Zum Inhalt springen

BLKÖ:Holzer, Johann Evangelist

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Holzeisen, Anton
Nächster>>>
Holzer, Joseph
Band: 9 (1863), ab Seite: 248. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Johann Evangelist Holzer in der Wikipedia
Johann Evangelist Holzer in Wikidata
GND-Eintrag: 118706810, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Holzer, Johann Evangelist|9|248|}}

Holzer, Johann Evangelist (Historienmaler, geb. zu Burgeis in Tirol 1709, gest. auf dem churcölnischen Lustschlosse Clemenswerth 21. Juli 1740). Der Sohn eines Müllers, sollte er dem geistlichen Stande sich widmen und wurde frühzeitig in der lateinischen Sprache unterrichtet. Da sich aber sein Talent für die Kunst deutlich kundgab und er zum Gelehrtenstande keine Neigung zeigte, gab der Vater nach und übergab ihn einem Landmaler, unter dessen geschickter Leitung er schöne Fortschritte in der Kunst machte. Mit 18 Jahren vollendete er ein schönes Altarbild. Nun kam er nach Straubing zum Maler J. A. Merz, der für die zur Ausmalung übernommene Kirche in Oberaltaich eben Gehilfen suchte. Wie lange H. bei Merz gemalt, ist nicht bekannt, er begab sich sofort nach Augsburg und fand bei J. G. Bergmüller freundschaftliche Aufnahme. Bergmüller, ein sehr geschickter Künstler, machte nun H. aufmerksam, daß er, um in der Kunst eine höhere Stufe zu erreichen, nicht nur die besten Dichter lesen, sondern mit Ernst Geschichte, Mythologie, Optik, Anatomie und Geometrie studiren müsse. H. folgte dem Rathe seines Meisters, zu gleicher Zeit studirte er die Arbeiten ausgezeichneter Künstler, an denen es in Augsburg nicht fehlte, und versuchte sich mit der Radirnadel, die er mit Geschick handhabte. Sechs Jahre arbeitete H. unter Bergmüller’s Anleitung in Augsburg und führte mehrere Arbeiten mit ihm gemeinschaftlich aus. Nun trat H. als selbstständiger Künstler auf, bekam bald zahlreiche Aufträge, namentlich vollendete er eine Reihe von Gemälden an der Außenseite von Häusern, die aber theils dem Zahne der Zeit, theils dem wandelnden Geschmacke weichen mußten. H. arbeitete nicht bloß in Augsburg, wo jedoch die meisten seiner Bilder sich befinden, sondern auch in Franken, 1737 in Bonn, und folgte zuletzt einem Rufe des Churfürsten von Cöln, um die Hofkirche von Clemenswerth zu malen. H. erreichte wohl noch, aber bereits leidend, Clemenswerth, jedoch nur, um dort, erst 31 Jahre alt, zu sterben. H.’s vorzüglichste Arbeiten sind die bereits erwähnten Häusergemälde, die sich mehrtheils im Stiche erhalten haben, und zwar finden sich in dem bereits sehr seltenen Werke: „Picturae a Fresco in aedibus Augustae Vindelicorum a J. Holzer sculpt. a J. E. Nilson“, 28 Blätter, die schönsten seiner Häuser-Fresken. Seine anderen Fresken in Augsburg sind: Der Plafond in der Schreibstube des Obwexer Hauses, auch von Nilson gestochen; „Der ewige Vater“, am Plafond der Obwexer’schen Hauscapelle; „Die Krönung Mariens“, an einem Bürgerhause am Stephansplatze; „Der Ecco homo“, über dem Klinkerthore, mit lebensgroßen Figuren, von ihm selbst radirt; „Die H. Maria neben dem Leichnam Christi“, an dem Gasthaus zu den drei Kronen; „Castor und Pollux“, am Buckhause; „Die tanzende Monole“, an der Decke des Gartensaales im nämlichen Hause; in Eichstädt, im Gartensaale des Erzbischofs, an der Decke: „Das Mahl der Götter“; im Benedictinerstifte zu Schwarzach am Main in Franken, die herrlichen Fresken in der Klosterkirche: „Der H. Benedict in der himmlischen Glorie“ in der Kuppel, „Die Verklärung Christi auf Tabor“, „Die Marter des H. Sebastian“, „Die H. Felicitas mit ihren sieben Söhnen“, „Die Stiftung des [249] Klosters“ und „Die päpstliche Bestätigung derselben“ an den Plafonds; endlich der Plafond in der Filiale St. Anton bei Partenkirchen in Oberbayern, eines von H.’s besten Fresken. Von seinen Altarbildern sind zu nennen, in der Jesuitenkirche in Augsburg: „Der Sturz der Engel“; in der Kirche des kön. Gymnasiums: „Der H. Ignaz von Loyola“ und „Der H. Franz Xaverius“, ersterer 1735, letzterer 1737 gemalt; ein „Christus am Kreuze“, im Privatbesitze und so vortrefflich, daß von diesem Bilde über ein Dutzend Copien bestehen, wie denn überhaupt längere Zeit hindurch die besten Maler Augsburgs, als Huber, Günther, Schafler, Mages, bemüht waren, Holzer’s Arbeiten zu copiren. In der Klosterkirche zu Diessen ist der H. Michael, Altarbild, H.’s Werk. Auch Bildnisse hat Holzer gemalt, aber seltener, weil er diesen Zweig der Kunst nicht liebte, und nur aus Freundschaft ausübte, so sind von ihm vorhanden die Bildnisse des Malers Bergmüller und seiner Frau, des Kupferstechers Pfeffel, der Katharina Sperling, die letzteren drei von Hayd in schwarzer Manier gestochen; des Churfürsten Clemens, lebensgroß auf Holz gemalt, dieses wurde nach dem Umrisse ausgeschnitten in das churfürstliche Gemach gestellt, wo es jeden Eintretenden so täuschte, daß er glaubte, den lebenden Churfürsten vor sich zu sehen. Mehrere seiner merkwürdigsten Bilder, darunter das einst vielgerühmte an einem Hause in Augsburg: Der stehende, springende und fallende Hirsch, ein Meisterstück optischer Täuschung, sind leider übermalt. Von H.’s Radirungen sind 25 Blätter bekannt: 14 Blätter in Rembrandt’s Manier, theils nach eigener, theils nach Bergmüller’s Zeichnung; – „Die Enthauptung des Täufers“; – „Judith und Holofernes“; – „Die Anbethung der Hirten“, nach eigener Erfindung; – „Die Anbethung der Könige“, nach Bergmüller; – „Die vier Temperamente“, nach Ebend.; – „Pilatus stellt Christus dem Volke vor“; – „Maria in einer Engelglorie“; – „Die fünf Sinne“, nach Bergmüller in Arabeskenform – und „Die vier Jahreszeiten“, nach Ebendems. in gleicher Weise. Die meisten Blätter in 4“. Holzer war ein bedeutender Künstler; mit reicher Erfindungsgabe ausgestattet, zeichnete er richtig, vertheilte genau Licht und Schatten; seine Gruppen waren gut gestellt, sein Colorit wahr und angenehm; besonders glücklich war er im Ausdrucke der Leidenschaften; als Freskenmaler nennt ihn Zapf gleichsam den Schöpfer der neuen Freskenmalerei in Deutschland. Jedoch tadelte man ihn in der Architektur und Ornamentik, in welchen er übrigens dem Geschmacke seiner Zeit gefolgt war; aber man führt eben ihn als überzeugenden Beweis an, daß es ein Vorurtheil sei: Nur jene als große Künstler gelten zu lassen, die sich in Italien gebildet; denn H. war nie in Italien gewesen und hat Werke geschaffen, die würdig sind, an Seite der besten von den Besten aufgestellt zu werden.

Kilian (G. Ch.), Kunst- und Ehrengedächtniß des J. B. Holzer (Augsburg 1765) [fehlt in E. M. Oettinger’s „Bibliographie biographique universelle“ (Bruxelles, Stiénon, Lex. 8°.)]. – Baur (Samuel), Gallerie historischer Gemälde aus dem achtzehnten Jahrhundert (Hof 1806, Ad. Grau, 8°.) Theil VI, S. 303 [auch unter dem Titel: „Character-Zeichnungen interessanter Menschen aus der neuen Geschichte“ (ebd.) Theil 2, S. 303]. – Ersch und Gruber, Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste, II. Sect. 10. Theil, S. 135. [Dieses wie auch andere Werke nennen seinen Geburtsort irrig Burgrieß statt Burgeis; nach diesem wäre er auch erst 1741 und zwar auf der Reise nach Clemenswerth gestorben.] – Meusel (Joh. Georg), [250] Miscellaneen artistischen Inhalts (Erfurt 1779 u. f., 8°.) Heft 1, S. 42; Heft 8, S. 54, Biographie von Zapf. – Fiorillo, Geschichte der Malerei in Deutschland, Theil III, S. 383. – Staffler (Johann Jacob), Das deutsche Tirol und Vorarlberg, topographisch mit geschichtlichen Bemerkungen (Innsbruck 1847, Fel. Rauch, 8°.) Bd. I. S. 165. – Tirolisches Künstler-Lexikon (Innsbruck 1830, Fel. Rauch, 8°.) S. 91. – Tiroler Zeitschrift (Innsbruck 1834, Wagner, 8°.) Bd. VII, S. 272. – Nagler (G. K. Dr.). Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1838, E. A. Fleischmann. 8°.) Bd. VI, S. 273. – Frankl (L. A.), Sonntagsblätter (Wien, 8°.) I. Jahrg. (1842), S. 287: „Einladung zum Diner“ [aus Holzer’s Leben]. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. II, S. 638. – Die Künstler aller Zeiten und Völker. Begonnen von Prof. Fr. Müller, fortges. von Dr. Karl Klunzinger (Stuttgart 1860, Ebner u. Seubert, Lex. 8°.) Bd. II, S. 396.