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BLKÖ:Khell von Khellburg, Joseph

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 11 (1864), ab Seite: 208. (Quelle)
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Khell von Khellburg, Joseph (Numismatiker und Priester der Gesellschaft Jesu, geb. zu Linz 15. August 1714, gest. zu Wien 4. November 1772). [209] Entstammt einem älteren österreichischen Adelsgeschlechte, in welchem schon am 14. Februar 1585 die Gebrüder Michael, Melchior und Wolfgang Khell einen Adelsbrief, am 7. März 1657 aber Johann Georg und Georg Khell den Adelstand mit dem Prädicate Khellburg und Wappenbesserung durch jenes des ausgestorbenen Geschlechtes der Uebelbacher erhalten haben. Der Obige, Joseph, ein Sohn des Wolfgang Wilhelm Khell von Kh., trat im Jahre 1729 in den Orden der Gesellschaft Jesu, in welchem er, während er selbst den philosophischen und theologischen Studien oblag, in den unteren Schulen zu Klagenfurt lehrte. Dann kam er nach Linz, später nach Wien in die Theresianische Ritterakademie, wo er Philosophie vortrug und sich als Anhänger Des Cartes kundgab. Darauf kam er an die Universität, wo er durch sechs Jahre die griechische und hebräische Sprache und durch drei Jahre die heilige Schrift lehrte. Nachdem er die theologische Doctorwürde erworben, kehrte er in’s Theresianum zurück. Dort übernahm er nach E. Froelich’s [Bd. IV, S. 375] Tode die Aufsicht über die Garellische, nach ihrem Gründer so benannte (und nicht, wie es bei Meusel heißt, Granellische) Bibliothek, lehrte aber zugleich durch zwei Jahre Geschichte und dann bis zu seinem Tode Numismatik und Alterthumskunde. Auch hat er einige Zeit Experimentalphysik vorgetragen. K. stand mit den Gelehrten seines Faches in lebhaftem Briefwechsel, den er vornehmlich von seinem Vorgänger Frölich übernommen; auch machte er, um das Studium der Numismatik zu fördern, und demselben allenthalben Freunde zu gewinnen, Reisen nach Italien, Deutschland, besonders aber in heimatliche Stifte, wo seine Anregungen nicht auf unfruchtbaren Boden fielen. K. war auf schriftstellerischem Gebiete in mehreren Fächern, als dem numismatischen, theologischen und physikalischen, thätig. Seine Schriften sind: „Sermo panegyricus D., Joanni Theologorum patrono dictus“ (Viennae 1742, Fol.); – „Sermo de Ser. Caroli Archiducis feliciss. ortu dictus Viennae ...“ (ebd. 1745, Fol.); – „Autoritas utriusque libri Machabaeorum canonico-historico adserta et Frölichiani Annales Syriae defensi adversus Commentationem historico-criticam God. Wernsdorfii“ (ebd. 1749, 4°.); man vergleiche darüber Frölich’s Biographie in diesem Lexikon an bezeichneter Stelle; – „Physica ex Recentiorum Observationibus accomodata usibus Academicis“. Tomi duo (Viennae 1751–1757, 4°.); – „De Epocha Historiae Ruth Dissertatio“ (Viennae et Pragae 1756, 8°.); – „Epicrisis Censurae Lipsiensis Cal. Jan. 1756 latae in Librum Vindobonae ... editium inscriptumque: Numismata Cimelii Caes. Reg. Aust.“ (Viennae 1756, 4°.); da K. mit Frölich, de France und Duval [Bd. III, S. 401] an dem Kataloge der antiken Münzen der kaiserl. Sammlung arbeitete, so hielt er sich auch berufen, gegen die oberwähnte Leipziger Kritik aufzutreten; – „Ecloge observationum in N. T. libros. Decas I et II“ (Viennae et Pragae 1756 et 1757, 8°.); in der ersten Decade befindet sich seine Abhandlung über den Dämon Sars; – „Ad perill. S. R. J. equitem J. Joan. Hauerum ... epistolae duae de totidem nummis aeneis nummophylacii Haueriani“ (Viennae 1761, editio altera cum praefatione apologetica adc. Jos. Monsbergeri libellum 1766, 4°.); es sind diese zwei Episteln an den J. J. Hauer gerichtet, [210] dessen in meinem Lexikon, Bd. VIII, S. 57, Nr. 7, gedacht ist; in der zweiten Epistel bezweifelt K. die Echtheit der in Hauer’s Sammlung befindlichen Medaille der Vespasia Polla und belegt seine Zweifel mit Gründen; – „Adpendicula ad numismata graeca populorum et urbium a Jac. Gesnero tabulis aeneis repraesentata opera et studio Aloys. Comit. Christiani“ (ebd. 1762, 4°.); – „Thesauri britanici pars I, seu Museum nummarium, complexum nummos graecos et latinos omnis metalli et formae nondum editos, depictos et descriptos a Nic. Franc. Haym Romano interprete Aloysio Com. Christiani“ Pars. I et II (Viennae 1662, 1664, 4°.); – „De numismate Augusti aureo formae maximae ex ruderibus Herculani eruto ...“ (ebd. 1765, 4°.); dieses Büchlein erschien auch im nämlichen Jahre zu Neapel mit einer Widmung an den Minister Tanucci und ist ganz abgedruckt in den Novis actis Eruditorum 1765, December; – „Epicrisis observationum Cl. Bellay Acad. Paris. in nummum Magniae Urbicae, Aug.“ (ebd. 1767, 4°.); – „Ad numismata imperatorum romanorum aurea et argentea a Vaillantio edita a Cl. Baldinio aucta ex solius Austriae utriusque aliisque aliquibus Museis supplementum a Julio Caesare usque ad Comnenos se porrigens“ (ebd. 1767); – „Mnemosyna ad rem numismaticam“ (ebd. 1771, 8°.); auch stehen im 5. Bande (S. 315) von Murr’s Journal zur Kunstgeschichte vier an Murr gerichtete Briefe numismatischen Inhalts; seiner Theilnahme an der Herausgabe des Katalogs der kaiserlichen Münzensammlung wurde schon oben gedacht; noch ist zu bemerken, daß er nach Frölich’s Tode dessen nachgelassenes Werkchen: „De familia Vaballathi nummis illustrata opusculum posthumum“ (Wien 1761, 4°.) herausgab. Denis, Khell’s Nachfolger an der Garellischen Bibliothek, der auch mehrere Werke Khell’s einer ausführlicheren Beurtheilung unterzieht, schreibt über ihn: „Khell gab Frölichen sowohl an Gründlichkeit als Ausdehnung der Kenntnisse wenig nach; er begriff aber und arbeitete langsamer. Sein Umgang war etwas steif und trocken; doch besaß er dabei das redlichste deutsche Herz, das aller Verstellung ganz unfähig war.“ Unter seinen Schülern erwarb Joseph Eckhel [Bd. III, S. 423] europäischen Ruhm.

Saxii Onomasticon. P. VII, p. 176 et seq.. – Bergmann (Joseph), Pflege der Numismatik in Oesterreich im XVIII. Jahrhundert mit besonderem Hinblick auf das k. k. Münz- und Medaillen-Cabinet in Wien (Wien 1856, Staatsdruckerei, gr. 8°.) Heft I, S. 30 [auch in den „Sitzungsberichten der philos. histor. Classe der kais. Akademie der Wissenschaften“, Bd. XIX, S. 58]. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. VI, im Supplement S. 509 [nach diesem geb. um 1720, gest. 4. December 1772]. – Stoeger (Joh. Nep.), Scriptores Provinciae Austriacae Societatis Jesu (Viennae 1855, Lex. 8°.) p. 182. [nach diesem geb. 13. August 1714]. – Pillwein (Benedict), Linz, Einst und Jetzt, von den ältesten Zeiten bis auf die neuesten Tage (Linz 1846, J. Schmid, 8°.) Bd. II, S 38 [nach diesem gest. 3. December 1772]. – Denis (Michael), Die Merkwürdigkeiten der Garellischen Bibliothek (Wien, 4°.) Bd. I, S. 20 u. f. – Meusel (Johann Georg), Lexikon der vom Jahre 1750 bis 1800 verstorbenen teutschen Schriftsteller (Leipzig 1806, Gerhard Fleischer, 8°.) Bd. VII, S. 4 [auch nach diesem gest. 4. December 1772]. – Poggendorff (J. C.), Biographisch-literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften (Leipzig 1829, J. Ambr. Barth, gr. 8°.) Sp. 1252. – Nouvelle Biographie générale ... publiée par MM. Firmin Didot frères, sous la direction de M. le Dr. Hoefer (Paris, 8°.) Tome XXVII, p. 677.