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BLKÖ:Holitscher, Wolfgang

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Hollart, Casimir
Band: 9 (1863), ab Seite: 225. (Quelle)
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Holitscher, Wolfgang (Humanist, geb. zu Altofen im Jahre 1797, gest. zu Pesth 5. Februar 1859). Der Sohn [226] nicht unbemittelter jüdischer Eltern, erhielt er eine gute Erziehung, und in seinem Streben, sich möglichst schnell eine eigene Existenz zu begründen, trat er noch sehr jung in das Fruchtgeschäft von Marcus Abelsberg, gewann aber bald solchen Einblick in diesen Handelszweig, daß er schon 1812, erst 15 Jahre alt, eigene Geschäfte unternahm. Dabei wie ein Ascet lebend, den Winter über im ungeheizten Zimmer, im hohen Grade mäßig, wurde er allgemein für geizig gehalten, während er heimlich große Wohlthaten übte und insbesondere seine armen Verwandten mit ansehnlichen Summen unterstützte. Im Jahre 1845, von einer schweren Krankheit genesen, verfügte er über sein großes Vermögen der Art, daß ein Theil desselben frommen Stiftungen zufalle. In der Sitzung der Pesther israelit. Cultusgemeinde vom 25. Februar 1848 legte er zu Gunsten der frommen Stiftungen, die er im Sinne hatte, eine Verpflichtungsurkunde nieder, welcher zufolge er sich noch bei Lebzeiten anheischig machte, vom Betrage von 45.000 fl. C. M. die 6percentigen Interessen zu den bezeichneten edlen Zwecken zu entrichten, welche nach seinem Tode in den von ihm angegebenen Summen als Stiftungscapitalien anzusehen seien. Er vermehrte diese Summe nach der Hand bis zu 55.600 fl., welche, als er starb, in 5percentigen Metalliques ausbezahlt wurden. Hier folgen nur die wichtigsten Posten seiner Spenden: Zur Bekleidung armer Schulkinder in Pesth, Ofen und Altofen 16.000 fl.; 5 Betten im israelitischen Spitale zu Pesth 3000 fl.; Ausstattungsfond für 2 Mädchen 2000 fl.; Armenunterstützungsfond 8000 fl.; Pesther israel. Verein zur Förderung der Handwerker 1000 fl.; israel. Pensionsinstitut in Pesth 1000 fl.; Fond zu Beiträgen an Angestellte in Rabbinats-, Schul-, Kanzlei-, Tempel- und anderen Fächern 9500 fl. und noch viele andere kleinere Summen; außerdem stiftete er zum Tempelbaue 2000 fl., legirte für israelitische Begräbnißplätze sowie für den israelitischen Handwerksverein von Pesth gleich große Summen u. s. w. Holitscher war Ausschußmitglied des ungarischen Lloyd, Gemeinderath der Stadt Pesth, seit 1853 Bürger von Pesth und seit 1854 Cultusrath der Pesther israelitischen Gemeinde. Das Andenken dieses Wohlthäters, der im Alter von 62 Jahren starb, wurde durch Aufstellung eines von Johann Kauser in Pesth aus Mauthausner Granit verfertigten Monumentes auf Holitscher’s Ruhestätte im israelitischen Friedhofe zu Pesth geehrt, welche im Februar 1860 stattfand.

Rosenberg (Leopold), Jahrbuch für die israelitischen Cultusgemeinden in Ungarn und seinen ehemaligen Nebenländern. 5621 (Arad 1860–1861). S. 328. – Beth-El. Ehrentempel verdienter ungarischer Israeliten. Von Ignaz Reich (Pesth 1856, Alois Bucsanszky. 4°.) Heft I, S. 49. – Bürger-Zeitung (Pesth. Fol.) 1860, Nr. 33.