe in einem Bande (Stuttgart 1849, Franz Köhler, Lex. 8°.) S. 613. – Schilling (G. Dr.), Das musikalische Europa (Speyer 1842, F. C. Neidhard, gr. 8°.) S. 235. – Dlabacz (Gottfried Johann), Allgemeines historisches Künstler-Lexikon für Böhmen ... (Prag 1815, Haase, 4°.) Bd. II, Sp. 319. – Porträt. Holzschnitt nach einer Lithographie von Kietz in der Leipziger Illustrirten Zeitung 1865, S. 200. –

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Johann Baptist.
  2. Vorlage: Möglichlichkeit.