BLKÖ:Kaprinai, Stephan
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 10 (1863), ab Seite: 453. (Quelle) | |||
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Andr. Max. Fredro [Bd IV, S. 347 im Texte zu Alexander Graf Fredro und in den Quellen] und ein Handbuch der verschiedenen philosophischen Systeme älterer und neuerer Zeit (beide zu Klausenburg, ersteres 1750, letzteres 1751) gedruckt erschienen sein. Einen ungleich größeren Schatz hat er aber [454] handschriftlich hinterlassen. Es befinden sich darunter eine „Bibliotheca scriptorum S. J.“, als Supplement zu des David Czwittinger res Hungariae litteria; eine „Abhandlung über den Geschichtschreiber Samuel Timon S. J.; über die Stadt Kaschau und die von ihr geprägten Münzen; über die Münzen der ungarischen Könige aus dem Hause Anjou; des Bischof von Vacz und ungarischen Reichskanzlers Stephan Brodericius Beschreibung der Schlacht bei Mohacs; die Series praepositorum Conventus B. Joannis Bap. de Jaszow Ord. Praemonstr., und Series praepositorum Conventus S. Crucis de Lelesz; beiden Abhandlungen geht die Geschichte des Ursprungs und der Stiftungen der genannten Klöster voraus; ferner Analecta inscriptionum sepulcralium Regni Hungariae, Analecta Diplomatum Regni Hungariae und noch vieles andere. Insbesondere hat K. über die Numismatik Ungarns und Siebenbürgens vieles gearbeitet. Ein großer Theil dieser wichtigen Handschriften wird in der Ofner Universitätsbibliothek aufbewahrt.
Kaprinai, Stephan (gelehrter Jesuit, geb. zu Neuhäusel (Ersek Ujvár) im Neutraer Comitate 14. September 1714, gest. 10. December 1786). Trat 1729, 15 Jahre alt, in den Orden der Gesellschaft Jesu, in welchem er die theologischen Studien beendete, zugleich aber frühzeitig im Lehramte verwendet wurde. Nachdem er die theologische Doctorwürde erworben, kam er als Prediger zuerst nach Nagy-Banya, dann nach Großwardein, darauf nach Klausenburg als Professor der Philosophie, von dort nach Raab wieder als Prediger. Nach zweijähriger Dienstleistung als solcher ging er bleibend in’s Lehramt über und versah es zuerst in Erlau, dann zu Kaschau wo er anfänglich Geschichte, weltliche und geistliche Beredsamkeit, später Kirchenrecht und heilige Schrift vortrug, bis er im Jahre 1764 zum Historiographen seines Ordens erwählt wurde, welches Ehrenamt er bis zur Aufhebung desselben versah. Als K. noch mit dem Unterrichte beschäftigt war, richtete er besonders auf die Zigeuner sein Augenmerk und verwendete viel Zeit und Mühe auf dieses geheimnißvolle, der Gesittung auf die Dauer schwer zugängliche Volk. Als er aber später als Historiograph seines Ordens, wozu er seiner geschichtlichen, seit Jahren mit beharrlichem Eifer vorgenommenen Forschungen wegen, ernannt wurde, thätig war, blieb kein Archiv, keine Bücher-, Münzen-, Karten- und Handschriften-Sammlung von ihm undurchforscht, und gelang es ihm auch manchen wichtigen geschichtlichen Schatz, welcher sonst vielleicht der Vergessenheit verfallen wäre, zu Tage zu fördern. K. hat mehrere Werke in lateinischer und ungarischer Sprache herausgegeben. Seine Schriften sind in chronologischer Folge: „Sylvulae seu varia Elegiarum artificia ...“ (Claudiopoli 1737, 12°.); – „Prima Joannis Francisci Regis S. J. .. in Sanctos relati solemnia ...“ (ebd. 1738, 8°.); – „Lojola Sz. Ignácz dicsérete“, d. i. Lobrede auf den heil. Ignatius von Lojola (Kaschau 1745, 4°.); – „Oratio funebris pro L. B. Joanne Bornemisza Vigiliarum praefecto generalis“ (Claudiopoli 1747, 4°.); – „Úrnapi bizyonyitás, mellyet á Sz, irásból, régi Sz. Atyákból ’s egiházi historiákból ákból fel tett jegyzésekkel“, d. i. Der Frohnleichnamsbeweis von dem Abendmahle des Herrn, aus den Schriften der heiligen Väter und der Kirchengeschichte gezogen (Kaschau 1755); – „Institutio eloquentiae sacrae generatim usui tironum ....“ Tomi duo (ebd. 1758, 8°.); – „Hungaria diplomatica temporibus Mathiae de Hunyad Regis Hungariae“. Tomi duo (Vindobonae 1767 et 1771, 4°.); der erste Band dieses wichtigen und schon ziemlich seltenen Werkes enthält die Geschichte der Wahl des Mathias Hunyades mit den Abbildungen seiner Münzen; der zweite die Analecten aller, die Geschichte seiner Regierung beleuchtenden Urkunden, mit einer historisch-diplomatischen Einleitung und mit Scholien über die Zeit von dem Interregnum bis zum Jahre 1461; der dritte Band dieses Werkes ist von der Censur unterdrückt worden und nicht bekannt, wohin er gekommen. Auch soll von Kaprinai eine ungarische Uebersetzung der „Norma principium“ des- Magyar irók. Életrajz-gyüjtemény. Gyüjték Ferenczy Jakab és Danielik József, d. i. Ungarische Schriftsteller. Sammlung von Lebensbeschreibungen. Von Jacob Ferenczy und Joseph Danielik (Pesth 1856, Gustav Emich, 8°.) S. 235 [nach diesem geb. 12. August 1717]. – Horányi (Alexius), Memoria Hungarorum et Provincialium scriptis editis notorum (Viennae 1776, Ant. Loewe, 8°.) Tom. II, p. 293 [nach diesem geb. 14. September 1714]. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. III, S. 153 [führt ihn irrig als Kapriani auf]. – Stoeger (Joh. Nep.), Scriptores Provinciae Austriacae Societatis Jesu (Viennae et Ratisbonae 1855, Lex. 8°.) p. 168. – (De Luca) Das gelehrte Oesterreich. Ein Versuch (Wien 1776, Ghelen’sche Schriften, 8°.) I. Bandes 1. Stück, S. 226 [nach diesem geb. 14. September 1724]. – Leidenfrost (Karl Florentin), Historisch-biographisches Handwörterbuch der denkwürdigsten, berühmtesten und berüchtigtesten Menschen aller Stände, Zeiten und Nationen (Ilmenau 1825, B. F. Voigt, 8°.) B. III, S. 240 [nennt ihn auch unrichtig Kapriani]. – Fejér (Georgius), Historia Academiae Scientiarum Pazmaniae Archi-Episcopalis ac M. Theresianae regiae literaria (Budae 1835, typ. Universitatis, 4°.) p. 54 et 82.