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BLKÖ:Müller, Johann Christoph

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 19 (1868), ab Seite: 373. (Quelle)
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35. Müller, Johann Christoph (Chartograph, geb. in der Vorstadt Wöhrd in Nürnberg 15. März 1673, gest. zu Wien 21. Juni 1721), Der Sohn eines Präceptors. Er hatte in seiner Vaterstadt und vornehmlich bei dem tüchtigen Eimmart Mathematik und Zeichnen studirt, und kam bereits im Jahre 1696 zu dem General Grafen Marsigli [Bd. XVII, S. 15], bei welchem er mehrere Jahre in verschiedenen Arbeiten, insbesondere aber zu astronomischen Beobachtungen verwendet wurde. Später sendete ihn der General nach Ungarn, um die geographische Lage mehrerer Ortschaften auf astronomischem Wege zu bestimmen und auch andere Aufträge auszuführen, deren der Graf zur Bearbeitung seines großen Donauwerkes „Danubius panonico-mysicus“ bedurfte. In einiger Zeit wurde M. zum kaiserlichen Ingenieur ernannt und mit der Ausführung der Grenzscheidungs-Arbeiten in Ungarn, Croatien und Slavonien betraut nun begleitete er den Grafen Marsigli an den Rhein, wurde Ingenieur-Lieutenant, wohnte als solcher mehreren Feldzügen und Schlachten in Italien bei, wurde alsdann in die kaiserlichen Erblande zurückberufen, um deren Ausmessung vorzunehmen und die Karten dieser Länder auszuführen. Von Müller’s Karten der Länder des österreichischen Kaiserstaates sind bekannt: „Mappe von Ungarn“ (Wien 1709), 1:550.000, 1″=2 geogr. Meilen, 4 Blätter; – [374]Mappa geographica regni Bohemiae mit Glatz und Eger“ (Augsburg 1720), 25 Blätter, 1:135.100, 1″=1876.4 Wiener Klafter; dazu ist, gleichfalls in Augsburg, eine Uebersichtskarte im Maßstabe 1:680.000 erschienen; diese Karte enthält alle Hauptstraßen und Ortschaften, das Terrain ist nach alter Manier eingezeichnet und nach ihr wurden die von Homann’s Erben in Nürnberg in Einem Blatte und die von Le Rouge in Paris im Jahre 1757 in neun Blättern herausgegebenen ausgeführt; – „Districtus Egeranus“ (Nürnberg), 1:120.000, 1″=1666.7 Wr. Klftr., 1 Blatt; – „Militärische Marche-Route durch’s Königreich Böheimb“, 1 Blatt, 1:670.000, 1″=2.4 geogr. M.; – „Tabula generalis Moraviae 1718–1720“, Maßst. 1:180.000, 1″=2500 Wr. Klftr., 4 Bl.; – „Marchionatus Moraviae“ (Nürnberg 1718 bis 1720), 1:239.000, 1″=3319.44 Wr. Klftr., 8 Blätter. – „Tabula generalis Marchionatus Moraviae“ (Nürnberg 1740–1742), 1:650.000, 1″=2.31 geogr. M., 1 Blatt. Die genannten Karten, für unsere Zeit, die auch nach dieser Seite hin großartige Fortschritte gemacht und Werke einzig in ihrer Art hervorgebracht hat, von geringem Nutzen, befinden sich alle in der Karten-Sammlung des kais. Kriegsministeriums. M. wurde für seine in jener Zeit als trefflich anerkannten Arbeiten in mannigfacher Weise ausgezeichnet und auch zum Ingenieur-Hauptmann befördert. Als solcher starb er im schönsten Mannesalter von erst 47 Jahren, nachdem er eben Vorbereitungen zur Ausarbeitung einer Karte von Schlesien getroffen hatte. Von andern Arbeiten Müller’s ist nur noch eine „Observatio de transitu Mercurii sub sole“ (Viennae 1697, 4°.) bekannt. Müller war ein Bruder des berühmten Nürnberger Astronomen Johann Heinrich Müller, dessen Gemalin Clara Maria Eimmart, Tochter des Nürnberger Kupferstechers und Astronomen Georg Christoph Eimmart, gleichfalls mit astronomischen Arbeiten sich beschäftigt und ihrem Vater bei denselben ausgeholfen hat.

Památky archeologické a místopisné. Redaktor K. Wl. Zap, d. i. Archäologische und topographische Denkwürdigkeiten, redig. von K. Wl. Zap (Prag, 4°.) IV. Theil (1860). 2. Abtheilung, S. 137, im Aufsatze: „Historický přehled kartografie země české“, d. i. Historischer Ueberblick der Chartographie von Böhmen, von J. Erben. – Poggendorff (J. C.), Biographisch-literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften (Leipzig 1859, J. Ambr. Barth, gr. 8°.) Bd. II, Sp. 222. – Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Ladislaus Rieger (Prag 1859, Kober, Lex. 8°.) Bd. V, S. 530, Nr. 7. – Jöcher’s Gelehrten-Lexikon, Bd. III, Sp. 735. – d’Elvert (Christian), Geschichte des Bücher- und Steindruckes, des Buchhandels, der Büchercensur und der periodischen Literatur u. s. w. (Brünn 1834, Rohrer’s Erben, gr. 8°.) S. 291. – Schriften der historisch-statistischen Section der k. k. mährisch-schlesischen Gesellschaft des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde (Brünn, gr. 8°.) Bd. V (1853), S. 85 u. f., im Aufsatze von d’Elvert: „Geschichte der Landkarten von Mähren und Schlesien“. – Will’s Nürnberger Gelehrten-Lexikon, Bd. II, S. 664.