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BLKÖ:Kandler, Franz Sales

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Kandler, Peter
Band: 10 (1863), ab Seite: 426. (Quelle)
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Kandler, Franz Sales (Musikgelehrter, geb. zu Klosterneuburg bei Wien 23. August 1792, gest. zu Wien 26. September 1831). Sohn eines Schullehrers, der den Knaben in der Musik unterrichtete und ihn 1802 als Sängerknabe der Hofcapelle im k. k. Convicte unterbrachte. Nachdem er die philosophischen und Rechtsstudien an der Wiener Hochschule beendet, und sich vom Unterrichtertheilen erhalten hatte, wurde er 1815 beim Hofkriegsrathe in Wien angestellt, von dort, da er die Kenntniß der italienischen Sprache besaß, 1817 nach Venedig übersetzt, 1821 aber nach Neapel zu der dort stationirten k. k. Armee beordert. Im Jahre 1826 wurde er wieder nach Wien zurück berufen, erhielt die Stelle eines Feldkriegsconcipisten, war aber, als 1831 die Cholera ausbrach, in Baden, wohin er sich seines Fußleidens wegen zum Gebrauche der dortigen Bäder zurückgezogen hatte, eines ihrer ersten Opfer. K. besaß eine vielseitige wissenschaftliche Bildung und gründliche musikalische Kenntnisse. Im Generalbasse und in der Harmonielehre hatte ihn Albrechtsberger [Bd. I, S. 12] unterrichtet; überdieß benützte er auch die Winke, welche ihm Salieri und Gyrowetz [Bd. VI, S. 62] ertheilten. Anfänglich warf er sich auf die Composition und schrieb mehrere Kirchenstücke. Später fühlte er sich mehr zu schriftstellerischen Arbeiten über die Geschichte der Musik berufen und machte namentlich während seines Aufenthaltes in Italien Studien über die italienische Musik und stellte darüber in den Archiven und Bibliotheken von Venedig, Mailand, Bologna, Rom, Neapel eingehende Forschungen an. Seine Arbeiten nach dieser Richtung veröffentlichte er vornehmlich in musikalischen Zeitungen. Selbstständig hat er erscheinen lassen: „Cenni storico-critici intorno alla vita ed alle opere del celebre compositore Giovanni Adolfo Hasse, detto il Sassone“ (Venedig 1820), wovon noch im nämlichen Jahre eine 2. Auflage erschien; – „Ehren-Spiegel der k. k. österreichischen Armee. Eine Darstellung derjenigen k. k. Militärindividuen, welche in- und ausländische Ritterorden, Würden u. s. w. besitzen ...“ (Wien 1831, gr. 8°.), kaum mehr als neben der Ordensbeschreibung ein Namensschema der Ordensträger. Becker in seinem Anhange zur „Darstellung der musikalischen Literatur“ (Leipzig 1839, Friese, 4°.) S. 22, gedenkt nach einer Mittheilung von A. Fuchs nachfolgender Schrift Kandler’s: „Cenni storico-critici sulle vivende e lo stato attuale della musica in Italia“ (Venedig 1836, 8°.), welche in den Büchercatalogen nicht erscheint. In seiner letzten Zeit beschäftigte er sich mit einer Uebersetzung der von Abbate Gius. Baini über Palestrina verfaßten Biographie. Aber erst R. G. Kiesewetter gab sie mit einem Vorworte und gelegentlichen Anmerkungen aus K.’s Nachlasse unter dem Titel: „Ueber das Leben und die Werke des G. Pierluigi da Palestrina, genannt der Fürst der Musik ... Nach den Memorie storico-critiche des Abbate G. Baini verfaßt und mit historisch-kritischen Zusätzen begleitet (Leipzig 1834, gr. 8°.) heraus. Außerdem schrieb er noch folgende größere Aufsätze, in der Leipziger musikalischen Zeitung: Ueber den gegenwärtigen Culturzustand des königlichen Musikcollegiums in Neapel, mit einem Rückblicke auf die einstigen Conservatorien dieser Stadt“ (Bd. 23, S. 842, 849 und 869); – in der Cäcilia: „Musikzustand von Neapel im Jahre 1826“ (1827, Bd. VI, S. 235 bis 296); – in der Allgemeinen musikalischen [427] Zeitung in Wien: „Rückblicke auf die Chronometer und Herrn Mälzel’s neueste Chronometerfabrik in London“ (1817, S. 33–36, 41–43, 49–52 und 57–58) – und in der Wiener Zeitschrift für Theater und Mode: „Erwiderung auf Herrn Carpani’s Sendschreiben über den Freischütz von C. M. v. Weber und dessen Ansichten“ (1824, S. 838–884). Mehrere Musikvereine und philharmonische Gesellschaften Italiens und des Kaiserstaates haben K. zu ihrem Ehrenmitgliede ernannt. Er würde, bei seinen tüchtigen Kenntnissen, gewandter Schreibart und kritischem Scharfblicke, unter den Musikschriftstellern eine hervorragende Stelle eingenommen haben, wenn ihn nicht der Tod so früh – er zählte, als er starb, erst 39 Jahre – dahingerafft hätte.

Gaßner (F. S. Dr.). Universal-Lexikon der Tonkunst. Neue Handausgabe in einem Bande (Stuttgart 1849, Frz. Köhler, Lex. 8°.) S. 473. [Daselbst befindet sich in Kandler’s Lebensskizze folgende unbegreifliche Stelle: „K. starb 1826 als eines der ersten Opfer der kaum erst ausgebrochenen Cholera, und zwar am 26. September 1831 im 3 Meilen entfernten Curorte Baden“. Also er wäre zweimal, zuerst 1826, dann 1831 gestorben.] – Universal-Lexikon der Tonkunst. Angefangen von Dr. Jul. Schladebach, fortgesetzt von Ed. Bernsdorf (Dresden, Schäfer, Lex. 8°.) Bd. II, S. 563. – Nouvelle Biographie générale ... publiée par MM. Firmin Didot frères, sous la direction de M. le Dr. Hoefer (Paris, 1850 et s., 8°.) Tome XXVII, p. 402. – Neuer Nekrolog der Deutschen (Ilmenau, B. F. Voigt, kl. 8°.) IX. Jahrgang (1831), S. 1246. – Becker (Carl Ferdinand)[WS 1], Systematisch-chronologische Darstellung der musikalischen Literatur (Leipzig 1836, Rob. Friese, 4°.) S. 89, 175, 182, 259, Anhang S. 22 u. 137 [nach diesem geb. 1794].

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Carl Friedrich. Korrigiert nach Becker, Karl Ferdinand (ADB).