BLKÖ:Lang, Thomas
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 14 (1865), ab Seite: 89. (Quelle) | |||
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[90] Wachtparade des Königs Friedrich von Preußen vorstellend, welches Stück später in den Besitz des Freiherrn von Sperges, Präses der Akademie der bildenden Künste, gelangte. Die nächste Arbeit, welche L. vollendete, war eine, aus einem schuhhohen Stück Alabaster geschnittene Triumphpforte, und zwar eine Copie der Triumphpforte, welche die Innsbrucker dem Kaiser Franz I. errichtet hatten, als dieser mit seiner Gemalin Maria Theresia im Jahre 1765 seinen prächtigen Einzug hielt, und das Beilager des Erzherzogs Leopold, nachmaligen Kaisers, mit der spanischen Infantin Maria Louise, feierte. Mit diesem Kunstwerke, wofür ihm ein durchreisender Engländer 100 Ducaten bot, wodurch L. aber erst auf den Werth seiner Arbeit recht aufmerksam gemacht worden, ging er im Jahre 1780 mit einem Empfehlungsschreiben seines Herrn nach Wien. L. war damals bereits 31 Jahre alt, und sollte nun eine neue Laufbahn einschlagen. In Wien an Freiherrn Sperges, der selbst ein Tiroler war, empfohlen, fand er bei diesem die trefflichste Aufnahme. Sperges stellte den hoffnungsvollen L. der Kaiserin vor, und sein einflußreiches Fürwort hatte die für L. wichtige Folge, daß er außer einem Geschenke von 50 Ducaten – denn L. hatte seine Triumphpforte der Kaiserin überreicht – auch noch die Versicherung einer jährlichen Unterstützung von 500 fl. erhielt. L. wurde nun auf Sperges’ nachdrückliche Empfehlung in die Graveur- und Bossirschule aufgenommen, und konnte seine Frau nebst seinen drei Kindern, zwei Söhne Franz Xaver und Joseph Nikolaus [s. d. S. 86], und einer Tochter Agnes Christine, nach Wien kommen lassen. Fast schien nach dem Tode der großen Kaiserin Lang’s Glücksstern, der bisher so freundlich geleuchtet, sich verdunkeln zu wollen; aber nur einen Augenblick schien es so, ihr Nachfolger, der edle Joseph, bestätigte nicht nur die jährliche Gabe seiner Mutter, sondern verlängerte dieses Hausstipendium für zwei Jahre. L. machte indessen die schönsten Fortschritte. Im Jahre 1781 errang er bei einer kleinen Preisaufgabe, im Jahre 1784 bei der großen den ersten Preis, und zwar erstere für ein Originalmodell auf Schiefer in Wachs bossirt, darstellend: „Ulysses und Penelope“, letzteren für ein Originalmodell auf demselben Stoffe, gleichfalls in Wachs, darstellend: „Orestes und Pylades“. Durch dieses Preisstück wurde L. auch wirkliches Mitglied der k. k. Akademie der bildenden Künste. Einige Jahre brachte sich L. mit seinen Arbeiten selbst fort, im Jahre 1789 wurde er aber von Kaiser Joseph zum Fabriken-Graveur, und schon im folgenden Jahre zum Hofsiegelstecher ernannt, zu gleicher Zeit auch mit den Arbeiten für mehrere Hofstellen betraut. Als der Director Hagenauer starb, wurde L. mit Allerh. Entschließung vom 10. Juni 1811 als dessen Nachfolger zum Director der Graveur- und Medailleurschule ernannt. Aber nicht lange genoß er diese Stelle; seine verdoppelten Anstrengungen hatten ihm – dem schon älteren Manne – ein Nervenfieber zugezogen, welchem er auch im Alter von 63 Jahren erlag. L. hat gleich anderen Künstlern für den Erwerb gearbeitet und bei dergleichen kommt das künstlerische Moment nur ausnahmsweise zur Geltung. Von seinen Arbeiten überhaupt sind anzuführen: das große niederländische und das kaiserliche Majestätssieget, dann mehrere Medaillen, darunter auf den Papst Pius VI., auf Grafen von Salm, auf den Freiherrn von Sonnenfels u. s. w. Auch auf Gegenstände des erfinderischen Luxus [91] und der wandelnden Mode richtete L. sein Augenmerk, und so war er es, der in Wien die ersten Formen zum Pressen der Schildkröten-Dosen gravirte und viele Modelle zu gepreßten Kunstbilleten erfindungsreich verfertigte, wie z. B. Apollo und Daphne, Jupiter und Semele, das Opfer der Unschuld, ein Hirtenstück u. dgl. m. Bis zu seiner Zeit wurden die Knöpfstanzen und Walzen zu Metallwaaren aus Frankreich und England um hohe Summen herbeigeschafft. Nun gravirte er selbst dieselben, und ihre Einfuhr aus der Fremde entfiel fortan. Alle Stanzen und Walzen zu Bronzewerken, in deren Dessins und Figuren sich ein wohlthuender Geschmack kundgibt, gingen aus seinem Atelier hervor, ebenso die Modelle zu den Oefen, welche in den gräflich Wrbna’schen Gußwerken in Böhmen aus Eisen gegossen wurden. Von seinen eigentlichen Kunstwerken aber, an deren Ausarbeitung er immer thätig blieb, indem er das höhere Ziel der Kunst nie ganz aus den Augen ließ, können nur jene Modelle in Wachs, Gyps und Schwefel angegeben werden, welche sein Sohn Joseph Nikolaus sorgfältig gesammelt und dem Ferdinandeum zu Innsbruck geschenkt hat. Darunter befinden sich außer den bereits angeführten zwei Preisstücken ein Original-Basrelief auf Schiefer und in Wachs, darstellend: „Das goldene Zeitalter“; – rothe Gypsabdrücke von kleineren Wachsbossirungen: „Das Bad der Diana“; – „Das Urtheil des Paris“. – „Eine Dame am Clavier“; – „Amor der Bogenschnitzer“; – „Anakreons Opfer“; – „Die Entstehung der Schauspiele“; – weiße Gypsabdrücke von Stahlarbeiten: „Medaille auf Kaiser Leopold II. vom Jahre 1790“; – „Zwei schwebende Mädchen“; Medaille mit dem Brustbilde des Altgrafen Salm“, die Salbung desselben zum Fürstbischof in Gurk vorstellend; – „Das Grabmal der Erzherzogin Christine“, bei den Augustinern in Wien“; – „Ein Holländer mit seinem Weibe“; – „Hygiea’s Kopf“; – „Triumphpforte zum Einzuge Sr. Majestät des Kaisers Leopold II. in Wien“; – rothe Schwefelabdrücke von Steinarbeiten: „Eine weibliche Figur, die ein Namensschild bekränzt“, in Krystall tief geschnitten; – „Aurora“, geschnitten in einen Opal, welcher eine Farbenlage, den Regenbogen vorstellend, hatte; – „Kopf der Ceres“, tief geschnitten in Chrysopras; – „Siegelring mit drei Figuren, den Schweitzerbund vorstellend“, tief in rothen Jaspis geschnitten; – „Meleager“, erhaben in Onyx gearbeitet; – „Ein Kind, auf einem Blatte schwimmend und eine Fusszehe in den Mund steckend“, in Amethyst; – „Ein Kind mit einem Namensschilde“, in Karneol; – „Ein Kind mit der Apolloleier“, in Topas; – „Amor mit dem Anker an einem Felsen“, in Karneol; – „Diana mit zwei Hunden“, in Jaspis; – „Kopf mit einer Schalkskrone“, in Jaspis – und „Antiken-Figuren“, in Topas. Dieß ist jedoch nur ein Theil von L.’s Arbeiten, viele andere befinden sich im Original zerstreut in Sammlungen und im Privatbesitze. Sein Eifer beim Antritte der Directorstelle in der Bossir- und Graveurschule berechtigte zu schönen Hoffnungen, so trug er sich mit einer gänzlichen Umstaltung der Graveurschule, entwarf zu diesem Zwecke neue Statuten, welche auch die ah. Genehmigung erhielten, verfertigte für das Studium seiner Zöglinge viele Basreliefs aus Ovid’s Verwandlungen u. dgl. m. Aber gerade dieser Feuereifer lähmte seine körperlichen Kräfte und entriß ihn zu früh der Anstalt, für die er nicht ein volles Jahr gewirkt.
Lang, Thomas (Director der k. k. Graveur- und Medailleurschule in Wien, geb. zu Schwaz im Unter-Innthale Tirols im Jahre 1749, gest. zu Wien 6. März 1812). Der Sohn eines Nagelschmieds, der in dem der reichen Silbergruben wegen einst so berühmten Marktflecken Schwaz lebte. Den ersten Unterricht erhielt der Knabe in dem nahe gelegenen Benedictinerstifte Fiecht, wo er als Kirchenbube diente, und schon damals allerlei Figuren aus Holz zu schnitzen versuchte. Der Vater hatte den Sohn zum Nagelschmied bestimmt, und verwendete ihn bereits bei seinen Arbeiten. Endlich aber bewirkte die Fürsprache einiger Anverwandten, daß er von diesem gemeinen Handwerke befreit wurde, jedoch nur, um ein anderes wenn auch etwas edleres: die Gärtnerei zu erlernen. So kam er zu dem Hofgärtner des damaligen Landesgouverneurs Grafen von Enzenberg in die Lehre, wurde 1769 als Gärtnergeselle freigesprochen, ging nun auf Wanderschaft und zwar zuerst nach Bayern, wo er, da er sich als geschickt erwies, bei den Buxanlagen in dem Schloßgarten zu Nymphenburg als Gärtner angestellt wurde. Zwei Jahre später trat er zu Kirchheim bei dem Hofgärtner des Grafen Fugger in Dienste, blieb aber dort nur kurze Zeit, worauf er in seine Heimat zurückkehrte. In Innsbruck wurde er Gärtner bei einem Privaten, zu gleicher Zeit verheirathete er sich. Bereits war er großjährig, als sich seiner eine eigenthümliche Schaffenslust und ein Drang zur Kunst bemächtigte, und er jede Minute, die ihm sein anstrengender Gärtnerdienst übrig ließ, benützte, um zu zeichnen und oft die Nächte zu Hilfe nahm, um aus Kupferbüchern zu copiren. Auch versuchte er es damals schon, Figuren aus Alabaster zu schneiden. Der Umstand, daß er im Jahre 1776 seinen Dienstherrn auf einer Reise nach Wien begleiten durfte, war für seine Zukunft entscheidend, denn als er dort in der Akademie der bildenden Künste alle die mannigfaltigen Kunstwerke sah, war auch sein Entschluß, selbst ein Künstler zu werden, alsbald gefaßt und er entschlossen, alle Hindernisse, die sich seinem Vorhaben entgegenstellen sollten, durch Energie und Ausdauer zu überwinden. Nach seiner Rückkehr aus Wien machte er sich nun ernstlich an die Arbeit, und ohne Lehrer, ohne fremde Hilfe vollendete er in seinen Mußestunden ein Basrelief aus Alabaster von einem und einem halben Schuh Höhe, eine- Beiträge zur Geschichte, Statistik, Naturkunde und Kunst von Tirol und Vorarlberg [92] (Innsbruck, 8°.) I. Jahrgang (1826) S. 308 bis 320. – Tirolisches Künstler-Lexikon (Innsbruck 1830, Fel. Rauch, 8°.) S. 139. – Staffler (Joh. Jac.), Das deutsche Tirol und Vorarlberg, topographisch mit geschichtlichen Bemerkungen (Innsbruck 1847, Felic. Rauch, 8°.) Bd. I, S. 644. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1838, E. A. Fleischmann, 8°.) Bd. VII, S. 281. – Wiener Zeitung, Nr. vom 11. März 1812. – Die Künstler aller Zeiten und Völker. Begonnen von Professor Fr. Müller, fortgesetzt von Dr. Karl Klunzinger (Stuttgart 1860, Ebner u. Seubert, gr. 8°.) Bd. II, S. 551.