BLKÖ:Marschall, Katharina
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 17 (1867), ab Seite: 14. (Quelle) | |||
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Marssal (geb. im Dorfe Predmerič bei Königgrätz in Böhmen im Jahre 1740, gest. zu Lieben bei Prag um das Jahr 1820), hat sich als Amazone denkwürdig gemacht. Für ihren zum Militär abgestellten Bruder Johann, da dieser ihr erklärte, eher im Flusse Moldau seinem Leben ein Ende zu machen, als Soldat zu werden, trat sie im 6. Dragoner-Regimente Wenzel Graf Kolowrat-Krakowsky als Dragoner ein. Sie hatte mit dem Bruder die Kleider getauscht. Dieser kehrte heim und sagte, er sei als untauglich entlassen worden, indessen war die Schwester, die ihr Geschlecht geschickt zu verheimlichen verstanden hatte, für ihn assentirt worden, und sie diente für ihn und bewahrte das Geheimniß ihres Geschlechtes selbst dann noch, nachdem sie in einem Gefechte am Kopfe war verwundet worden und in’s Spital kam. Sechs volle Jahre hatte sie im Regimente gedient, als durch die Mutter ihr Geheimniß entdeckt und verrathen wurde, denn die Mutter wähnte sie zu Prag im Dienste. Als sich die Kunde davon im Regimente und in Prag verbreitete, wurde der Vorfall vom Generalcommando an den Hofkriegsrath nach Wien und von diesem an die Kaiserin Maria Theresia erstattet. Die Kaiserin ließ den weiblichen Dragoner nach Wien kommen, wo Katharina M. vor der Monarchin in der Reitschule ritt, zu Pferde focht und schoß. Ihre Fertigkeit in den militärischen Uebungen erregte den Beifall der Kaiserin, welche befahl, sie ordnungsmäßig aus dem Militärdienste zu entlassen und sie reichlich beschenkte. In der Folge heirathete Katharina einen Feldwebel Fiala des 15. Infanterie-Regiments, den sie in den Türkenkrieg begleitete und mit ihm alle Gefahren und Strapazen desselben theilte. Als Witwe kehrte sie aus Ungarn nach Böhmen zurück, wo sie noch als 80jähriges Mütterchen in Lieben bei Prag, im Sommer vom Blumenhandel, im Winter von einer kleinen Krämerei sich ärmlich [15] fortbrachte. Die Soldaten der Prager Garnison unterstützten „die alte Dragonerin“, wie man sie allgemein nannte. [Der Wanderer (Wiener Journal, 4°.) 1820, Nr. 54: „Der Dragoner Katharina Marschall“, von J. Ritter von Rittersberg. – Fremden-Blatt. Von Gust. Heine (Wien, 4°.) 1866, Nr. 239, I. Beilage: „Die weiblichen Veterane der kaiserlichen Armee“. – Oesterreichische militärische Zeitschrift, redigirt von Major Schels (Wien, 8°.) Jahrg. 1820, Bd. I, S. 223.]
4. Eine Katharina Marschall, oder wie sie auch geschrieben erscheint: