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BLKÖ:Kubinyi, August von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 13 (1865), ab Seite: 288. (Quelle)
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Kubinyi, August von (Naturforscher, geb. zu Videfalva im Neograder Comitate 30. Mai 1799). Entstammt einem alten ungarischen, vielverzweigten Adelsgeschlechte. Seine erste Erziehung erhielt er im Elternhause. Von 1808 bis 1811 setzte er die Studien in Neusohl fort und trieb schon damals mit besonderer Vorliebe Botanik und Ornithologie. Im J. 1812, erst 13 Jahre alt, machte er schon zu naturhistorischen Zwecken eine Reise durch das Neograder, Gömörer, Tornaer und Zipser Comitat. Im nämlichen Jahre bezog er das Debrecziner Collegium, wo er bis 1814 blieb, worauf er nach Pesth ging, um auf der dortigen Hochschule die Rechtsstudien zu beenden. Im Jahre 1819 wurde er beeideter Notär (Jurat) bei der königlichen Tafel. Während seiner Berufsstudien blieb er aber seiner Neigung für Naturwissenschaft, zu der sich noch jene für Archäologie gesellte, treu, war ein fleißiger Besucher des National-Museums und des botanischen Gartens; machte 1816 einen Ausflug nach Galizien und dann fast jährlich in den Sommermonaten andere, bald größere, bald kleinere Reisen zu naturhistorischen Zwecken. Im Jahre 1821 begann er als Vicenotär des Neograder Comitates seine öffentliche Laufbahn. Er wurde später Obercommissär im nämlichen Comitate und blieb in demselben bis 1842. Als Protestant eifrigen Antheil an den Angelegenheiten seiner Kirche nehmend, wurde er schon im Jahre 1827 und 1837 zum Senioral-Inspector gewählt. Im Jahre 1843 erfolgte seine Ernennung zum Director des ungarischen National-Museums, welche Stelle er zur Stunde bekleidet. Um aber dieses großartige Institut in einer den Forderungen der Wissenschaft in der Gegenwart entsprechenden Weise zu organisiren, unternahm er, bevor er sein Amt antrat, eine Rundreise durch Deutschland, auf welcher er sich mit den Einrichtungen der bedeutendsten Museen, deren er über zwanzig besuchte, in allen Einzelnheiten bekannt machte. Im Jahre 1845 erfolgte seine Ernennung zum kön. Rath. K. zählt zu den unermüdlichen Förderern der Wissenschaft und seinen unmittelbaren Anregungen verdankt die Nation mehrere großartige und nützliche Institute. Noch als Senioral-Inspector des Neograder Comitats begründete er in demselben das National-Institut (nemzeti intézet), eine Anstalt, deren Zweck Volksbildung ist und von deren Einkünften Kinder, ohne Unterschied der Religion, mit nützlichen Büchern unentgeltlich betheilt werden. Im Neograder Seniorate stiftete K. eine Bibliothek, welche in der Losonczer Senioratsschule aufgestellt und mit welcher später ein Lese- und literarischer Verein verbunden wurde. Zur Förderung dieses letzteren setzte K. aus eigenen Mitteln einen Preis von 12 Ducaten aus und veröffentlichte dessen Arbeiten in den Jahren 1844 und 1845 auf eigene Kosten. Mit allen Kräften förderte K. die von Franz Bene [Bd. I, S. 265] nach dem Muster der Wanderversammlungen deutscher Naturforscher in’s Leben gerufenen Versammlungen ungarischer Aerzte und Naturforscher; ferner den naturhistorischen Verein, bei welchen beiden er öfter als Präses oder Vicepräses fungirte. Für letzteren machte er außerdem eine Stiftung von 300 fl., welche den Zweck hatte, durch Preisfragen die Thätigkeit der Vereinsmitglieder [289] zu steigern. Zu einem anderen ersprießlichen Unternehmen gab ihm die fünfzigjährige Jubelfeier des Erzherzogs Palatin Joseph guten Anlaß. Er brachte einen National-Bildergallerie-Verein in Vorschlag; dieser sollte im Wege freiwilliger Zeichnung das lebensgroße Porträt des im Lande so sehr geliebten und verehrten Jubilars, des Erzherzogs Palatin, anfertigen lassen, der Ueberschuß aber zur Errichtung einer neuen Abtheilung der Bildergallerie, in welcher nur Werke ungarischer Künstler aufgenommen werden sollten, verwendet werden. Das Ergebniß war ein so günstiges, daß gleich zu allem Anbeginn ein Ueberschuß von 10.000 fl. zu diesem Zwecke verblieb und die Gallerie mit dieser Summe und den freiwilligen Spenden in kürzester Zeit über hundert Gemälde ungarischer Künstler erwarb. Als im Jahre 1849 in Folge der Katastrophe, von welcher die Stadt Losoncz heimgesucht worden, auch die dortigen Bibliotheken ein Raub der Flammen wurden, erließ K. sofort einen Aufruf zur Gründung einer Losonczer öffentlichen Bibliothek, spendete selbst ein ansehnliches Geschenk an Büchern und ein schöner Erfolg krönte dieses Unternehmen. Im Jahre 1857 zählte diese Bibliothek bereits über 9000 Bände; die Losonczer aber hatten K. aus Dankbarkeit zum lebenslänglichen Vorsteher derselben gewählt. Noch entstand über K.’s Anregung im Jahre 1851 der geologische Verein für Ungarn, durch welchen alle gesammelten Mineralien und Petrefacten in die mineralogische und geologische Abtheilung des National-Museums abgeliefert werden. Auch auf schriftstellerischem Gebiete ist K. seit Jahren thätig und außer mehreren Arbeiten, welche in den gedruckten Verhandlungen der ungarischen Akademie und anderer wissenschaftlichen Vereine, denen K. angehört, enthalten sind, gab er selbstständig heraus: „Magyarországi mérges növények“, d. i. Die Giftpflanzen Ungarns (Pesth 1842, mit 30 Tafeln, 8°.); – „Magyar nemzeti Muzeum“, d. i. Das ungarische National-Museum (ebd. 1848); – „Szegszárdi régiségek“, d. i. Szegßarder Alterthümer (ebd. 1835). K. ist mehrfacher Weise ausgezeichnet worden, so erfolgte im Jahre 1857 seine Erhebung zur Würde eines k. k. Kämmerers’. im Jahre 1843 wurde K. Ehren-, später dirigirendes Mitglied der ungarischen Akademie; ferner haben ihn die moldauische, Sachsen-Altenburger, Mainzer, Wiesbadener naturhistorische, die Regensburger botanische Gesellschaft, die Amsterdamer Gelehrten-Gesellschaft: Natura artis magistra, das Instituto archeologico di Roma zu ihrem Mitgliede erwählt; Portugal und Hessen-Darmstadt ihn mit ihren Orden, Preußen und Württemberg aber mit ihren Gelehrten-Medaillen ausgezeichnet. Ueber seinen Bruder Franz siehe das Nähere in den Quellen.

Vasárnapi ujság, d. i. Sonntags-Zeitung (Pesth, gr. 4°.) 1857, Nr. 39: „Biographie“ [mit Porträt im Holzschnitt]. – Ujabb kori ismeretek tára, d. i. Neues ungarisches Conversations-Lexikon (Pesth 1850, Gustav Heckenast, gr. 8°.) Bd. V, S. 159. – Magyar irók. Életrajz-gyüjtemény. Gyüjté Ferenczy Jakab és Danielik József, d. i. Ungarische Schriftsteller. Sammlung von Lebensbeschreibungen. Von Jacob Ferenczy und Jos. Danielik (Pesth 1856, Gust. Emich, 8°.) I. Theil, S. 288. – Nagy (Iván), Magyarország családai czimerekkel és nemzékrendi táblákkal, d. i. Die Familien Ungarns mit Wappen und Stammtafeln (Pesth 1860, Moriz Ráth, 8°.) Bd. VI, S. 477–496 [mit 9 Stammtafeln und zwei Wappen-Abbildungen]. – Dux (Adolph), Das ungarische National-Museum. Eine Skizze (Pesth 1858, gr. 8°.) S. 45. – Sonntags-Zeitung (Pesth, 4°.) 1858, Nr. 4, S. 27 [290] [mit Kubinyi’s Porträt im Holzschnitt]. – Kanitz (August), Geschichte der Botanik in Ungarn. Gedruckt in 70 Exemplaren (Hannover 1864, 12°.) S. 130. – Gallerie denkwürdiger Persönlichkeiten der Gegenwart. Nach Originalzeichnungen, Gemälden, Statuen und Medaillen (Leipzig, J. J. Weber, Fol.) Bd. II, Sp. 75. –