Zum Inhalt springen

BLKÖ:Lichnowsky, die Fürsten, Genealogie

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 15 (1866), ab Seite: 74. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Lichnowsky in der Wikipedia
Lichnowsky in Wikidata
GND-Eintrag: 119105713, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Lichnowsky, die Fürsten, Genealogie|15|74|}}

I. Zur Genealogie des Hauses Lichnowsky. Die Lichnowsky’s sind ein Adelsgeschlecht, das gleich mehreren anderen, nicht allein durch seinen Güterbesitz, sondern auch seiner Geschichte nach mehreren Staaten zugleich angehört. So gehören die Lichnowsky’s Oesterreich, Preußen und Rußland an; aber wie die meisten dieser Familien[WS 1] sich vorzugsweise Oesterreich unterordnen, die wenigsten Preußen, wo ein präpotentes Beamtenwesen ihren Adelsansprüchen wenig günstig ist, so ist dieß auch mit den Lichnowsky’s der Fall, die eigentlich polnischen Ursprungs, in Mähren und Schlesien begütert, sich fast ausschließlich Oesterreich zugewendet und die ihnen von Preußen mit Diplom vom 30. Jänner 1773 verliehene Fürstenwürde auch von Oesterreich zu erlangen beflissen waren, und sie mit Diplom vom 31. December 1846 auch erlangt haben. Erst in den Vierziger-Jahren ist in dieser Hinsicht einige Aenderung wieder eingetreten; gleich anderen Adeligen waren auch die Lichnowsky’s als große Landeigenthümer im Kreise Ratibor zur Theilnahme an den Verhandlungen des schlesischen Landtages berufen, und sind so Preußen wieder näher getreten. Die Lichnowsky’s sind ein altes, reichbegütertes, aus Polen nach Schlesien eingewandertes Adelsgeschlecht, über dessen behauptete Abstammung von dem Hause Granson in Burgund, welchen Namen die Lichnowsky für ihren eigentlichen halten, nach Anderen von dem Stamme Pilawa in Polen, nichts Beglaubigtes vorliegt. In Schlesien erscheint das Geschlecht bereits im 14. Jahrhunderte und ein Peter L. ist um die Mitte des 16. Jahrhunderts ein angesehener Edelmann im Troppau’schen. Von diesem Peter (1550) beginnt auch Hopf in seinem „Genealogischen Atlas“ seine Stammtafel, auf die im Uebrigen hingewiesen wird. Ueber den ursprünglichen Adel der Lichnowsky’s liegt nichts urkundliches vor, nur in dem dem Freiherrn Maximilian Ladislaus L. verliehenen Diplome vom 31. August 1707 heißt es wörtlich: „wann wir den gnädigst angesehen und betrachtet das uhralt (sic)-adelig und ritterliche Geschlecht deren Lichnowsky von Woschtitz, von welchem der Maximilian Ladislaus Lichnowsky von Woschtitz entsprossen, beynebenst auch erwogen, daß selbiges Geschlecht von etlich hundert Jahren her seinen Sitz in unserm Herzogthumb Schleßien gehabt und von den Uhr-Uhr-Ahn (sic) anzurechnen, sich nebst denen von demselben hergestammten Successoren mit unterschiedlichen Uhralten adelich-freyherrlich und gräflichen Familien versipset (sic) gemacht u. s. w.“, aus welcher Stelle die Anerkennung eines alten Adels zu folgern ist. Den Freiherrnstand brachte der Erste Franz Bernhard mit Diplom vom 18. August 1702 in die Familie. Seinem Bruder Maximilian Ladislaus wurde er fünf Jahre später mit Diplom vom 31. August [75] 1707 verliehen. Fünfundzwanzig Jahre später wurde der älteste Sohn Franz Bernhard’s Freiherrn von L., auch Franz Bernhard, mit Diplom vom 1. Jänner 1727 in den Grafenstand erhoben. Als im Jahre 1846 mit Diplom vom 31. December an Eduard Maria Fürsten Lichnowsky, dessen Familie preußischer Seits bereits seit dem Jahre 1773 gefürstet war, der österreichische Fürstenstand verliehen ward, erfolgte unter Einem die Gestattung, mit dem Fürstentitel zugleich den eines Grafen von Werdenberg und Freiherrn von Woschtitz zu führen und mit dem Lichnowsky’schen das Werdenberg’sche Wappen zu vereinigen. Der Werdenberg’sche Grafentitel erfolgte auf den Umstand, daß der Urgroßvater des Eduard Maria Fürsten von L., der Freiherr Franz Leopold von Lichnowsky, mit Maria Barbara, der Letzten aus dem alten Hause Werdenberg, vermält gewesen. Den freiherrlichen Titel von Woschtitz führten aber die Lichnowsky’s von Altersher.

II. Der heutige Familienstand dieses Hauses ist der folgende: Der Chef des Hauses ist Fürst Karl Maria Faustus Timoleon (geb. 19. December 1829), der fünfte Fürst von Lichnowsky, Graf zu Werdenberg, Edler Herr zu Woschtitz, kön. preuß. Major à la suite, erbliches Mitglied des preußischen Herrenhauses, Herr der Majoratsherrschaften Krzizanowitz, Kucheln-Bolatitz und Grabowka in Preußisch-Schlesien, der Allodialherrschaft Grätz in Oesterreichisch-Schlesien. Fürst Karl succedirte seinem in Frankfurt a. M. am 18. September 1848 zugleich mit dem General Auerswald von dem aufgewiegelten Pöbel ermordeten älteren Bruder, Fürsten Felix. Fürst Karl ist (seit 2. Mai 1859) vermält mit Marie gebornen Prinzessin Croy-Dulmen (geb. 2. Februar 1837), aus welcher Ehe folgende Kinder stammen: Prinz Karl Maximilian (geb. 8. März 1860), Gräfin Maria Karolina (geb. 6. September 1861) und Gräfin Margaretha (geb. 24. September 1863). Ferner sind noch am Leben vier Geschwister des Fürsten Karl und dessen Mutter. Die Geschwister sind: Gräfin Leocadia Anastasia Constantia (geb. 2. Mai 1816), vermält (seit 10. September 1837) mit Adolph Grafen Viczay de Vicza, Magnaten von Ungarn; Gräfin Antonia Maria (geb. 18. April 1818), Sternkreuz-Ordens- und Palastdame, vermält (seit 8. December 1836) mit Richard Fürsten Khevenhüller-Metsch; Graf Robert Richard Fortunatus Maria (geb. 7. November 1822), Hausprälat Sr. päpstl. Heiligkeit, Domherr des Metropolitan-Capitels zu Olmütz, Consistorial- und Ehegerichtsrath und Doctor der Rechte, und Graf Othenio Bernhard Julius (geb. 7. Mai 1826), Reichsritter des Malteser-Ordens, k. k. Kämmerer und Major in der k. k. Armee. Die Mutter ist Fürstin Eleonora geborne Gräfin Zichy (geb. 24. Mai 1795, vermält seit 24. Mai 1813, Witwe seit 1. Jänner 1845). Ein Graf Wilhelm Karl (geb. 7. November 1793), k. k. Kämmerer, geheimer Rath, Feldzeugmeister und zweiter Inhaber des Infanterie-Regiments Kronprinz Albert von Sachsen Nr. 11, ein Sohn des Grafen Wilhelm Adolph (gest. 1836), eines Oheims des Geschichtschreibers Fürsten Eduard Maria, ist in der Nacht vom 8. auf den 9. Jänner 1864, 72 Jahre alt, in Venedig gestorben.

Quellen zur Genealogie. Freyherrnstands-Diplom vom 18. August 1702 für Franz Bernhard Lichnowsky. – Freyherrnstands-Diplom vom 31. August 1707 für Maximilian Ladislaus L. – Grafenstands-Diplom vom 1. Jänner 1727 für Ebendenselben. – Fürstenstands-Diplom vom 31. December 1846 für Eduard Maria L. [nach dem Rechte der Erstgeburt; daß der jeweilige Erstgeborne schon bei Lebzeiten des Vaters den Fürstentitel führt, ist durch dieses Diplom nur in der Eigenschaft des preußischen Fürstenstandes gestattet]. – Großes vollständiges (sogenanntes Zedler’sches) Universal-Lexikon (Halle und Leipzig, Joh. H. Zedler, kl. Fol.) Bd. XVII, Sp. 824. – Allgemeines historisches Lexikon (Leipzig 1731, Thomas Fritschen’s Erben, Fol.) Bd. III, S. 172, und I. Fortsetzung, S. 799. – Hopf (Karl Dr.), Historisch-genealogischer Atlas. Seit Christi Geburt bis auf unsere Zeit (Gotha 1858, Friedrich Andr. Perthes, kl. Fol.) Abtheilung I: Deutschland, S. 393, Taf. 643. – Historisch-heraldisches Handbuch zum genealogischen Taschenbuche der gräflichen Häuser (Gotha 1855, Justus Perthes, 32°.) S. 518 [die hier angegebenen Datums der Urkunden des Freiherrn- und Grafenstandes (12. Februar 1702 und 1. Jänner 1721) stimmen mit den obigen nicht überein; die obigen sind den Original-Urkunden entnommen und richtig]. – Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Lad. Rieger (Prag 1859, Kober, Lex. 8°.) Bd. IV, S. 1283.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Familen.