BLKÖ:Hansen, Theophil
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 7 (1861), ab Seite: 330. (Quelle) | |||
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Sina’schen Sternwarte und der reichen Behausung eines Griechen, Namens Demetrius, gedacht sein soll. Einer Einladung des ausgezeichneten Wiener Architekten Ludwig Förster [s. d. Bd. IV, S. 270], der dem jungen und tüchtigen Künstler eine Geschäftsverbindung antrug, folgend, verließ H. Griechenland und kam im März 1846 nach Wien, wo er sich seitdem bleibend niedergelassen und das er nur in Folge seines Berufes dann und wann für kurze Zeit verläßt. Vereint wirkten nun beide Künstler, und Förster’s „Allgemeine Bauzeitung“ gibt Nachricht über mehrere von ihnen gemeinschaftlich ausgeführte Arbeiten, von denen hier beispielsweise genannt sein mögen in und um Wien: Die evangelische Kirche in der Vorstadt Gumpendorf, die Baron L. Pereira’sche Villa in Altenberg bei Greifenstein. Als im Jahre 1849 der Wirkungskreis für Architekten in Wien in fast bedenklicher Weise sich zu verringern schien, wollte auch H. Wien verlassen, wurde aber von Förster, dessen Tochter H. im Jahre 1851 geheirathet hatte, [331] überredet, in Wien zu bleiben, und der Vermittelung Förster’s gelang es, die Beteiligung Hansen’s am Bau des Arsenales, an welchem Förster thätig war, zu erwirken. Es wurde beiden nach dem von ihnen gemeinschaftlich eingereichten Concursprojecte für das ganze Etablissement, der Bau des Waffenmuseums, der großen Gewehrfabrik und der Schießstätte übertragen und Hansen baute mit Förster gemeinsam die Gewehrfabrik und die Schießstätte bis zu deren Vollendung, und das Waffenmuseum bis zum ersten Stockwerke. Zugleich wurde ihnen der Entwurf von Plänen für die Kanonenwerkstätte übertragen. Während Förster nun in den Jahren 1850 und 1851 Reisen in Belgien, Frankreich und England machte, um die bestehenden Kanonenwerkstätten studiren, führte H. den Bau im Arsenale und auch dann noch allein fort, nachdem Förster von seiner Reise zurückgekehrt war. Von Hansen’s anderen Bauten in Wien sind anzuführen: Der im byzantinischen Geschmacke und gelungen ausgeführte Umbau des Pfarr- und Schulgebäudes der nicht unirten Griechen in Wien auf dem alten Fleischmarkte, welches zugleich den Eingang zur Kirche bildet (1858); die neue Fronte des Baron Sina’schen Hauses auf dem Hohenmarkte; die evangelische Schule (neben dem polytechnischen Institute), zu welcher H. auch den Plan entworfen hat; der evangelische Friedhof und die Capelle auf demselben im byzantinischen Style; die Umstaltung des Schlosses Hörnstein für Seine kaiserliche Hoheit den Erzherzog Leopold; auch hat H. im Auftrage Seiner Majestät des Kaisers 1854 die Pläne für das königl. Invalidenhaus ausgeführt, welches in Lemberg erbaut werden soll. Ferner hat Baron Sina dem Architekten H. den Bau der griechischen Akademie der Wissenschaften in Athen, welcher auf Sina’s Kosten nach Hansen’s Plane ausgeführt wird, übertragen und zu diesem Zwecke unternahm H. in letzter Zeit eine Reise nach Griechenland, von welcher er im April 1861 nach Paris zurückkehrte, wo sich damals eben Baron Sina befand. H. erkrankte in Paris an der egyptischen Augenkrankheit und die laut gewordene Besorgniß, daß er mit dem Verluste des Augenlichtes bedroht sei, wurde erst in letzter Zeit, in welcher tröstlichere Nachrichten über seinen Zustand einliefen, gehoben. Nach seiner Genesung kehrte H. wieder nach Wien zurück.
Hansen, Theophil (Architekt, geb. zu Kopenhagen 13. Juli 1813). Bei seiner großen künstlerischen Anlage wurde er Zögling der kön. Akademie der Künste in seiner Vaterstadt, in welcher er von seinem 11. bis 24. Jahre verblieb, und einen großen Theil der für die Architektur bestimmten Preise erhielt. Mit einem reichlichen Reisestipendium versehen, verließ er im Jahre 1838 die Anstalt, um sich auf Reisen ferner für seine Kunst auszubilden. Er besuchte Berlin, Dresden, Prag, Nürnberg, Regensburg, München und seine Studien in diesen Städten sind in den ersten Blättern seines Skizzenbuches niedergelegt. Nun setzte er seine Reise nach Italien fort, besuchte Verona, Vicenza, Padua, Venedig; künstlerische Sehnsucht und die Liebe zu seinem Bruder drängte ihn aber nach Griechenland, das, wie Italien, das goldene Land der Bildner- und Malerkunst, das goldene Land der Baukunst ist. In Athen, diesem Rom der Architekten, sollte er mit seinem Bruder Christian, welcher daselbst seit sechs Jahren arbeitete, vereint schaffen. Theophil ließ sich nun in der Griechenhauptstadt nieder und verweilte acht Jahre in derselben. An den herrlichen Werken Griechenlands bildeten sich sein schon geläuteter Geschmack und Kunstsinn aus; auch wirkte er als Lehrer an der technischen Lehranstalt Athens und führte mehrere Bauten aus, von denen hier nur der Baron- Faust. Poligrafisch-illustrirte Zeitschrift für Kunst, Wissenschaft u. s. w. (Wien, M. Auer, gr. 4°.) III. Jahrg. (1856), Nr. 4, S. 38. – Vischer (Friedrich Theodor Dr.), Kritische Gänge. Neue Folge. (Stuttgart 1860, J. G. Cotta, 8°.) Heft 1, S. 111. [Wenn Herr Vischer seinen Paneygyricus auf unseren Künstler mit den Worten einleitet: „Ich traf bei Rahl (in Wien) noch Jemand, der mich an die Tage in Athen erinnerte: Christian Hansen, den Architekten, der mit Roß und Schaubert das berühmte Werk über die Akropolis von Athen herausgegeben hat. Jetzt wird er uns nicht die Propyläen hinaufführen zum reizenden schlanken Niketempel, zum Erechtheon, zum Pantheon, wir werden nicht ausschauen nach dem Pentelikon, Lykobettus, Hymetus, auf den Oelwald, auf Küsten und Meer, wie sie im purpurnen Abendroth schimmern, nicht seine eigenen Werke an der classischen Stätte, nicht die Räume kann er uns zeigen, wofür eben jene Fresken bestimmt sind“, so verwechselt er hier unsern Hansen, welcher Theophil heißt, mit seinem Bruder Christian, welcher in Athen lebt und von dem das eben Gesagte gilt; alle weiteren Hansen’s künstlerische Thätigkeit anerkennenden Auslassungen Vischer’s beziehen sich aber auf unsern Hansen]. – Deutsches Kunstblatt 1855, Nr. 48. – Die Künstler aller Zeiten und Völker, begonnen von Professor Fr. Müller, fortges. von Dr. Karl Klunzinger (Stuttgart 1856, Ebner und Seubert, gr. 8°.) Bd. II, S. 42. – [332] Fremdenblatt (Wien, 4§.) 1861, Nr. 122 und 125 [unter den Theater- und Kunstnotizen]. – Porträt. In Kupfer geschabt von Christian Mayer (Wien 1856, gr. 4°.) [schönes, wohlgetroffenes, meisterhaft gearbeitetes Porträt].