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BLKÖ:Leber, Friedrich Otto Edler von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Lebrecht, Michael
Band: 14 (1865), ab Seite: 268. (Quelle)
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Leber, Friedrich Otto Edler von (Alterthumsforscher, geb. zu Wien 4. October 1803, gest. ebenda 11. December 1846). Sohn des (zu Karlsbad am 19. Juli 1836 gestorbenen) k. k. Staatsbeamten Peter von L. und Enkel des berühmten Leibarztes Ferdinand Joseph von L. [s. d. Vorigen]. Nachdem er, als er erst acht Jahre zählte, seine Mutter, eine geborne Freiin von Pasqualati, durch den Tod verlor, kam er als Zögling in das k. k. Stadtconvict, in welchem er einige Jahre blieb; besuchte sodann das akademische Gymnasium und beendete die philosophischen und juridisch-politischen Studien an der Wiener Hochschule. Nebstbei betrieb er fleißig das Studium der Sprachen, gymnastische Uebungen und das Zeichnen, in welch’ letzterem er es zu einer fast künstlerischen Fertigkeit brachte. Nachdem er im Jahre 1826 die Studien beendet, trat er bei der Cameralbehörde in die Conceptspraxis, gab aber bald diese Laufbahn auf, da ihm seine günstigen Vermögensverhältnisse gestatteten, es zu thun, und da er sich ganz [269] seinen wissenschaftlichen und künstlerischen Bestrebungen hingeben wollte. Mehrere Jahre später, im Jahre 1841, hatte er die Allerh. Bewilligung erwirkt, sich im k. k. Münz- und Antikencabinete verwenden zu dürfen, aber damals bereits war er so leidend, daß er aus Gesundheitsrücksichten den ganzen Sommer über auf dem Lande zubringen mußte und schon im Jahre 1842 diese mit seinen Lieblingswünschen vollends übereinstimmende Stellung wieder aufzugeben gezwungen war. Noch ist zu bemerken, daß L. dem Herrn Erzherzog Franz Joseph, nunmehrigen Kaiser von Oesterreich, Vorträge über mittelalterliche Waffenkunde hielt. Die letzten Jahre seines Lebens wurden L., der seit 23. Jänner 1837 mit Mathilde von Frank verheirathet war, viel durch körperliches Leiden verbittert und war er von 1842 an genöthigt, jeden Sommer mit seiner Familie in Baden zuzubringen. Im Sommer des Jahres 1845 schien es fast, es habe seine Gesundheit sich so gekräftigt, daß jeder Grund zu weiteren Besorgnissen wegfiel. Aber im Herbst 1846 trat das Leiden mit einem Male wieder energischer auf als je zuvor, und nach einigen Wochen hatte L., der erst 43 Jahre alt war, unter fürchterlichen Schmerzen geendet. Diese kurze Spanne Zeit, in welcher es ihm in der ihm so sehr zusagenden Richtung zu wirken und zu schaffen gegönnt war, hat L. gewissenhaft ausgenützt. Ein Freund der Geschichte und Alterthumskunde hatte er mit besonderer Vorliebe die deutsche Vorzeit zum Gegenstande seiner Forschungen gemacht und Kunstgeschichte, Sittenzüge, Kriegsgebräuche, Rüst- und Waffenwesen waren es, die ihn besonders anzogen. Während er diese anziehenden Studien emsig trieb, legte er gleichsam als Förderung derselben drei Sammlungen an, eine von Handzeichnungen und Kupferstichen, welche treffliche Abdrücke, manche Seltenheit und im Ganzen an siebenthalbtausend Blätter enthielt; dann eine Sammlung von Büchern über Waffen- und Costumkunde, Baukunst, Reisen und Biographien, in der sich auch mancher werthvolle Schatz befand; die dritte und werthvollste aber war eine archäologische Sammlung von Rüst- und Waffenstücken, mittelalterlichem Hausgeräth, Glasgemälden und anderen Kunstgegenständen, darunter manches äußerst werthvolle Prachtstück, das aus fremden Landen in seinen Besitz gelangte. Umgeben von diesen Schätzen, trieb er seine Studien, welche auf diese Art den Charakter einer seltenen Gediegenheit und Gründlichkeit annahmen. Ueberdieß besuchte L. die reichsten Kunst- und Waffensammlungen Deutschlands, um so durch unmittelbare Anschauungen manche seiner eindringlichen Forschungen zu vergleichen, zu unterstützen oder zu berichtigen. Zwei Gegenstände waren es zunächst, worauf L. sein Augenmerk richtete: Das Turnierwesen und der alte Burgenbau. Ueber das Turnierwesen hatte er sich die erschöpfendsten Kenntnisse angeeignet, aber die im Jahrgang 1836 der von Kaltenbäck herausgegebenen „Oesterreichischen Zeitschrift für Geschichts- und Staatskunde“ (S. 49–51 u. 55–56) enthaltene Besprechung von Budik’s Schrift über: „Ursprung, Ausbildung, Abnahme und Verfall des Turniers“ ist leider die einzige Arbeit über diesen Gegenstand, auf den er wohl noch einmal, aber auch nur nebensächlich in seinen „Rückblicken“ zurückkam; eine erschöpfende Darstellung, deren Gediegenheit schon obige Besprechung ahnen läßt, mit allen erforderlichen Abbildungen zu den 43 Arten des deutschen Turniers, die ihm mit vollkommener [270] Sicherheit festzustellen gelungen war, hatte er sich für später vorbehalten. Der Gegenstand war stofflich aufgebracht und geordnet, der Tod hatte ihn an der Vollendung gehindert. Der zweite Gegenstand, der Bau alter Burgen, wurde durch seinen Aufenthalt in Baden ihm nahe gerückt. Die schönen Ruinen des reizenden Helenenthales fesselten seine Aufmerksamkeit, er begann mit unsäglicher Mühe die Baureste der dort befindlichen alten Rittersitze zu vermessen und vollkommene Risse zu entwerfen, worin er von Seite des Herrschaftsbesitzers kräftig unterstützt und selbst zu Nachgrabungen veranlaßt wurde. So war er bei seinen gründlichen Kenntnissen in der mittelalterlichen Baukunst und der Häuslichkeit des alten Ritterlebens bald dahin gelangt, tiefere Einblicke in die Eigenthümlichkeiten der Bauart alter Burgen zu gewinnen. Außer der oberwähnten Besprechung des Budik’schen Buches hat L. selbstständig herausgegeben: „Rückblicke in die deutsche Vorzeit“, 3 Theile (Wien 1844–1846, gr. 8°., mit 12 Steindrucktafeln); der erste Theil dieses in seiner Art mustergiltigen Werkes führt auch den besonderen Titel: „Die Ritterburgen Rauheneck, Scharfeneck und Rauhenstein. Mit geschichtlichen Andeutungen über die Vehmgerichte und Turniere“ (Wien 1844). Die demselben auf zehn Steindrucktafeln beigegebenen Risse und Abbildungen sind sämmtlich von L. selbst aufgenommen und gezeichnet, jedoch von Verschiedenen lithographirt; der zweite und dritte Theil führen aber den besonderen Titel: „Wiens kaiserliches Zeughaus. Zum ersten Male aus historisch-kritischem Gesichtspuncte betrachtet, für Alterthumsfreunde und Waffenkenner beschrieben“, 2 Theile (Wien 1846); auch die dabei befindlichen Abbildungen sind von L. gezeichnet. Wenn gleich das alte kaiserliche Zeughaus als solches nicht mehr besteht und die ganze Waffensammlung, eine der größten und reichsten in Europa, in das neue Arsenal am Abhange des Laaerberges übertragen und dort auch neu aufgestellt wurde, so bietet Leber’s Werk noch immer die trefflichsten Anhaltspuncte, weil seine kritischen Bemerkungen durch eine veränderte Aufstellung der Gegenstände nichts an ihrem Werthe einbüßten. L. hatte die Absicht, diese „Rückblicke“ in zwanglosen Bänden, in welchen die verschiedenen Gebiete der Culturgeschichte des Mittelalters nach und nach dargestellt werden sollten, fortzusetzen. Das geheimnißvolle Walten eines unerbittlichen Geschickes hatte es anders beschlossen. Nach seinem Tode wurde seine Bilder- und Büchersammlung verkauft. Ueber beide erschienen Auctions-Kataloge; jener der Bilder wies 6425 Stücke, jener der Bücher 1355 Werke in 2000 Bänden aus. Seine Waffen- und Kunstsammlung wurde seit dem Ende 1848 verkündigten Waffenverbote wohlverpackt und war es noch, als Feil die Lebensskizze seines Freundes im Jahre 1856 veröffentlicht hatte, bei welcher Gelegenheit er den nur zu tief begründeten Wunsch aussprach, „daß dieselbe nicht auch zersplittert und doch ja dem Vaterlande erhalten werden möge“. L. war Mitglied mehrerer Gelehrten-Vereine des In- und Auslandes. Er hinterließ eine Witwe mit zwei unmündigen Kindern, einer Tochter Agnes und einem Sohne Max. Erstere aber war, 14 Jahre alt, ihrem Vater bald in’s Grab nachgefolgt (25. Juli 1852).

Berichte des Alterthumsvereins zu Wien (Wien 1855, 4°.) I. Band, S. 268–281: „Friedrich Otto Edler von Leber“, von Joseph Feil. [Diese Lebensskizze ist auch in einem Separatabdruck erschienen.] – Neuer Nekrolog der Deutschen (Weimar, Bernhard Friedr. Voigt, 8°.) XXIV. Jahrgang (1846) [271] S. 1118, Nr. 1722. – Leber’s Grabstein. L. liegt auf dem Währinger Friedhofe beigesetzt. Seine Frau ließ ihm ein schönes Grabmonument im gothischen Style setzen, worauf folgende von Freundeshand (wohl von Feil) verfaßte Inschrift steht: HIC. JACET | FRIDERICUS. OTTO | NOBILIS. DE. LEBER | NAT. VIENNAE IV. NON. OCTOB. | MDCCCIII | DENAT. IBIDEM. III. IDUS. DECEMB. | MDCCCLVI | OPTIMUS | CONJUX. PATER. AMICUS | INDEFESSUS | ARTE. ET. MARTE | RERUM MEDII. AEVI. CULTIVATOR | QUI PRIMUS. DESIIT. QUAM. FINIVIT | NON. OMNIS. PERIIT.