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BLKÖ:Mayrhofer, Sebastian Joseph

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Mayrhofer, Ignaz
Band: 17 (1867), ab Seite: 191. (Quelle)
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Mayrhofer, Sebastian Joseph (Tiroler Landesvertheidiger, Haspinger’s Adjutant, geb. zu Kollmann in der Pfarre Villanders, zwischen Botzen und Brixen, in Tirol im Jahre 1788, nach Anderen 1789, gest. zu Salzburg 9. November 1864). „Schlichter Leute Sohn“, wie sein Biograph schreibt, wollte er eben nach vollendeten Mittelschulen das Studium der Rechte beginnen, als es im Jahre 1809 in Tirol losbrach. Bei einer Studenten-Schützen-Compagnie an der Scharnitz trat M. als Corporal ein und zog mit derselben nach Mittenwald, sie wurde jedoch bald zurückberufen. Im Mai erhielt die Compagnie Befehl, auf der Ellbognerstraße nach Hall und weiter vorzurücken. Indessen aber drängten die durch das Unterinnthal heranmarschirenden Bayern die wenigen Soldaten und die Studenten-Compagnie nach Innsbruck zurück. Dort löste die Compagnie sich auf. M. begab sich nun zu seinen Eltern nach Kollmann. Da und in dem benachbarten Villanders wurde eben die Bildung von Schützen-Compagnien in Angriff genommen. Die Villanderer Compagnie wählte den jungen Mayrhofer zum Hauptmann. Einem Artikel des Znaimer Waffenstillstandes gemäß hatte das österreichische Militär Tirol gänzlich zu räumen. Das lange noch nicht entmuthigte Landvolk war aber ganz anderen Sinnes, vertraute auf seine eigene Kraft und diese Stimmung war bald die allgemeine. Hauptmann M. mit seiner Villanderer Compagnie erhielt Befehl, durch das Pusterthal nach Kärnthen zu marschiren, um den italienisch-französischen General Rusca, der in Sachsenburg sein Quartier aufgeschlagen hatte, zu beunruhigen. Auf diesem Zuge traf M. mit Haspinger [Bd. VIII, S. 34] zusammen, der, wie Haspinger selbst sagte, den jungen Mann nunmehr im Auge behielt. Die Lage der Tiroler war eine mißliche: der Marschall Lefebre war (30. Juli) bis Innsbruck vorgedrungen und beabsichtigte durch die [192] sächsische Armee-Division Rouher dem zum Vorrücken durch das Pusterthal beorderten General Rusca an der Brixener Klause die Hand zu reichen. Die Division Rouher, an dritthalbtausend Mann stark, war durchwegs aus sächsischen Landeskindern zusammengesetzt. Die Tiroler trafen großartige Anstalten zur entschiedensten Vertheidigung. Die Gegend der Brixener Klause und der Eisackbrücke wurden in Vertheidigungsstand gesetzt, die Straße mit Verhauen unwegsam gemacht und auf den Bergen sogenannte „Rollbatterien“ aus Bäumen und Steinen vorbereitet. Haspinger, der mit dem Schreiben sich nicht ganz zurecht wußte, wählte Mayrhofer zu seinem Adjutanten. Dessen Compagnie stellte sich gegen Mauls auf der Straße nach Sterzing auf. Am Morgen des 4. August erfolgte von Seite der Sachsen der Angriff. In einem neunstündigen Gefechte war es den den Tirolern weit an Zahl überlegenen Sachsen kaum über eine Meile vorzudringen gelungen. Aber der entscheidende Augenblick sollte erst kommen. Als das Gros des Feindes über Verhaue und Gräben der sich langsam zurückziehenden Vorhut der Tiroler nachrückte, erscholl sin einer Thalenge mit einem Male das furchtbare Commando und die Rollbatterien stürzten von den Bergen in’s Thal, an die Tausend Feinde unter ihrer Wucht begrabend. Die Vorhut der Sachsen war durch den fürchterlichen Steindamm nicht nur abgeschnitten, sondern zu großem Theile vernichtet. Sie warf sich in die Ortschaft Oberau. Am folgenden Tage, 5. August, stürmte M. mit seiner Compagnie die Ortschaft. Drei Stürme hatten die Sachsen bereits ausgehalten, endlich übergab gegen Mittag der schwer verwundete Oberst des 4. sächsischen Regiments, Karl Wilhelm von Henning, seinen Säbel an Mayrhofer. Nach Dr. Rapp’s Mittheilungen hatte Mayrhofer an diesem Tage bei Oberau 683 Mann gefangen genommen. Als am folgenden Tage, am 6. August, der verrätherische Student Pichler, Mayrhofer’s Mitschüler, an die tirolischen Vorposten die Aufforderung des Marschalls Lefebre, sich unverzüglich zu ergeben, überbrachte, schrieb Mayrhofer im Gasthofe zu Mauls, nachdem er und Haspinger sich kurze Zeit berathen hatten, an Lefebre, „von ergeben sei keine Rede, man hoffe vielmehr nächstens in Innsbruck mit dem Herzog zusammen zu kommen“. Indessen hatte Mayrhofer alle Anstalten getroffen, daß die gefangenen und verwundeten Sachsen gehörig untergebracht und letztere ordentlich gepflegt wurden. Der Oberst von Henning starb schon in wenigen Tagen an seiner Schußwunde. Nachdem nun nach dieser Seite hin die nöthigen Vorkehrungen waren getroffen worden, drang Mayrhofer mit seinen Villanderern im Sturmmarsche über Sterzing bis auf den Berg Isel, wo er am 13. August neue Lorbern erkämpfte. Das Original eines in seinem Nachlasse vorgefundenen, von Haspinger zu Jedlersee bei Wien ddo. 1. Jänner 1811 ausgestellten Tapferkeitszeugnisses bezeugte M.’s wesentlichen Antheil an den Erfolgen dieser Schlacht. Nach diesem Siege war es den wackeren Villanderern gegönnt, zu ihren häuslichen Herden zurückzukehren. Noch einmal, im October, übernahm M. das Commando seiner Compagnie und marschirte mit derselben gegen Kärnthen. Er drang bis Sachsenburg vor und that sich im Gefechte bei Lammersdorf besonders hervor. Nachdem [193] Tirol von den Feinden gänzlich bewältigt war, hielt sich M. im Lande nicht mehr sicher und rettete sich, 1810, über Berge und Waldungen, durch Kärnthen und Steiermark nach Wien, wo er bereits seinen Streitgenossen Haspinger vorfand. In Wien begann M. eine neue Laufbahn. Er trat in die Kanzlei des als Historiker bekannten Dr. Jos. Rapp, studirte die Rechte, erlangte die Doctorwürde und nach einigen Jahren, die er als Concipient thätig gewesen, eine Advocatenstelle in Salzburg. Vierzig Jahre übte er, geehrt und geachtet im Lande, seine Praxis aus, bis er sich im Jahre 1862 wegen Altersschwäche zurückzog. Dem Erfolge der Bemühungen seiner Freunde und Landsleute, den Tirolerhelden am Abende seines Lebens durch die wohlverdiente Auszeichnung seines Monarchen geehrt zu sehen, kam er durch sein Hinscheiden zuvor, welches im Alter von 75 Jahren eintrat. Sein Wahlspruch, den er auf seinem Amtssiegel führte und in seinem ganzen Leben bethätigte, hieß: „Semper idem“. Aus einer zweimaligen Ehe hatte er nur aus der ersten mit Anna geb. Winter (gest. 1851 die Söhne Wilhelm, Doctor der Rechte; Franz, Doctor der Philosophie und der Rechte und Advocat zu Perg in Oberösterreich; Joseph, Doctor der Philosophie und Medicin, Besitzer einer Industrie-Lehranstalt in München. Seine zweite Frau, Franziska geb. Naumann, ließ er als Witwe zurück.

Allgemeine Zeitung (Augsburg, Cotta, 4°.) 1864, Beilage zu Nr. 350 u. 351: „Haspinger’s Adjutant Dr. Mayrhofer“. – Schallhammer (A. v.), Kriegerische Ereignisse im Herzogthume Salzburg in den Jahren 1800, 1805 und 1809 (Salzburg 1853, Mayr, gr. 8°.) S. 319. – Tiroler-Stimmen für Gott, Kaiser und Vaterland (polit. Blatt, 4°.) 1863, Nr. 252; 1864, Nr. 260 u. 262. – Salzburger Bote 1864, Nr. 120, S. 3: „Dr. Sebastian Joseph Mayrhofer“ [nach diesem geb. 1789]. – Inn-Zeitung (Innsbruck, 4°.) 1864, Nr. 226 [nach dieser gleichfalls 1789 geboren]. – Salzburger Zeitung 1864, Nr. 257: „Nekrolog“ von A. R. v. Schallhammer [nach diesem geb. im Jahre 1788]. – Fremden-Blatt von Gustav Heine (Wien, 4°.) 1864, Nr. 275. – Oesterreichischer Volks- und Wirthschafts-Kalender (Wien, gr. 8°.) 1866, S. 11, in dem von Ritter von Hoffinger verfaßten Jahres-Nekrologe [nach diesem bereits 1782, nicht in Villanders, sondern in dem Villanders eingepfarrten Kollmann geboren]. –