BLKÖ:Mertens, Karl Ritter von
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Mersch, Johann Andreas von der |
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Band: 17 (1867), ab Seite: 405. (Quelle) | |||
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Brüsseler Patrizierfamilie. Nachdem er die erste Bildung in seiner Vaterstadt erlangt, begab er sich, um die Arzneiwissenschaft zu studiren, nach Paris und Straßburg, und erlangte 1758 an letzterem Orte die Doctorwürde, bei welcher Gelegenheit er die Dissertationsschrift: „De vulnere pectoris complicato cum vulnere diaphragmatis et arteriae mesentericae inferioris“ (Argentorati 1758) herausgab. Familienverhältnisse bestimmten ihn, sein Vaterland zu verlassen und nach Oesterreich zu übersiedeln, wo er sich in Wien als Arzt niederließ. Daselbst neun Jahre thätig, folgte er im Jahre 1767 einem Rufe als Arzt des Waisenhauses in Moskau, wo er im Jahre 1768 die in Rußland noch neue Pockenimpfung nach der Sutton-Dimsdaleschen Methode einführte, an den allgemeinen Berathungen über die Pest in Moskau theilnahm und die ihm anvertraute Anstalt vor dieser Seuche schützte. Nach Mittheilungen seines Enkels, des österreichischen Poeten Ludwig von Mertens [s. d. S. 407], war seine Lage als Arzt in Moskau während der verheerenden Epidemie eine sehr bedrohte. Er hatte sich nämlich vor den Verfolgungen des Pöbels in Moskau, der ihn als den Urheber des Verbotes, die Communion unter der Gestalt des Weines der Ansteckung halber zu empfangen, betrachtete, nach einem von der Stadt mehrere Stunden entfernten Landhause flüchten müssen. Der Erzbischof, welcher von der Kanzel herab dieses Verbot verkündete, wurde von dem fanatischen Pöbel erschlagen und in Stücke gerissen. Nach einem sechsjährigen Aufenthalte in Rußland kehrte M. im Jahre 1772 nach Wien zurück, wo er von Neuem seine Praxis aus übte, seine nicht unwichtigen Beobachtungen über Volkskrankheiten, welche einen Zeitraum von 20 Jahren, 1762–1782, umfassen, sammelte und durch den Druck veröffentliche. Seine im Drucke erschienenen Schriften sind außer der schon angeführten Inaugural-Dissertation: „Dissertatio Epidemiae Viennae observatae febris catarrhalis anni 1762 et dysenteriae anni 1763“ (Viennae 1766, gr. 8°.); – „Observationes medicae de febribus putridis, de peste nonnullisque aliis morbis“ (ibid. 1778, 8°.); – „Observationes medicae etc. ut supra, tomus secundus“ [406] (ibid. 1784, 8°.). Von diesem, von Fachmännern geschätzten Werke erschienen zwei deutsche Uebersetzungen unter den Titeln: „Beobachtungen der faulen Fieber, der Pest und einiger anderer Krankheiten. Aus dem Lateinischen mit Anmerkungen“ (Göttingen 1779, Vandenhöck und Rupprecht, 8°.), der ungenannte Uebersetzer ist L. F. B. Lentin – und „Praktische Bemerkungen über verschiedene Volkskrankheiten. Aus dem Lateinischen“ (Leipzig 1783, 8°.). Noch gab M. eine Beschreibung der Pest in Moskau in französischer Sprache unter dem Titel: „Traité de la peste contenant l’histoire de celle, qui a régné à Moscou en 1771“ (Vienne 1784, Sommer, gr. 8°.) heraus. M. war Mitglied mehrerer gelehrten Gesellschaften Deutschlands und und Frankreichs, und ist in Folge seiner Verdienste als Arzt schon im Jahre 1773 in den einfachen Adel, im Jahre 1787 aber in den Ritterstand erhoben worden.
Mertens, Karl Ritter von (Arzt, geb. zu Brüssel im Jahre 1737, gest. zu Wien 26. September 1788). Entstammt einer alten- Adelstands-Diplom vom 15. December 1773. – Ritterstands-Diplom vom 2. April 1787. – Hecker (J. F. C. Dr.), Geschichte der neueren Heilkunde (Berlin 1839, Enslin, 8°.) S. 557 u. 596. – Meusel (Joh. Georg), Lexikon der vom Jahre 1750 bis 1800 verstorbenen teutschen Schriftsteller (Leipzig 1806, Gerh. Fleischer d. Jüng., 8°.) Bd. IX, S. 93. – Wappen. In Blau ein aufrecht gegen die Rechte schreitender goldener Greif und ein über das Ganze gezogener silberner rechter Schrägebalken. Auf dem Schilde ruhen zwei zueinandergekehrte goldgekrönte Turnierhelme. Aus des Krone des rechten Helms steigt der vorbeschriebene goldene Greif linksgewendet hervor, die Krone des linken Helms ist mit drei wallenden Straußenfedern, eine blaue zwischen goldenen, besteckt. Die Helmdecken sind beiderseits blau, mit Gold belegt.