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BLKÖ:Liebhardt, Luise

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 15 (1866), ab Seite: 98. (Quelle)
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Liebhardt, Luise (Sängerin, geb. zu Oedenburg um das Jahr 1830). Die Tochter eines ungarischen Weinhändlers, der, ein erklärter Theaterfeind, durchaus nicht zu bewegen war, „seine Luiß“ zum Theater zu lassen. So geschah es auch, daß sie daheim gar keinen Gesangsunterricht erhalten und sich selbst – da sie mit einem ungewöhnlichen Talent und einer anmuthigen Stimme begabt war – herangebildet hatte. Auch betrat sie ohne Vorwissen ihres Vaters unter erdichtetem Namen zuerst die Bühne ihrer Vaterstadt. Im Jahre 1845 kam sie nach Wien zur Hofoper und nun erst wurde eigentlich der Grund zu ihrer künstlerischen Ausbildung gelegt, und war es der Gesangslehrer Gentiluomo, der denselben leitete. Im Jahre 1849 ging sie nach Cassel, wo sie am 28. Jänner zum ersten Male als Margaretha in den „Hugenotten“, zum zweiten Male als Königin der Nacht in Mozart’s „Zauberflöte“ auftrat und so sehr gefiel, daß sie sofort engagirt wurde. Im Jahre 1850 kehrte sie nach Wien zurück und wirkte seither bis 1864 als eines der beliebtesten Mitglieder in der Oper des Kärnthnerthor-Theaters. Im genannten Jahre wurden mit einem Male Schwierigkeiten wegen ihres weitern Verbleibens im Verbande der Hofoper gemacht, welche aber die Künstlerin selbst alsbald beseitigte, indem sie die viel günstigeren Londoner Anträge annahm und im Jahre 1864 in Her Majestys-Theater in den großen Herbstconcerten unter glänzenden Bedingungen und mit dem besten Erfolge sang. Später wirkte sie in den im Krystallpalaste abgehaltenen Winterconcerten mit, machte in den beiden ersten zwei Monaten des Jahres 1865 eine Kunstreise in den größeren Städten Englands, Schottlands und Irlands, wofür sie ein Honorar von 600 Pfund erhielt. Nach ihrer Rückkehr trat sie aber in der kön. italienischen Oper in London auf. Fräulein Liebhardt ist eine vortreffliche Liedersängerin, aber auch in der Oper, besonders in der komischen, bewährte sie sich durch die Bravour ihrer Stimme und eine seltene Frische und Lebendigkeit ihres Spiels. Ihr Repertoir ist ungemein reich und mannigfaltig, jedoch gehören außer den schon genannten die Tochter des Regiments, – die Susanna in „Figaro’s Hochzeit“, – die Zerline in „Fra Diavolo“, – die Alice in „Robert der Teufel“ u. dgl. m. zu ihren Glanzpartien.

Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber, kl. Fol.) 1857, Nr. 730, S. 15 [auf S. 16 ihr wohlgetroffenes Bildniß im Holzschnitt]. – Wanderer (Wiener Blatt, 4°.) 1849, Nr. 64. – Fremden-Blatt (Wien, 4°.) 1862, Nr. 173; 1864, Nr. 298; 1865, Nr. 124, in der Rubrik „Theater und Kunst“. – Presse (Wiener polit. Blatt) 1863, Nr. 161; 1864, Nr. 45. – Neue freie Presse (Wiener polit. Blatt) 1865, Nr. 253. – Zellner’s Blätter für Theater, Musik u. s. w. (Wien) 1864, Nr. 76. – Porträte. Lithographie von Kriehuber (1832); – Photographien [99] aus dem Jahre 1861: von Angerer, aus der Photographie parisienne, und von Schlossarek; – aus dem Jahre 1863: Costumebilder von Schlossarek und Herbert; – aus dem Jahre 1863: Photographie von Emil Rabending in ganzer Figur, gr. 4°.