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BLKÖ:Marek, Johann Heinrich

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Marek, Anton
Band: 16 (1867), ab Seite: 425. (Quelle)
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Marek, Johann Heinrich (čechischer Schriftsteller, geb. zu Liblin im Pilsner Kreise Böhmens 4. November 1801, gest. zu Kralowic 3. November 1853), in der čechischen Literatur unter dem Pseudonym Ján z Hwězdy (Johann vom Stern) bekannt. Begann nach beendeten Gymnasium und philosophischen Studien jenes der Theologie, und [426] erlangte am 14. August 1826 die Priesterweihe. Nun trat er in die Seelsorge und wurde in kurzer Zeit Pfarrer zu Kozojed und von da durch den Kirchenpatron Clemens Lothar Fürsten Metternich auf das Beneficium Kralowic befördert, wo er auch bis zu seinem im Alter von 52 Jahren erfolgten Tode verblieb. Frühzeitig, bereits im Jahre 1820, trat M. schriftstellerisch auf. Seine im Jahre 1823 selbstständig erschienenen Gedichte traten zu einer Zeit in die Oeffentlichkeit, als Čelakowsky , Kamaryt, Kollar u. A. ihre Erstlinge herausgaben. Den Gedichten folgte im nächsten Jahre eine Sammlung novellistischer Arbeiten in zwei Bänden. In den Jahren 1826 bis 1843 lieferte M. Gedichte und Erzählungen in verschiedene čechische Journale und Sammelschriften, als z. B. in die Musealzeitschrift „Časopis“, in die „Květy“, d. i. Blüthen, den „Wěnec“, d. i. Kranz; ferner in den „Čechoslaw“, „Wlastimil“ und in die „Dennice“, d. i. Morgenstern. Als im Jahre 1843 die Pospišíl’sche Druckerei in Prag die Herausgabe der gesammelten Schriften M.’s begann, war der Pseudonym Ján z Hwězdy bereits ein volkstümlicher Schriftsteller. Die Titel seiner selbstständig erschienenen Schriften sind: „Básné“, d. i. Gedichte (Prag 1823, 12°.), diese gab er noch unter seinem ganzen Namen heraus, später sind sie in seine „Zábawne spisy“ aufgenommen worden; – „Konwalinky aneb sbírka půwodnich romantických powídek z starobylých i nowějších časů“, Swazek 1 i 2, d. i. Kornblumen oder Sammlung romantischer Original-Erzählungen aus alten und neuen Zeiten. 2 Bände (Prag 1824 und 1826, Vetterl, 8°.); – „Zábawné spisy Jana z Hwězdy“ Deset syazků“, d. i. Unterhaltende Schriften des Johann vom Stern, 10 Bände (ebd. 1843 bis 1847, Pospišíl, 8°.), der erste Band enthält die Balladen, Romanzen, erzählenden Dichtungen und Legenden; der zweite die kleineren Lieder und Gedichte; der dritte, vierte und fünfte den Roman „Jarohněw z Hradek“, eine Geschichte aus den Zeiten Georg’s von Podiebrad; der sechste und siebente „Der Salbenkrämer“ (Mastičkář), eine Geschichte aus den Zeiten Heinrich’s von Kärnthen, und die letzten drei Bände die kleineren Erzählungen und Novellen, als: „Die Bekanntschaften im Thorwege“; – „Die Harfnerin“; – „Das Nachtlager auf Kačerow“; – „Die Böhmen in Preußen“; – „Das Grab der Liebenden“; – „Das Schloß Wolschan“; – „Georg von Daupowa“; – „Radomir“ – und „Die Böhmen vor Mailand“. Als diese Erzählungen nach und nach erschienen, erregten sie die Aufmerksamkeit und das Interesse des čechischen Lesepublicums; einiges davon wurde selbst ins Deutsche übersetzt, so brachte Rudolph Glaser’s „Ost und West“ die Erzählung „Das Nachtlager auf Kačerow“, welche sich an die Sage von dem Griesbecker letzten Familienmahle anknüpft, und „Die Bekanntschaften im Thorwege“; das Localblättchen „Prag“ brachte „Das Grab der Liebenden“ und die „Bohemia“ eine Episode aus dem Romane „Jarohněw z Hradek“. Wie schon aus dem Titel der Erzählungen ersichtlich ist, ist die Mehrzahl derselben vaterländisch-historisch. In den größeren Erzählungen ist M. stark Nachahmer seines deutschen Landsmannes Herloßsohn und namentlich sein „Jarohněw z Hradek“ erinnert sehr an des Letzteren „Taboriten“. Ein eigener Umstand war es, der mit einem Male Marek’s literarische Thätigkeit für immer unterbrach. J. K. [427] Tyl hatte im 3. und 4. Hefte des „Časopis“ 1846 eine scharfe Kritik über Marek’s „Salbenkrämer“ veröffentlicht. Nun waltete in der čechischen Kritik bis dahin eine mehr als kameradschaftliche Milde vor und waren die čechischen Schriftsteller gegen den leisesten Tadel höchst empfindlich, gegen eine bemängelnde Kritik geradezu unduldsam geworden. Ueberdieß war im vorliegenden Falle der rücksichtslose Kritiker Marek’s hauptsächlichster Rival im Gebiete der historischen Erzählung. Alle diese Umstände zusammen genommen steigerten M.’s Gereiztheit zu dem Grade, daß er seither, ein im Jahre 1851 im „Lumír“ erschienenes Gelegenheitsgedicht ausgenommen, nichts mehr veröffentlichte. Nach Marek’s im Jahre 1853 erfolgten Tode hieß es, daß Pfarrer Herold den literarischen Nachlaß Marek’s ordne und derselbe mit einer Biographie, welche Smetana verfasse, herauskommen solle. Es ist bisher nichts veröffentlicht worden. Das Genre, in welchem M. das Beste geleistet, ist längs überflügelt und die Theilnahme hat sich auch anderen Richtungen zugewendet, als es jene sind, die M. seiner Zeit mit Erfolg und Vorliebe gepflegt.

Lumír, belletristický tydenník, d. i. Lumir, belletristisches Wochenblatt. Herausg. von Mikowec (Prag, gr. 8°.) Jahrgang 1853, Nr. 45, S. 1080; Jahrg. 1854, Nr. 45. – Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Lad. Rieger (Prag 1859, Kober, Lex. 8°.) Bd. V, S. 111, Nr. 2. – Jungmann (J.), Historie literatury české, d. i. Geschichte der böhmischen Literatur (Prag 1849, Řiwnáč, 4°.) Zweite von W. W. Tomek besorgte Ausgabe, S. 596. – Jordan (J. P. Dr.), Slavische Jahrbücher für Literatur, Kunst und Wissenschaft (Leipzig, gr. 8°.) III. Jahrgang (1845), S. 155. – Oesterreichische Blätter für Literatur und Kunst, Geschichte, Geographie und Statistik. Herausgegeben von Dr. Ad. Schmidl (Wien, gr. 4°.) IV. Jahrg. (1847), S. 1156. – Frankl (Ludwig August), Sonntagsblätter (Wien, gr. 8°.) III. Jahrgang (1844), S. 376.