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BLKÖ:Labitzky, Joseph

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Lábor, Joseph
Band: 13 (1865), ab Seite: 449. (Quelle)
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Labitzky, Joseph (Walzer-Componist, geb, in der Bergstadt Schönfeld im Egerer Kreise Böhmens 4. Juli 1802). Ein Jahr nach seiner Geburt übersiedelten seine Eltern von Schönfeld nach Petschau, wo der dortige Schullehrer und Regens chori Karl Veit den mit musikalischem Talente begabten Knaben im Gesange, Clavier- und Violin-, später auch im Flötenspiele unterrichtete und ihm die Elemente der Harmonielehre beibrachte. Im Alter von zwölf Jahren verlor L. seine Eltern und mußte sich nun selbst fortbringen, den musikalischen Unterricht ertheilte ihm aber Veit wie bisher. Schon um jene Zeit versuchte es L. mit kleineren Compositionen. Im Jahre 1820 spielte er während der Sommerszeit zu Marienbad, im folgenden Jahre zu Karlsbad in den Orchestern, welche sich dort während der Cursaison aufhalten. In letzterem Jahre stellte er bereits selbst ein Orchester zusammen, dessen Leitung er führte und mit welchem er in den Wintermonaten Kunstausflüge nach mehreren Städten Süddeutschlands unternahm. Auf diese Art besuchte er Regensburg, Nürnberg, Augsburg, München, dieses zu wiederholten Malen, 1827 und 1828, Wien, Stuttgart, und war im Jahre 1830, bei Ausbruch der ersten polnischen Revolution, auch in Warschau. Im Jahre 1835 übernahm er für beständig die Direction des Orchesters in Karlsbad und nahm nun auch daselbst seinen bleibenden Aufenthalt. Früher hatte er immer noch in Petschau und nur während der Badezeit in Karlsbad gewohnt. Seit er die Direction des Karlsbader[WS 1] Orchesters führte, entwickelte L. auch als Walzer- und Tanzmusik-Compositeur eine ungemein große Fruchtbarkeit. Ebenso durch die Curgäste, die sich aus allen Theilen der Welt in Karlsbad zusammenfinden, wie durch seine anmuthigen frischen Compositionen wurde sein Name immer bekannter und er bald mit Strauß und Lanner als Dritter im Bunde genannt. Bei seiner steigenden Beliebtheit dehnte er seine Kunstreisen bis St. Petersburg, welches er 1839, und London, welches er 1850 besuchte, aus. Seit dem letztgenannten Jahre verließ er aber Karlsbad nicht mehr und führt nun dort beständig die Leitung des Orchesters, welches er noch bis vor wenigen Jahren fleißig mit neuen eigenen Tanzcompositionen versorgte. Die Tanzcompositionen Labitzky’s haben bereits die Opus-Zahl 220 überstiegen; es sind Walzer, Ländler, Polka’s, Mazurka’s, entweder benannt nach beliebten Frauennamen, wie „Alexandrinen-Walzer“ (Op. 43); – „Sophien-Walzer“ (Op. 51); – „Elisabeth-Walzer“ (Op. 141); – „Amalien-Walzer“ (Op. 148); oder nach jenen Oertlichkeiten, denen der Compositeur mit seinen Tönen ein freundliches Andenken widmet, wie „Gruss an Paris. Polka“ (Op. 145); – „Gruss an Wien. 3 Polka“ (Op. 151); – „Die Rheinfahrt. Walzer in E“ (Op. 158); – „Die Egerländler. Walzer im Ländlerstyle in A[450] (Op. 165)[WS 2]; – „Klänge aus dem Böhmerwald. Mazur“ (Op. 155), oder aber nach anderen beliebt gewordenen Schlagwörtern und Erscheinungen des Tages, als: „Die Grenzboten. Walzer in F“ (Op. 156); – „Fliegende Blätter. Walzer in B-moll“ (Op. 161). Seine erste im Stiche erschienene Tanzcomposition sind die 1827 in München herausgekommenen „Nationalländler“ (Op. 1), und die letzte dem Herausgeber dieses Lexikons bekannte die „Moosrosen. Walzer“ (Op. 221). Ueberdieß hat L. sonst noch Compositionen, als, Streichquartette, Concerte, Divertissements, Variationen u. s. w. für Violine, Flöte, Clarinette und Horn geschrieben, deren Klänge nicht über das Weichbild des Curortes Karlsbad gedrungen und die nur im Manuscript vorhanden sind. Seit 1824 verheirathet, stammen aus dieser Ehe eilf Kinder, von denen drei sich der musikalischen Kunst zugewendet haben.Wilhelm und August[WS 3], beide im Conservatorium zu Prag zu Violinspielern ausgebildet, haben bereits einige Kunstreisen unternommen, und lebt jetzt Ersterer zu Toronto in Britisch-Canada[WS 4], Letzterer als Violinspieler im Orchester seines Vaters zu Karlsbad. – Eine Tochter Toni L., von der Gesanglehrerin Marchesi-Graumann in Wien im Gesange ausgebildet, ist zur Zeit Sängerin beim Stadttheater zu Frankfurt a. M. Labitzky ist ein ebenso tüchtiger Director seiner gut geschulten Capelle, als ihm auch ein nicht gewöhnliches Compositionstalent zuerkannt wird. Wenngleich vornehmlich auf dem untergeordneten Gebiete der Tanzmusik thätig, besitzen doch seine Arbeiten, weit über die handwerksmäßige Technik hinaus, Poesie und sind von lieblicher Erfindung. Auch verstand er es mit seltenem Geschicke, die böhmischen Nationalweisen mit den verlockenden Harmonien seiner Tänze zu verweben und dadurch den volksthümlichen Reiz dieser letzteren zu steigern. Wenn aber von einer Seite bemerkt wird, „in seinen Tanzcompositionen wehe noch jene süße Poesie, die sich seit Strauß’s Tagen aus der Tanzmusik immer mehr und mehr verliere und zuletzt in gemeinen Realismus auflöse“, so dürfte doch nichtsdestoweniger alle Lieblichkeit und Poesie der Labitzky’schen Tänze noch immer hinter jener der Tänze von Strauß und Lanner zurückbleiben.

Neues Universal-Lexikon der Tonkunst. Angefangen von Dr. Julius Schladebach, fortges. von Eduard Bernsdorf (Dresden, R. Schäfer, gr. 8°.) Bd. II, S. 689. – Schilling (G. Dr.), Das musikalische Europa (Speyer 1842, F. C. Neidhard, gr. 8°.) S. 202 [nach diesem geb. 1810]. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen und New-York, Bibliograph. Institut, gr. 8°.) Erste Auflage, Bd. XIX, Abthlg. 1, S. 679. – Schubert (Julius), Musikalisches Handbuch. Eine Encyklopädie für Tonkünstler und Musikfreunde (Leipzig und New-York, kl. 8°.) S. 154 [nach diesem geb. 1810]. – Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Frz. Lad. Rieger (Prag 1859, Kober, Lex. 8°.) Bd. IV, S. 1023 [erscheint da in čechischer Schreibweise: Labický].

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Karlbader.
  2. Vorlage: (Op. 161).
  3. August Labitzky (Wikipedia).
  4. Vorlage: Brittisch-Canada.