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BLKÖ:Kuefstein, Johann Ferdinand (III.) Graf

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 13 (1865), ab Seite: 317. (Quelle)
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Kuefstein, Johann Ferdinand (III.) Graf (Staatsmann, geb. 18. October 1752, gest. zu Wien 23. November 1818). Der zweitgeborne Sohn des Grafen Johann Ferdinand (II.) aus dessen Ehe mit Maria Anna Gräfin Dietrichstein. Da sein Bruder Johann Joseph schon im Alter von 24 Jahren starb, wurde Johann Ferdinand Majoratsherr. Dem Staatsdienste sich widmend, wurde er Stadthauptmann von Wien, dann niederösterreichischer Regierungsrath, wirklicher Hofrath und provisorischer Vice-Präsident der niederösterreichischen Regierung. Ferner war der Graf auf schriftstellerischem Gebiete thätig und hat einige humanistisch-volkswirthschaftliche Schriften theils mit, theils ohne Namen veröffentlicht, u. z.: „Versuch einer Beantwortung der Frage: was ist Wucher und durch welche Mittel ist demselben ohne Strafgesetze Einhalt zu thun“ (Wien 1789, 8°.); – „Ueber das Benehmen bei Cridafällen, ein Spiegel der Wahrheit für Advocaten“ (ebd. 1791, gr. 8°.); – „Wichtigkeit der Wuchergesetze, ein Gegenstück zu von Kees Abhandlung über Aufhebung der Wuchergesetze“ (ebd. 1791, gr. 8°.); – „Wider den Arrest der Civilschuldner“ (ebd. 1791, gr. 8°.); – „Ueber den Werth des Grund und Badens in Beziehung auf den Staat überhaupt u. s. w.“ (ebd. 1792, gr. 8°.); – „Ueber den Nutzen der Arbeits-Anstalten“ (ebd. 1795, 2. Aufl. 1802, gr. 8°.). Die vier erstgenannten Schriften sind anonym erschienen. Der Graf war auch ein großer Musikfreund, der nicht nur selbst die Violine mit Virtuosität spielte, sondern überhaupt ein Kenner und Förderer der [318] Tonkunst war. Eine in Träg’s Katalog angeführte Clavier-Composition des Grafen weist darauf hin, daß er auch componirte; als Dirigent großer Tonwerke aber stand in den Kunstkreisen seiner Zeit sein Name im besten Rufe, wie denn auch die 1796 im fürstlich Auersperg’schen Palaste aufgeführte, von dem Grafen dirigirte Oper „Axur“ einen Beleg für dieses Talent des Grafen gab. Der Graf bekleidete neben dem Erbamte eines Obersten-Erbland-Silberkämmerers beider Erzherzogthümer noch jenes eines Hof- und Kammermusik-Directors oder sogenannten Hofmusikgrafen. Der Graf war (seit 29. Jänner 1781) mit Maria Theresia Gräfin von Colloredo (geb. 17. Februar 1763, gest. 14. März 1800) vermält und stammt aus dieser Ehe das jetzige Haupt den Familie, Graf Franz Seraphicus [S. 314, Nr. 4].

Gerber (Ernst Ludwig), Neues Historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler (Leipzig 1813, Kühnel, gr. 8°.) Bd. III, Sp. 138. – Wißgrill (Franz Karl), Schauplatz des landsässigen Nieder-Oesterreichischen Adels vom Herren- und Ritter-Stande (Wien 1804, 4°.) Bd. V, S. 311.