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BLKÖ:Lobkowitz, Nikolaus (I.)

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Lobkowitz, Litwin von
Band: 15 (1866), ab Seite: 327. (Quelle)
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39. Nikolaus (I.) (gest. 1435, nach Einigen 3. März 1441), der erste Lobkowitz und urkundlich festgestellte Ahnherr des heutigen Fürstenhauses. Bevor er den Namen Lobkowitz annahm, hieß er Nikolaus von Ujezd, mit dem Beinamen Chudy (d. i. der Arme), war ein Sohn des Mareš Ujezd und ein Günstling des Königs Wenzel IV. Bis zum Jahre 1410 erscheint Nikolaus in den Urkunden nur mit dem Namen von Ujezd, in einer Urkunde vom 27. Februar 1410 aber schon als Nikolaus von Ujezd alias de Lobkowic und seither fast immer als Lobkowitz. Im Jahre 1415 ernannte ihn der König zum Oberstlandschreiber des Königreichs Böhmen Im Jahre 1418 erhielt Nikolaus mittelst Majestätsbriefes die dem Heinrich dem Jüngeren Reuß von Plauen in seiner Fehde gegen den König abgenommene Burg Hassenstein, nach welcher sich später, als Nikolaus’ Söhne, Johann und Nikolaus (II.) zwei besondere Aeste bildeten, die Nachkommen von Nikolaus (II.) zuerst Lobkowitz-Hassenstein und später allein Hassenstein nannten. Ebenso erhielt er in derselben Fehde von dem Könige die Burg Přimda (Frauenburg), welche bisher die Brüder Boreš von Riesenburg besaßen, denen er aber die Summe von 4000 Prager Groschen, für welche diese Burg an die Brüder verpfändet gewesen, auszahlen mußte. Die letztgenannte Burg aber, nebst der Burg Brüx Nowihrad und der Stadt Schönberg in Mähren, mußte er später an König Sigismund abtreten, erhielt jedoch dafür das Schloß Hluboka (Frauenberg bei Budweis), wozu später noch das Schloß Zwikow und die königliche Stadt Vodnau hinzukamen. Nikolaus spielte eine bedeutende Rolle zu seiner Zeit. So ist es, wie uns Tomek in seiner „Geschichte der Prager Universität“ (S. 67 u. f.) erzählt, er, der den universellen Charakter der Prager Hochschule, wie ihn Kaiser Karl IV. im Sinne gehabt, vernichtete und an ihre Stelle den nationalen setzte. Ein Feind der Deutschen, hielt er es mit den böhmischen Magistern und erwirkte das die akademische Freiheit preisgebende Decret vom 18. Jänner 1409, welchem zufolge in allen Angelegenheiten des Generalstudiums, im Universitätsrathe, bei Gerichten, Prüfungen, Beamtenwahlen und überhaupt bei allen Gelegenheiten der böhmischen Nation drei Stimmen eingeräumt werden, dagegen die drei fremden Nationen sich zusammen mit einer begnügen sollten. Lobkowitz war am 8. Mai 1409 unter den im Karlscollegium auf k. Befehl versammelten vier Nationen mit sämmtlichen Schöffen der Altstadt Prag und ansehnlichem Gefolge von Bewaffneten erschienen und hat im Artistensaale dem Rector Baltenhagen (einem Deutschen) die Schlüssel von der Universitätslade, das Rectorsiegel und die Matrikel, dem Decan der Artistenfacultät, Varrentrappe (einem Bayer), Casse und Bibliotheksschlüssel abgenommen. Hiemit waren der deutsche Rector und Decan als abgesetzt betrachtet und zwei Čechen an ihre Stelle ernannt. Es war dieß ein in der Geschichte aller Fachschulen der Christenheit unerhörter Vorgang. Die Deutschen zogen nun aus Prag fort und ließen die drei čechischen Stimmen allein zurück, welches Trio doch nicht zu verhindern im Stande war. daß die Prager Hochschule im [328] Rathe der Wissenschaft gar keine Stimme mehr hatte. Auch in den Hussitenkriegen jener Tage spielt Nikolaus eine Rolle, er war einer der königlichen Heerführer und hat immer standhaft für Sigismund’s Rechte gefochten. Bei der Krönung in Prag, am 28. Juli 1420, schlug ihn auch König Sigismund mit dem Schwerte des h. Wenzel zum Ritter. Im nämlichen Jahre ging Nikolaus als kön. Commissär zur Untersuchung der aufrührerischen Breslauer nach Schlesien; im folgenden Jahre brachte er den Saazern, welche als Kelchbrüder in ihrer Gegend den Katholiken vielen Schaden zufügten, eine empfindliche Niederlage bei und half bald darauf die von den Hussiten hart bedrängte Stadt Brüx entsetzen. Als im Jahre 1420 die Hussiten Miene machten, die schöne Prager Metropolitankirche zu zerstören, eilte Nikolaus mit noch einigen anderen Großen herbei und rettete, die Massen beschwichtigend, das architektonische Kunstwerk. Nikolaus war mit Anna von Nechwalic verheirathet und seine zwei Söhne aus dieser Ehe, Nikolaus (II.) und Johann Popel, bildeten die zwei Hauptäste des Lobkowitzischen Hauses, ersterer den Ast Lobkowitz-Hassenstein, von dem die in Bayern zur Zeit blühende freiherrliche Linie ihre Entstehung ableitet; letzterer den Ast Popel-Lobkowitz, der sich in viele Nebenäste und Zweige spaltete und von dem die heute noch blühenden zwei fürstlichen Linien, die ältere und die jüngere, ihren directen Ursprung ableiten. –